Mannheim/Rhein-Neckar, 14. November 2012 (red/tt). In „La niña – the girl“ versucht sich eine weiße Texanerin im lukrativen Menschenschmuggel von Mexikanern in die USA. Die Mutter braucht dringend Geld für den Kampf um das Sorgerecht für ihren kleinen Sohn, der bei Pflegeeltern lebt. US-Regisseur David Riker lässt seinen Darstellern Abbie Cornish, Will Patton und Maritza Santiago Hernandez viel Raum zur Entfaltung ihrer schauspielerischen Potentials.
Von Timo Tamm
Ashley (Abbie Cornish) kämpft verzweifelt darum, ihren dreijährigen Sohn wiederzubekommen, der bei Pflegeeltern lebt. Die Angestellte einer US-Behörde ist von Ashleys Haushaltsführung nicht überzeugt, als sie eine Alkoholflasche findet. Eigentlich will Ashley gerade ihr gestörtes Verhältnis zu ihrem Vater (Will Patton) aufbessern, der in der Grenzstadt „Nuevo Laredo“ (Mexiko) lebt und sie fürs Wochenende dahin mitnimmt. „Ich bin zu etwas Geld gekommen“, meint er, als er sie finanziell bei ihren Kampf um ihren Sohn unterstützen will.
Menschenschmuggel nach Texas
Ashley entdeckt auf der Rückfahrt in die USA, dass ihr Vater neben seiner Tätigkeit als Trucker zusätzlich Geld beim Menschenschmuggel verdient. Daraufhin versucht sie selbst, eine Gruppe von Mexikanern über den Grenzfluß nach Texas zu schmuggeln. Aber der Schmuggel fliegt auf und nur drei Mexikaner, darunter ein kleines Mädchen kommen durch. Da die Mutter verschwunden ist, muss sich Ashley plötzlich um ein kleines mexikanisches Mädchen (Maritza Santiago Hernandez) kümmern. Dieses macht Ashley für den fehlgeschlagenen Versuch und das Verschwinden ihrer Mutter verantwortlich und schimpft sie eine böse Hexe. Ashley will daraufhin die Kleine mehrfach loswerden und um ihr eigenes Kind kämpfen, fühlt sich aber immer mehr verantwortlich. Es folgt eine Reise quer durch Mexiko und Ashleys Muttergefühle. Auf dem Weg zwischen Nuevo Laredo und der Provinz im Bergland von Oaxaca finden die beiden zueinander.
Klare Kontraste
Der Zuschauer wird sofort hineingezogen in den Teufelskreis der wechselseitigen Abhängigkeiten in der Grenzregion USA-Mexiko. Die Filmbilder von Martin Boege der leeren und vollen Landschaften stellen die Kontraste zwischen den USA und Mexiko optisch gegenüber. Ashley trifft darin meist auf Menschen, die sich nur um ihr eigenes Leben und ihr Überleben kümmern. Die US-Bürger mit ihren Autos sind für die Mexikaner einfach die beste Chance in die USA zukommen und werden von diesen abfällig als Coyoten bezeichnet. Viele arme Mexikaner und Südamerikaner warten in großer Zahl in den Grenzstädten auf Schmuggelmöglichkeiten in ein besseres Leben jenseits des Grenzflusses.
Solides Drehbuch
Das Drehbuch von Regisseur David Riker ist mit seinen Dialogen im spanischen Original solide, aber ohne große Überraschungen. In honiggelben Bildern stolpert die Darstellerin Abbie Cornish durch für die fremde Welten und stellt die sich verändernden Gefühle einer verzweifelten Mutter treffend dar. Die Kinderdarstellerin Maritza Santiago Hernandez spielt beeindruckend und bohrt in ihrer Rolle bei Ashley immer wieder nach deren wahren Muttegefühlen. Alles in allem ist der Film ein Plädoyer für menschliche Wärme und Mitgefühl in allen Lebenslagen.
Der Film wird auf dem Internationalen Filmfestival noch in Mannheim am Freitag, den 16. November um 23:00 Uhr im Kino Atlantis
und am Samstag, den 17. November um 22:30 Uhr im Kino I im Schlossgarten gezeigt.