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14. Februar 2011. Der Karlsruher Autor Wolfgang Burger hat schon etliche Krimis um den Heidelberger Ermittler Alexander Gerlach geschrieben – und das mit großem Erfolg. Der Mord in seinem aktuellen Roman „Eiskaltes Schweigen“ geschieht in Heddesheim und spielt in Teilen auch in Ladenburg. Kein Wunder also, dass bei der Lesung am vergangenen Donnerstag der Pflug/Bürgerhaus fast bis auf den letzten Stuhl besetzt war.
Von Sabine Prothmann
„Warum gerade Heddesheim?“, wollte Eva Maria Wustmann, die Leiterin der Gemeindebücherei, gerne wissen. Aber darauf ließ sich Wolfgang Burger nicht ein. Erst die Lesung, dann die Fragen.
Doch vorweg erklärt er, er wisse schon, dass die Heidelberger Polizei nicht für Heddesheim zuständig sei, „aber das wusste sie selbst nicht so genau“, zudem sei das dichterische Freiheit und er habe gedacht, das fällt keinem wirklich auf – „das war aber ein Irrtum“.
Er beginnt auf der ersten Seite, das Szenario ist das höchste Hochhaus – und davon gibt es nicht viele – in Heddesheim. Hier war ein Mord geschehen und der Kriminaloberrat Gerlach betritt in den frühen Morgenstunden nach einer durchzechten Nacht – er war auf einer griechischen Hochzeit – den Tatort.
In der folgenden Stunde wählt Burger die Stellen aus seinem Krimi aus, die den Ermittler und sein Umfeld beschreiben. Die Zuhörer lernen ihn kennen. Sein Leben als alleinerziehender Vater von pubertierenden Zwillingstöchtern, als Liebhaber von Teresa, erleben ihn bei dem Verhör des Verdächtigen, begleiten ihn ins Leichenschauhaus zum zweiten Mordfall und bei der Befragung des Freundes des ersten Opfers.
Burger hat die Stellen geschickt ausgewählt, sie verraten viel von der Hauptfigur und vom Thema, aber sie nehmen rein gar nichts von der Handlung vorweg.
Burger liest leise, vielleicht etwas zu schnell und mit dem leichten Singsang der Karlsruher in den nordbadischen Ohren der Gäste. Doch es gelingt ihm Spannung aufzubauen. Mit trockenem Humor beschreibt Burger seinen Protagonisten und die Situationen, in denen er sich befindet.
Er liest viel. Er erzählt von dem Leben des Ermittlers, er legt Spuren – aber von der Handlung, vom Plot verrät Burger eigentlich gar nichts – das macht er sehr geschickt.
Warum Heddesheim? „Ich war auf der Suche nach einem Hochhaus.“
Nun endlich kann sie gestellt werden – die Frage: „Warum denn Heddesheim?“ Was hat diesen Ort so besonders gemacht, dass ein Autor hier einen Mord geschehen ließ?
Die Antwort ist ernüchternd: „Ich war auf der Suche nach einem Hochhaus“, erklärt Burger.
In der Recherchephase mache er sich zunächst mit Google Maps auf auf die Suche, dann schnappe er sein Motorrad undfahre die Orte ab, erzählt er. Denn „man merkt, ob der Autor vor Ort war“. So habe er sich zunächst ein Hochhaus in Ladenburg ausgesucht, das sich dann aber als Bürogebäude herausstellte.
So wurde Heddesheim also eher zufällig zum Schauplatz eines Verbrechens und bei Burger-Lesern berühmt. „Sie bekommen jetzt Tourismus“, meint der Schriftsteller lachend.
In Heddesheim war er vor Ort und freundlicherweise habe ihm der Hausmeister erlaubt, das Gebäude zu betreten. Auch in Ladenburg, wo ein Teil der Handlung spielt, war Burger unterwegs, „aber ob der Kartoffelsalat im „Ochsen“ wirklich so gut schmeckt, wie ich es im Roman geschrieben habe, weiß ich nicht.“ Eigentlich schade, dass er das nicht ausprobiert hat.
Vor der Reihe um den sympathischen Kriminaloberrat Alexander Gerlach schrieb Burger fünf Krimis über Karlsruhe, da kommt er schließlich her. Doch für Karlruhe interessiert sich keiner, „vor allem nicht die Karlruher“, musste Burger feststellen. Dagegen seien die Kurpfälzer Lokalpatrioten. Liege der Regionalkrimi neben der Kasse, sei er schon fast gekauft, meint er schmunzelnd.
„Die Gesamtauflage aller „Burgers“ steigt auf über eine Viertelmillion.“
Die Auflagen, die Burger erreicht, zeigen, sein Plan, Heidelberg als Schauplatz zu nehmen, ist aufgegangen. Auf Burgers Facebook-Seite kann man lesen: „Die Gesamtauflage aller „Burgers“ steigt auf über eine Viertelmillion.“- So sieht eine Erfolgsgeschichte aus.
Aber nicht nur der Ort ist ausschlaggebend, sondern auch die Hauptperson. „Ich habe mich gefragt, wie muss der Protagonist sein?“, so Burger.
So ist die Figur des sympathischen Ermittlers Gerlach entstanden, mit all seinen menschlichen Sorgen und Nöten. Und der Kriminaloberrat gefällt den Lesern. „Eiskaltes Schweigen“ ist die sechste Geschichte um und mit dem Protagonisten. Im Juni dieses Jahres erscheint der nächste Krimi „Der fünfte Mörder“ und der achte, „Die falsche Frau“, ist schon im Werden.
Im „Fünften Mörder“, „lasse ich es krachen“, da gibt es einige Leichen, verrät Burger, eine wird aus dem Neckar gefischt.
Wie seine Krimis entstehen, möchte jemand wissen, hat er einen bestimmten Plan? „Nein“, antwortet der Autor, „da gibt es keinen Plan, die Geschichte entwickelt sich von Buch zu Buch“. Es dauere rund zwei Jahre von der ersten Idee bis das Buch erscheine. „Die großen Verlage planen langfristig“, erklärt er.
„Und wie kommen sie zu neuen Ideen?“, fragt ein Zuschauer. „Das mit den Ideen ist so eine komische Sache, die kommen ganz plötzlich“, berichtet Burger. Manchmal sind es Zeitungsnotizen von realen Verbrechen, die ihn inspirieren.
„Man kann heutzutage kaum noch morden, ohne dass es aufgeklärt wird“.
Ob bei ihm jeder Mord aufgeklärt wird, möchte ein anderer wissen. „Der wird immer aufgeklärt, aber nicht jeder Täter wird verhaftet“, sagt Burger. Denn so sei es auch in der Realität: „Man kann heutzutage kaum noch morden, ohne dass es aufgeklärt wird“.
Nach der Lesung ist Signierstunde, viele Burger-Fans haben ihre Bücher mitgebracht oder kaufen sich eines vom Büchertisch der Buchhandlung. Jetzt gibt es auch die Möglichkeit, ein paar Worte mit dem Autor zu wechseln.
Wer mehr zu Wolfgang Burger und seinem Krimi „Eiskaltes Schweigen“ lesen möchte, findet hier zwei weitere Artikel auf dem heddesheimblog.