Rhein-Neckar, 14. März 2016. (red/pro) Es ist ausgezählt und das vordergründige Ergebnis steht fest: Historischer Wahlerfolg der Grünen im Südwesten, die SPD hält sich in Rheinland-Pfalz, die CDU bleibt stärkste Fraktion in Sachsen-Anhalt, aber alle drei Regierungen verlieren ihre Mehrheit und brauchen neue Koalitionspartner. In allen Ländern ist die Machtfrage mit der Wahl nicht entschieden. Wer ist Verlierer, wer Gewinner? Das muss man noch sorgsam analysieren, bis auf eine Partei: Die AfD ist zwar nicht Wahlsieger, aber klarer Wahlgewinner. In alle drei Landtage ist die rechtspopulistische Partei aus dem Stand „triumphal“ eingezogen.
Von Hardy Prothmann
Ja klar, man kann jetzt schnauben. Oder sich „entsetzt“ zeigen.
Oder mit blauen Augen, müden Beinen und ohne Puste in der Ecke hängen und nach dem Schlussgong wie ein Dr. Stefan Fulst-Blei verkünden, dass es wichtig sei, den „Kampf gegen den Rechtspopulismus fortzuführen“, wie der „historisch“ erst-geschlagene-nicht-mehr-Direktmandatsinhaber einer lokalen Zeitung sagte.
Wenn nun die Grünen und die SPD davon sprechen, es tue sich ein Graben in Mannheim auf, dann wissen sie immer noch nicht, wovon sie reden.
Ein bislang unbekannter AfD-Kandidat hat 23 Prozent der Wählerstimmen geholt und damit gewonnen. Das sind bei 58 Prozent Wahlbeteiligung mal gerade so knapp 14 Prozent der Wahlberechtigten, die „rechtspopulistisch“ gewählt haben. Und das soll ein Graben sein?
Nein, wer so redet, haut allen von hinten pauschal eine runter und macht das Volk zu Deppen. Mindestens der Lehrer Fulst-Blei sollte wissen, wie man mit Zahlen und Relativitäten umzugehen hat.
Die Schmerzen sind noch nicht groß genug
Man kann aber auch sagen: Offenbar sind die Schmerzen noch nicht groß genug.
Den roten Wahlkreis Mannheim Nord hat sein SPD-Direktmandat nicht an den „Landestrend“-Möchtegern-Profiteur Gerhard Fontagnier verloren. Und auch nicht an den CDU-Kandidaten Chris Rihm, der obwohl nur vierter geworden, durchaus der heimliche Favorit war.
Die SPD hat zusammen mit CDU und Grünen das letzte verbliebene SPD-Direktmandat an einen im Mannheimer Norden Unbekannten aus Eppelheim verloren: Rüdiger Klos. Eben keiner aus Mannheim, noch nicht mal aus dem Süden. SPD zusammen mit CDU und Grünen? Der Satz verwundert Sie? Alles relativ.
Ein Außergewärdischer, wie Chako Habekost solch ein Phänomen nennen würde, hat konkret gewonnen.
Wer ist dieser Rüdiger Klos? Sohn einer Italienerin und eines Sudetendeutschen. Er spricht fließend italienisch, seine Kinder wachsen zweisprachig auf. Konservativ und zielstrebig – er wollte ein gutes Ergebnis. Er hat für sich und die AfD das beste Ergebnis geholt. Auch, wenn er „nur“ 400 Stimmen vor dem SPD-Kandidaten lag. Auch eine Stimme hätte gereicht, um zu gewinnen. Er liegt 400-fach vor nur einer Stimme. Alles ist relativ.
Das gilt auch für Schwetzingen und Wiesloch – auch hier haben nur wenige hundert Stimmen für das grüne Direktmandat in Schwetzingen und den Erhalt des schwarzen Direktmandats in Wiesloch „gerade so“ entschieden. Aber entschieden ist entschieden.
Demokratie hat Regeln. Gesetzliche. Nur so als Erinnerung. Falls sich jemand was schön oder andere schlecht reden will. Nur zur Erinnerung.
Und wie treffend ist der Satz: Es kommt auf jede Stimme an.
Relativ schlechter, relativ besser
So und so relativ ist der Mannheimer Süden – Direktmandatsinhaber Wolfgang Raufelder hat sich klar durchgesetzt und hinzugewonnen, mit ein Bisschen „Kretsche-Bonus“, aber vermutlich war der gar nicht nötig.
