Heddesheim/Ilvesheim, 14. September 2013. (red/aw) Es ist die Leidenschaft für die Musik, die sie verbindet: Marina Neef aus Heddesheim und Dalibor Lucic aus Ilvesheim machen seit etwa sechs Jahren gemeinsame Sache. Musik ist ihr Hobby und jetzt haben sie ihren ersten professionellen Videoclip gedreht. Mit Erfolg, denn in zehn Tagen erhielten sie über 2.000 Klicks auf der Video-Plattform Youtube. Für die Beiden allerdings kein Grund gleich abzuheben.
Von Alexandra Weichbrodt
„Du gehst“ ist Lovepop made in Ilvesheim und Heddesheim. Der Beat, der Text: Alles stammt aus der Feder von Dalibor Lucic. In seinem Heimstudio erarbeitete der 32-Jährige die deutsche Rap-Pop Nummer. Ein Titel, der ins Ohr geht. Sprechgesang gepaart mit melodischen Teilen, gesungen von Marina Neef.
Zwischen uns passt es einfach. Ich hatte die Beats schon lange, suchte nur noch die passende Hook. Marinas Stimme ist ein Brett, sie passt perfekt,
so Dalibor, der als Produzent und Rapper besser bekannt ist unter dem Namen Dahli. Auch Marina hat sich für das gemeinsame Projekt einen Künstlernamen zugelegt: Mary N.. Zusammen sind sie Dahli feat. Mary N. und haben eine „Mission“, wie sie scherzhaft sagen. Die Mission der guten Musik? Ja, vielleicht. Aber vor allem die Mission der Leidenschaft für etwas.
„Du gehst“ ist der erste gemeinsame Song
Beide machen schon lange Musik. Die 36-jährige Marina sang schon „immer“ und „alles“. Sie sang in verschiedenen Bands, u. a. für die Country-Combo Billy White und trat auf Hochzeiten auf.
Dahli ist Rapper aus Leidenschaft, wuchs auf mit Vorbildern wie Kool Savas. Er fing als Produzent mit Drum’n’Bass-Stücken an, rappte aber auch Stücke aus der Sparte „Gangsta-Rap“. Kraftausdrücke und Pöbeleien waren lange Zeit Teil seines Reportoires.
Doch man wird älter und reifer, heute drücke ich mich anders aus,
sagt er. Allerdings ohne dabei an Authentizität zu verlieren. Gut so, denn sonst hätte die Zusammenarbeit mit Marina auch nicht funktioniert. Die 32-jährige Mama und Ehefrau findet diese Art von Texten nämlich alles andere als gut:
Ich finde man kann sich auch ausdrücken, ohne verletztend oder beleidigend zu sein.
Sie hat eine 12-jährige Tochter, der sie nun manchmal ein bisschen peinlich ist. „Sie hat gesagt, dass sie das Video besser fände, wenn man mich nicht darin sehen würde“, erzählt Marina. Das sei aber okay, eigentlich sei sie ein großer Fan. Jetzt, da aber jeder die Mama im Internet sehen könne, sei das schon ein wenig komisch. Marinas größter Fan ist die Schwiegermama, unterstützt wird sie allerdings von der gesamten Familie.
Ich könnte ohne Musik nicht existieren. Das ist mein Ventil.
Ähnlich ist das auch bei Dalibor. Bei ihm Zuhause ist Musik ein großes Thema. Seine Freundin Ayse ist Unterstützerin und Kritikerin gleichermaßen:
Und Ideengeberin: Von ihr stammt die Idee mit der Telefonzelle im Video.
Dalibor und Marina lernten sich im Supermarkt kennen. Beide arbeiten dort, sie – eigentlich gelernte Krankenschwester – ist Fachverkäuferin, er Abteilungsleiter im Service. Über acht Jahre kennen sie sich, jetzt kam es zum ersten richtigen Projekt.
Ein Hobby, das Einsatz fordert
Ganze drei Wochen hat die Fertigstellung von „Du gehst“ gedauert. Der Dreh für das Video noch einmal etwa sieben Stunden.
Wir wollten den Menschen auch etwas Visuelles zum Song bieten, daher das Video. Für uns beide war es der erste Dreh.
