Mannheim, 14. Mai 2015. (red/pro) Nikolas Löbel, Vorsitzender der Jungen Union Baden-Würrtemberg und Kreisvorsitzender der CDU in Mannheim, hat seine Tätigkeit als “Geschäftsführer” der “Alter Bahnhof Veranstaltungsgesellschaft mbH” beendet. Das “Unternehmen” macht ausweislich der Bilanzdaten Verluste knapp vor der Insolvenz. Erstaunlich ist eine äußerst niedere “Pacht”, die an die Stadt Mannheim zu entrichten ist und die “zufällig” dem Betrag entspricht, den der “Alte Bahnhof” als Zuschuss für eine Toilettenanlage von der Stadt erhält.
Von Hardy Prothmann
Am 08. April 2015 wurde laut Unternehmensregister Nikolas Löbel als Geschäftsführer aus der “Alter Bahnhof Veranstaltungsgesellschaft mbH” ausgetragen. Sein “Amt” hatte er bereits am 17. März niedergelegt – festgestellt gegenüber Markus Rick, wohnhaft in Worms, der nun alleiniger Geschäftsführer ist.
Aus der “Bilanz” lässt sich nicht viel herauslesen, denn die Gesellschaft ist eine “kleine GmbH”, die ihren Abschluss nicht offen legen muss. So fehlt eine Gewinn- und Verlustrechnung, was die Ertragslage verschleiert. Nach den vorliegenden Zahlen hat die Gesellschaft einen Verlust von 23.686 Euro erwirtschaftet und ist damit knapp an der Insolvenz (Überschuldungstatbestand nach § 19 Abs. 1 InsO) um knappe 1.313 Euro Kapitaldecke vorbeigeschrammt. Für jemanden der sich “der Macher” nennen lässt nicht gerade ein Erfolgsnachweis.
Ob man dieses dünne Ergebnis nur durch hohe Aktivierung von Anlagevermögen erreicht hat, ist nicht gesagt. Das Anlagevermögen ist offenbar nicht im Eigentum der GmbH, denn die schönen alten Eisenbahnwagen dürften nicht im Eigentum der GmbH stehen, dafür genügt das Kapital nicht. Daher sind diese Wagen wohl angemietet, stehen im Eigentum externer, vielleicht des Gesellschafters Markus Rick,
sagt uns jemand auf Anfrage, der sich steuerlich auskennt.
Und weiter:
Für die Wagen wird dann eine Miete bezahlt, die als Betriebsausgabe abgesetzt wird und deren Höhe maßgeblich das genannte Ergebnis beeinflusst hat. Bei einer hohen Miete wurde Gewinn abgezogen, bei einer niedrigen Miete, die Gesellschaft gestützt. Auf jeden Fall dürfte dies zu den offenen Verbindlichkeiten von 14.570 € gegenüber den Gesellschaftern geführt haben. Um die Gesellschaft flüssig zu halten, hat man wohl noch keine Auszahlung vornehmen können.
Pikant für den Stadtrat Löbel ist diese Einschätzung: Die gastronomische GmbH soll nur 300 Euro Miete Pacht zahlen und für die öffentliche Zurverfügungstellung der Toiletten 300 Euro Zuschuss von der Stadt bekommen. Vermutlich ein Nullsummenspiel – noch pikanter dürfte die Frage sein, wer für dieses “Gegengeschäft” in der Verwaltung verantwortlich ist?
Vollkommen unklar sind die Einkommen der Geschäftsführer. Haben Sie ordentlich verdient oder nicht? Vermutlich nicht – würde Herr Löbel sonst aussteigen? Ursprünglich hielt er 50 Prozent der Anteile am Stammkapital von 25.000 Euro, die aber nur zur Hälfte eingezahlt worden sind. Aktuell hält Herr Rick laut Register alle Anteile – er muss also folglich die Anteile von Herrn Löbel übernommen haben. Vermutlich sehr günstig angesichts der wirtschaftlichen Lage der Gesellschaft.
Wie das Geschäftsjahr 2014 gelaufen ist, kann man noch nicht bewerten, weil die Zahlen noch nicht vorliegen. Fest steht nur, dass der CDU-Kreisvorsitzende Löbel in seinem Lebenslauf bis vor kurzem noch “Geschäftsführer” aufführen konnte, dies aber seit April 2015 nicht mehr kann, was in seiner “Vita” mittlerweile korrigiert wurde.
Aktuell gibt er eine “Freiberufliche Tätigkeit als Business Development Manager bei der GETEC Wärme & Effizienz AG” an. Was auch immer das heißen mag.
Tatsächlich müsste er aktuell seine Kraft als Wahlkampfmanager der CDU in den Oberbürgermeisterwahlkampf für den Kandidaten Peter Rosenberger investieren. Daran hat man CDU-intern mittlerweile erhebliche Zweifel.
Irritationen innerhalb der CDU
Und CDU-intern wird immer häufiger nachgefragt, “was der Löbel eigentlich mit 28 Jahren so bisher geleistet hat” – ausweislich des Lebenslaufs war er überwiegend Student, ist am Examen zur Rechtswissenschaft gescheitert und hat in “erstaunlicher Kürze” einen Bachelor-Abschluss bei einer CDU-nahen Stiftung erlangt und war sonst “frei” oder als “Praktikant” “beschäftigt”.
In Teilen der CDU gilt Nikolas Löbel als “Talent” – andere behaupten, der junge “Stern” der CDU sei im freien Fall. Nicht nur wegen zahlreicher Verfehlungen als Kreisvorsitzender in Mannheim, sondern auch wegen seiner Präferenz für Thomas Strobl. Der konkurrierte bekanntlich gegen Guido Wolf, der wiederum laut Mitgliederentscheid der Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2016 ist und weiß, dass Herr Löbel ein Strobl-Mann ist.
Insbesondere sein chaotisches Wirken als Kreisvorstand wird noch unseren Informationen zunehmend als “irritierend” innerhalb der CDU wahrgenommen. Respekt hat man vor ihm als Vorsitzender der Jungen Union – das sind immerhin rund 12.000 Mitglieder, die man braucht, um Plakate zu hängen oder andere “Supports” im Wahlkampf. Doch auch bei der JU läuft es nicht rund und es gab viele Querelen.
Langsam, aber sicher zählt man in der CDU 1 und 1 zusammen und stellt fest, dass wo Herr Löbel präsent ist, Probleme entstehen. Die Formel “Löbel ist ein Problem”, spricht man noch nicht offen aus, aber oft “unverbindlich” an.
Aktuell wollen viele unserer Quellen keine Sachdebatte anstoßen, sondern während des OB-Wahlkampfes den Ball flach halten – spannend wird es also nach der Wahl. Sollte Herr Rosenberger ein ähnlich schlechtes Ergebnis wie 2007 Ingo Wellenreuther einfahren, steht die Personalie Nikolas Löbel zur Entscheidung an. Der agierte unverhohlen gegen den damaligen Kreisvorstand Peter Frankenberg und forderte angesichts des Ergebnisses dessen Rücktritt.
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