Hirschberg/Weinheim/Rhein-Neckar, 14. November 2014. (red/pro) In Weinheim wird am 10. Juni ein neuer Oberbürgermeister gewählt – so denn einer der vier Kandidaten die Wahl auf Anhieb mit 50 Prozent und 1 Stimme gewinnt. Im Vorfeld gibt es Hickhack. Wie immer. Ein Leser meint mit einer Zuschrift uns über “katastrophale” Entwicklungen in Hirschberg informieren zu müssen. Verantwortlich: Bürgermeister Manuel Just, der einer der Kandidaten in Weinheim ist. Wir haben dem Leser geantwortet und machen das öffentlich. Aus grundsätzlichen Gründen.
Anm. d. Red.: Bei dieser Veröffentlichung handelt es sich um die originale Antwort auf eine Zuschrift, die uns am 03. Februar erreicht hat und in erheblichem Maße den amtierenden Bürgermeister der Gemeinde Hirschberg, Manuel Just, angreift. Der Verfasser der Zuschrift ist Bürger der Gemeinde. Wir erhalten häufig Zuschriften von Bürgern und Lesern und von “Quellen”, die wir grundsätzlich schützen, wenn deren Informationen zwar öffentlich relevant sind, aber persönlich Schaden erzeugen könnten. Quellenschutz ist für uns heilig. Herr X hat sich aber in einer Bürgerinitiative engagiert und auch als Buchautor betätigt und damit Öffentlichkeit gesucht und gefunden – nicht bei uns, weil sein “Buch” uns keine Zeile wert war. Aktuell interveniert er in erheblicher Weise gegen den Kandidaten Just – und ein solches Verhalten ist von öffentlicher Relevanz. Wer Öffentlichkeit sucht, kann das und darf das. Aber dann muss man auch mit Öffentlichkeit auf das eigene Wirken rechnen. Wer mangelnde Fairness kritisiert und selbst unfair agiert, macht sich selbst zum Gegenstand öffentlichen Interesses – weil “hinter den Kulissen” nicht nur “Amtsträger” betrifft, sondern auch andere “Akteure”.
Sehr geehrter Herr X,
ich schreibe Ihnen mal ein offenes Wort. Das dürfen Sie sogar öffentlich verwenden, wenn Sie “investigativ” sein wollen.
Ich recherchiere immer korrekt und “sauber”. Und ich spreche mich nicht mit anderen Medien über was auch immer ab. Beides ziehen Sie mit Ihrer Zuschrift in Zweifel – “scherzhaft” gemeint, macht es nicht besser.
Ihre Betrachtungen sitzen einem grundsätzlichen Fehler auf. Souverän der Gemeinde ist der Gemeinderat, nicht der Bürgermeister. Alle wesentlichen Entscheidungen der Gemeinde verantwortet dieses Gremium, der BM als stimmberechtigtes Mitglied ist Teil davon, aber eben nur mit einer Stimme. BM Just ist höchstselbst nur für Geschäfte der laufenden Verwaltung zuständig und mir ist nicht bekannt, dass es hier zu Unstimmigkeiten gekommen wäre.
Die Gemeinde ist auch weder in einem katastrophalen noch ruinösem Zustand, sondern hat sehr spezielle infrastrukturelle Bedingungen, die wie in jeder anderen Gemeinde auch, komplex sind und häufig nicht vergleichbar.
Meine Erfahrungen mit Herrn Just sind von großer Verbindlichkeit, ehrlichen Aussagen und einer geraden Linie geprägt. Sie wissen, dass ich durchaus kritisch mit Amtsträgern umgehe, wenn ich durch Analyse den Eindruck gewinne, dass dies notwendig und von öffentlichem Interesse ist.
Sie haben in der Vergangenheit häufig emails geschrieben, wir haben telefoniert – aber bis auf vage Vermutungen hatten Ihre Zumeldungen keinerlei Substanz, die bei mir den Impuls auslösen konnten, “tiefer” einzusteigen. Ich habe auch in Ihr “Buch” reingeschaut und es nach dem Lesen einer beliebigen Seite beiseite gelegt. Prädikat: Hier will sich jemand auf Kosten eines anderen inszenieren.
Wenn jemand schon seine “humorige” Art betont, statt sich nüchtern auf Fakten zu konzentrieren und ganz offensichtlich von Polemik getrieben ist, kommt nach meiner Erfahrung am Ende nicht viel rum. Möglicherweise haben Sie kritikwürdige Informationen erarbeitet – aber Sie konnten dafür nicht interessieren und nicht deutlich machen, warum diese von Bedeutung sind.
Mein ehrlicher Eindruck ist, dass Sie von einer Art fixen Idee getrieben sind – warum auch immer.
Sie haben möglicherweise auch einen vollständig verkehrten Eindruck von Journalismus, wie ich ihn verstehe. Erste Aufgabe ist eine möglichst umfassende Information der Öffentlichkeit über öffentlich relevante Sachverhalte – das sollten Medien so gut machen, wie sie das unter gegebenen Umständen tun können. Gegebene Umstände sind Manpower, Geld, Gesetze usw.
Mein Selbstverständnis ist nicht, Leute zu jagen und zur Strecke zu bringen – es können Umstände auftreten, die durch Berichterstattung auch zum Ende von Karrieren führen (was durch meine Berichte schon mehrmals der Fall war), aber das ist nicht die vordergründige Aufgabe. Viele Medien stellen sich anders dar, ich halte das für eine vollständige Selbstüberschätzung und häufig einfach nur für eine Inszenierung. Ich nehme eine grundgesetzlich mögliche Aufgabe wahr, aber weder ich noch einer meiner Mitarbeiter ist Strafverfolgungsbehörde noch ein Gericht.
Wenn Sie von einem strafbaren Verhalten ausgehen, können Sie zur nächsten Polizeidienststelle gehen und Anzeige erstatten. Sie können sich auch an die Staatsanwaltschaft wenden. Sie können die Rechtsaufsichtsbehörde beim Landkreis anschreiben und das Regierungspräsidium als vorgesetzte Behörde. Sie können jede Menge Behörden in Kenntnis setzen über Ihre Zweifel an Herrn Just.
Sie können aber auch vermuten, dass “alle unter einer Decke” stecken – und dass das nur ein Herr X weiß. Und diesen Eindruck habe ich – leider von Ihnen. “Verschwörungstheoretiker” gehören zu meinem Berufsrisiko.
Sehen Sie die Kandidatur von Herrn Just doch als Chance. Sollte er OB in Weinheim werden, können Sie sich mit Ihrer akribischen Befassung mit der Gemeinde Hirschberg an der Bergstraße um das Amt des Bürgermeisters bewerben und alle Ihre Anregungen einbringen.
Dann können Sie ultimativ zeigen, dass Sie es besser können – weiterer Vorteil: Sie erhalten Einblick in Internas, die Sie bislang nicht kennen und könnten mit validen Informationen den Rechercheur Hardy Prothmann “füttern”, damit dieser dem Herrn Just dann für alle Zeiten das Handwerk legt…
Damit es dazu kommt, müssen Sie allerdings die Bürger/innen überzeugen, dass Sie ein guter Nachfolger für Herrn Just und BM für Hirschberg wären.
Ich prophezeie Ihnen schon heute, dass Ihnen das nicht gelingen wird.
Mit freundlichen Grüßen
Hardy Prothmann
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