Rhein-Neckar/Mannheim, 14. Juni 2024. (red/hp) Heute vor zwei Wochen verübte ein afghanischer Asylbewerber um 11:35 Uhr einen terroristischen Mordangriff auf mehrere Personen eines islamkritischen Informationsstands auf dem zentralen Marktplatz in Mannheim. Mehrere Personen wurden zum Teil schwer verletzt. Der Polizeibeamte Rouven L wurde durch Stiche in den Kopf und Nacken so schwer verletzt, dass er zwei Tage später starb. Das Attentat bestürzte Menschen weltweit.
Norbert Schätzle, von 2005-2023 einer der Sprecher des Polizeipräsidiums Mannheim veröffentlichte auf Facebook einige Tage später einen persönlichen, emotionalen Nachruf, der fast 1.000 Mal geteilt worden ist. Die öffentliche Trauerfeier des Polizeipräsidiums für den im Dienst verstorbenen Beamten findet heute um 11 Uhr im Congress Center Rosengarten in Mannheim statt.
Von Norbert Schätzle
Lieber Rouven,
wir wussten alle um die Schwere deiner Verletzungen und haben dennoch gehofft, dass du mit Hilfe der ärztlichen Kunst überlebst.
Unsere schlimmsten Befürchtungen wurden am Sonntagabend, zwei Tage nach dem Messerangriff auf Dich und andere, dann leider bestätigt, als wir von deinem Tod erfahren haben.
Obwohl wir beide uns nur aus der Ferne kannten, so erinnere mich gerne an die gemeinsamen Kontakte im Rahmen meiner Tätigkeit bei der Pressestelle, die immer von einer Höflichkeit und Herzlichkeit, aber auch von absoluter Professionalität geprägt waren.
Auch deine Kolleginnen und Kollegen beschreiben dich als äußerst bodenständig, freundlich, zuvorkommend, authentisch und höflich, aber auch zupackend und entscheidungsfreudig. Du warst ein Kollege mit dem man gerne Streife gefahren oder zu Einsätzen gegangen ist. Ich wäre gerne mit dir Streife gefahren oder zu Einsätzen gegangen.
Du bist in einer idyllischen Kleinstadt aufgewachsen, in der jeder jeden kennt. Du kanntest jeden und jeder kannte dich. Deine Eltern haben dir grundsolide Werte vermittelt, die dich zu dem Menschen gemacht haben, den wir nun so sehr vermissen.
Diese Werte, wie Toleranz und Respekt, um nur zwei zu nennen, werden von vielen Menschen hierzulande immer wieder auf’s Neue beschworen. Bei genauerem Hinsehen drohen sie aber immer mehr zu erodieren, wie wir als Polizeibeamte oft…zu oft selbst erfahren müssen.
Du hast in deinem/unserem Beruf diese Werte gelebt. Für diese Werte, sowie für die Meinungsvielfalt und Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung hast du dich immer eingesetzt – auch an diesem Freitag.
Du warst darüber hinaus kollegial, immer aufgeschlossen für Neues und trotz deines jungen Alters zielstrebig und wissensdurstig.
Wir Kolleginnen und Kollegen, aber auch die gesamte Zivilgesellschaft ist dir zu allergrößten Dank verpflichtet. Du hast für diese Gesellschaft immer alles gegeben – nun leider auch dein Leben.
Durch die Ereignisse am 31. Mai 2024 dürfte jedem bewusst geworden sein, welchen Herausforderungen sich Polizeibeamte tagtäglich stellen müssen. Der Polizeiberuf ist nicht wie jeder andere Beruf. Er ist in vielerlei Hinsicht belastend und mit vielen Gefahren verbunden. Dieser Beruf, wie andere, die ebenfalls im Gemeinwohl stehen übrigens auch, haben mehr Respekt verdient, als bisher.
Was bleibt, sind die Erinnerungen an dich; an einen besonderen Menschen und an einen außergewöhnlichen Polizeibeamten. Einen Polizeibeamten, wie man sich ihn nur wünschen kann.
Wir wünschen deiner Familie, deinen Angehörigen und Freunden viel Kraft, diese schwere Zeit zu bewältigen.
Wie ich hörte, warst du Organspender. Einige Menschen dürfen nun Dank dir weiterleben. In diesem Bewusstsein und im Bewusstsein mit einem außergewöhnlichen Menschen ein Stück weit des Weges gemeinsam gegangen zu sein, können wir als Polizeifamilie ein wenig Trost finden.
Lieber Rouven, du wirst immer in unseren Herzen bleiben. Du bleibst #einervonuns. #PolizeiMannheim
Info: Norbert Schätzle (61) war über fast 20 Jahre einer der bekanntesten und langjährigsten Sprecher der Polizei, erst Polizeidirektion Heidelberg, seit 2014 des Polizeipräsidiums Mannheim. Seit 2023 ist er im Ruhestand. Am 03. Juni veröffentlichte er einen persönlich-emotionalen Beitrag auf seiner Facebook-Seite. Der private Post, in dem er für sich die Tat und den Verlust des Kollegen verarbeitet, fand hohe Aufmerksamkeit und wurde fast 1.000 Mal geteilt. Wir dokumentieren den Post mit freundlicher Genehmigung für alle, die Facebook nicht nutzen.
Trauerfeier: Information des Polizeipräsidiums Mannheim