Damit spiele man noch einmal mit einer „ganz anderen Liga“. Aufregend und unterhaltsam seien die Dreharbeiten gelaufen, aber sie waren auch angespannt, erzählen die beiden.
Professionelle Unterstützung erhielten sie von Goltpicture, der Firma von Kumpel Tim. „In den Bereichen, in denen wir uns bewegen, bist du auf Hilfe angewiesen. Das ist ein Geben und Nehmen,“ erklärt Dahli.
Ja, Musik machen ist kein billiges Hobby. Auch, wenn dank digitaler Technik große Instrumentenanschaffungen ausbleiben.
Trotzdem investieren selbst Amateure viel. Vor allem Zeit. Dalibor sei außerdem ein „totaler Perfektionist“, verrät Marina. Aber Dalibor ist auch loyal:
Würde mir eine Plattenfirma anbieten „Du gehst“ groß rauszubringen, dann definitiv nur mit Marina.
Kompromisse, nur für den Erfolg kommen für ihn nicht in Frage. „Ich würde ein solches Angebot nur annehmen, wenn ich genau das machen kann, was ich will.“ Doch sowohl Dalibor als auch Marina sind beide Realisten. Sie wissen, wie es in der Branche um Künstler steht, die ihr eigenes Ding machen wollen: „Die haben es schwer“.
Heutztage werden Künstler geformt. Das Outfit, das Auftreten, der Song – alles wird von anderen Leuten produziert und der Künstler selbst ist nur noch in der ausführenden Rolle,
sagt Mary N.. Sie hingegen sei nicht mehr „verbiegbar“. Dass es heute mehr um den Vermarktungswert als um Talent geht, haben beide persönlich erlebt. Beide haben Casting-Erfahrung, beide wurden aussortiert. „Zu alt“, hieß es unter anderem. Alles auf die Musik setzen würden die Zwei daher „niemals“.
Alles für die Musik aufgeben? „Niemals!“
Wir sind für alle Optionen offen, aber auch realistisch. Wir haben beide viel Verantwortung und brauchen eine gewisse Sicherheit,
sagt Dalibor. Wenn es das Schicksal wolle, dass der große Durchbruch kommt, dann werde man es merken.
Man müsse aufpassen, versprochen werde einem in der Branche viel. Aktiv Klinken putzen an den großen Türen der Plattenfirmen wollen sie nicht.
Zum Teil, weil sie zufrieden sind mit ihrem Leben – so wie es jetzt ist. Zum Teil aber auch, weil sie Angst vor der Enttäuschung haben. Denn Träume haben haben sie trotz aller Bodenständigkeit beide:
Klar, träume ich. Ich würde gerne mal vor so richtig vielen Leuten singen. Vor Zehn- oder Fünfzehntausend Menschen zu stehen, muss ein tolles Gefühl sein,
sagt Marina. Dalibor hätte mal Bock auf einen Auftritt mit richtiger Live-Band oder ein Feature mit Vorbild Kool Savas.
Doch vor allem wollen sie „menschlich sauber bleiben“. Arbeiten, Geld verdienen und nebenbei das machen, was ihnen Spaß macht.
Von positiver Resonanz „überrollt“
Die Resonanz auf „Du gehst“ hat beide überrascht. Die Klickzahl – quasi ohne Bekanntheitsgrad – hat sie „überrollt“ (Anm. d. Red.: Wir sind auch nicht ganz unschuldig und haben das Video gleich bei Facebook gepostet, da hatte es 700 Aufrufe…). Ein bisschen Promi-Feeling komme schon auf, wenn sie von fremden Leuten auf ihr Video angesprochen werden.
Total faszinierend ist auch die breite Altersklasse derjenigen, die unsere Musik gehört haben. Von jung bis alt kommt Feedback,
schwärmt Marina.
Ob die Zusammenarbeit von Dahli und Mary N. Zukunft hat, werde man sehen. „Wir arbeiten zur Zeit an einem zweiten Song“, sagt Dalibor. Viel verraten wollen sie noch nicht, „traurig“ aber soll er sein, mit viel Emotion. Vielleicht geht die Zusammenarbeit weiter, vielleicht auch nicht. Die zwei Heart-Beat-Musiker lassen sich treiben.
Vom Leben und von der Leidenschaft zur Musik.