CDU und SPD hingegen haben eine ordentliche Abfuhr erhalten. Die Verluste sind dramatisch. SPD-Kandidat Dr. Boris Weirauch wird trotz schlechterem – was spricht eigentlich gegen das Wort „mieserem“ – Ergebnis als CDU-Kandidat Carsten Südmersen mit Ach und Krach gerade so noch Landtagsabgeordneter. Freut man sich über so ein Ergebnis?
Das ist nicht die Frage. Sondern, wie kann das sein, dass einer weniger Stimmen hat, aber Landtagsabgeordneter wird? Ganz einfach. Weil Herr Südmersen im Vergleich mit anderen CDU-Kandidaten relativ viel schlechter abgeschnitten hat als die abgemeierte CDU und Herr Dr. Weirauch relativ eben besser als die noch abgemeiertere SPD. Klingt ungerecht? Ist Wahlsystem. Rechsstaat und so. Und relativ.
Im Wahlkreis Weinheim gewinnt der grüne Hans-Ulrich Sckerl das Direktmandat. Gratulation.
Herr Sckerl ist ein Politprofi und hat trotz von uns attestierter inhaltlicher Fehlleistungen offenbar politisch viel richtig gemacht. Aber ist sein Direktmandat ein Triumph? Alles relativ.
Der bisherige CDU-Direktmandatsinhaber Georg Wacker hat sich gut geschlagen und schafft den Einzug in den Landtag über das Zweitmandat, ebenso wie der SPD-Abgeordnete Gerhard Kleinböck, der dramatisch verloren hat – aber noch eben relativ besser als der Landesdurchschnitt abgeschnitten hat – warum auch immer.
CDU und SPD haben nicht nur viele Federn an die AfD und ein wenig an die Grünen lassen müssen, sie wurden regelrecht bis zur Schamgrenze gerupft.
Der Mannheimer CDU-Kreisvorsitzende Nikolas Löbel sagt mir auf der Wahlparty in der Abendakademie, dass das alles dramatisch sei und nun die Demokraten sich zusammenraufen müssten – damit hat er recht. Ich hoffe nur, dass er statt „raufen“ nicht „rupfen“ meinte, denn viele Federn sind nicht mehr übrig. Und ob das mit dem „raufen“ die passende Wortwahl ist… Der Mann ist noch jung und hat noch Zeit zu üben, bevor er tatsächlich in den Ring geht.
Relative Montagsgedanken
Diese Montagsgedanken gehen über das Relative – vielleicht auch über das Absurde. Ich empfehle daher öfter mal einen meiner Lieblingsphilosophen Albert Camus zu lesen…
Winfried Kretschmann hat Baden-Württenberg gerockt. Also der Mann mit dem Bürstenhaarschnitt und der bräsigen Ausdrucksweise, der nun alles andere als ein Rockstar ist, sondern eher für schunkelige Volksmusik stehen könnte.
Es gibt Medien, die von einem „triumphalen Wahlsieg“ der Grünen sprechen.
Richtig ist: Die Grünen sind stärkste Partei geworden – gewonnen haben sie noch gar nichts.
Wer wie ein SPD-Niederläger Nils Schmid davon räsoniert, dass die Grünen einen klaren Regierungsauftrag erhalten hätten – weil stärkste Partei – der blendet aus, dass die Grünen bislang zweitstärkste Partei waren und in der Regierung. Und erwähnt nicht, dass die SPD gar keinen „klaren“ Regierungsauftrag erhalten hat und angesichts desaströser Ergebnisse sicher nicht „klar“ regierungsfähig ist – legte man Mehrheiten zugrunde.
Dieses inhaltsleere, intellekt-befreite Blabla ist so unglaublich deprimierend. „Statts Maul aufzureiße“, sollte jemand, der voll auf die Fresse bekommen hat, lieber mal die Klappe halten.
Jetzt ist die CDU nur noch – Achtung, historische Wahlniederlage – zweitstärkste Partei. Müsste jetzt nicht also die CDU analog der Grünen an die Macht? Ich möchte weder Herrn Schmid noch andere mit Logik-Spielchen überfordern. Alles ist relativ.
