Mannheim/Heidelberg, 14. November 2012. (red/ld) „Verstehst Du die Fische schon?“ wird Rosa eines Abends von einem Gast des Clubs gefragt, in dem sie arbeitet, als sie ihm erzählt, dass sie bei Meister Kon lernen will, wie man Fisch zubereitet. Es sei das älteste und geheimnisvollste Lebewesen des Planeten erklärt ihr Gast. Mindestens genauso geheimnisvoll ist die Kultur, in die sich die junge Frau hineingeworfen sieht. In ihrem Film „Silent City“ erzählt die niederländische Regisseurin Threes Anna in atemberaubenden Bildern die Geschichte einer jungen Frau, die in die japanische Kultur eintaucht und schwimmen lernt.

Rosa (Laurence Roothooft) in „Silent City“. Foto: Filmfestival
Von Lydia Dartsch
Rosa ist nach Tokio gekommen, um bei Meister Kon zu lernen, wie man Fisch zubereitet. Doch anstatt in der Küche des ehrwürdigen Meisters anzufangen, darf sie Sardinen filetieren. Was das soll, versteht sie nicht. Der Meister spricht nicht viel und auch seine Gesten sind nur als Hauch einer Regung wahrzunehmen. Überhaupt versteht sie die Menschen um sich herum nicht. Sie äußern sich nur spärlich und ihre fehlenden Japanischkenntnisse helfen Rosa nicht dabei, mit ihnen in Kontakt zu treten. Es ist, als schwimme Rosa selbst in einem fremden Fischteich.
Goldfisch im Karpfenteich
Threes Anna erzählt Rosas Geschichte vor allem in Bildern: Als einziger Goldfisch im japanischen Karpfenteich schwimmt die junge Frau zwischen Tokios Hochhäusern als wären es riesige Unterwasserpflanzen. Doch mit der Zeit passt sie sich ihrem neuen Umfeld an. Das wird vor allem durch ihre Kleidung belegt: Langsam legt sie ihr glattes rotes Gewand ab, trägt Pailletten zu rotem Satin und schließlich ein glänzendes Trägerkleid in graublau.
Die Fischmetapher setzt sich in der Darstellung der Japaner fort. „Silent City“ zeigt Menschen aus den überfüllten U-Bahnen quillen, wie ein frischer Fang, der gerade aus dem Netz entlassen wird. Wenn sie in den Totalen Menschen zeigt, die eine Straße überqueren, mutet das Schwärmen von Heringen an. Dazu passt auch die stoische Gleichgültigkeit, mit der ihr die Tokioter in der U-Bahn begegnen und die auch dann nicht reagieren, als Rosa einen verzweifelten Schrei ausstößt nach jemandem, der sie versteht.
Zuschauer werden eingesogen
„Silent City“ ist ein beeindruckendes Beispiel für einen Film, der ohne viele Dialoge auskommt. Die wenigen Gesten und die wenige Mimik der japanischen Protagonisten gegen den verzweifelten Ausdruck in Rosas Gesicht reichen aus für diese Geschichte. Durch die bewusst fehlende Untertitelung der japanischen Dialoge und Äußerungen werden die Zuschauer eingesogen in diesen fremden, geheimnisvollen Fischteich, in dem auch die kleinsten Gesten große Aussagekraft haben.
Spielzeiten Mannheim
Donnerstag, 15. November, um 18:00 Uhr im Kino im Stadthaus I
Spielzeiten Heidelberg
Mittwoch, 14. November, um 20:00 Uhr im Kino im Schlossgarten I
Samstag, 17. November, um 22:30 Uhr im Kino im Schlossgarten II