Und alles Relative dreht sich bei Herrn Schmids Gedanken um die FDP, denn die wäre der Königsmacher bei dem Gedankenspiel.
Die FDP hat sowohl relativ wir tatsächlich gut abgeschnitten und sich im Gegensatz zur SPD deutlich verbessert – auch das bitte relativ betrachtet. Denn die FDP wollte vor der Wahl absolut nicht mit den Grünen, könnte es sich aber mit der SPD vorstellen und „relativ betrachtet“ wird das Ergebnis erst in den kommenden Tagen – man darf auf kunstvolle Worte oder klare Statements gespannt sein – die FDP hat Überraschungspotenzial.
Für eine ménage à trois – falls die Phantasien dahin gehen – müssen aber alle drei wollen, sonst macht es keinenm Spaß.
Und oh-weh. Wenn Herr Schmid SchwarzOrange-Rot-GelbMagenta wenigstens als optische Herausforderung bezeichnet hätte… Aber nein, er nennt das „Koalition der Verlierer“.
Not nice. Das würde mir als FDP mit klaren Pluspunkten von einem Looser nicht gefallen. Aber man kann ja auch verstehen, dass der Mann sich unter großen Schmerzen geäußert hat und man muss in solchen Momenten nicht alles ernst nehmen, sondern Medikamente bereit halten und vor allem Sauerstoff, auch wenn „sauer“ und „Stoff“ irgendwie nicht sexy klingen, wenn man gerade den größten Einlauf seines Lebens hinter sich hat.
Alle reden über Ampel- oder Deutschland-Koalition…, wie wäre es mit SM?
Natürlich könnten auch die Grünen mit den Schwarzen – aber das wäre eine SM-Koalition. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die CDU so leidensfähig ist, nicht nur im Stammland die Vorherrschaft als stärkste Partei zu verlieren, um sich dann als Juniorpartner zu verdingen.
Obwohl – alles ist relativ – man konnte sich so Vieles nicht wirklich vorstellen. Bislang. Und „flexibel sein“ – das hat was.
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Was ich mir gerne vorgestellt hätte, wären sechs statt fünf Parteien.
Schade, dass es Die Linke noch nicht mal knapp geschafft hat.
An deren Ergebnis ist nur soviel relativ, als sie fast doppelt so gut hätten sein müssen, als sie abgeschnitten haben, um auch nur ansatzweise ein Chance auf den Landtag zu haben.
Dabei sind eher sie es, die für die „kleinen Leute“ da sind. Es gibt so viele, denen es nicht gut geht.
Gerade wegen des Ergebnisses der AfD bezweifle ich, dass linke Wähler rechts verirrt worden sein könnten – ich gehe davon aus, dass die „kleinen Wähler“ zuhause geblieben sind.
Ich denke, dass Die Linke diese nicht „motivieren“ konnte. Möglicherweise, weil selbst das ÖPNV-Ticket zur Wahlkabine eine Haushaltsentscheidung ist. Das könnte möglicherweise auch eine Denksportaufgabe für Vertreter von „demokratischen Parteien“ sein – allen voran die SPD.
Absolut relativ ist das Ergebnis für die Grünen und „Kretsche“ – der noch amtierende Ministerpräsident repräsentiert das grünste Schwarz oder schwärzeste Grün, was man sich vorstellen kann. Wie neulich schon mal geschrieben – damals als Schwarzes Loch – ein Absorbator.
Er hat all den internen Streit in der CDU um die Flüchtlingskrise wie ein Baum das CO2 aufgesogen und in Sauerstoff für das Land die Grünen verwandelt. Rote Schmutzpartikel inklusive. Jede konservative Eiche wäre froh um diese grüne Kraft, der es vollständig egal ist, welche schwarzen Borstenviecher sich an ihr reiben. Sauer regnen soll es nur auf andere.
Ausgestorbenen Wolf wieder ansiedeln?
Der Wolf ist im Ländle bekanntlich ausgestorben und ob er wieder angesiedelt werden kann?
Mit gemeinsamer Orange-Rot-Magenta-Markierung (Achtung, Artenschutzprogramm, bitte nicht schießen) möglicherweise. Und möglicherweise – Achtung SPD – wäre ein flotter Dreier mal die Chance in eine Führungsposition zu kommen. In Berlin klappt es schließlich mit der klassischen Paarbeziehung eher nur unten in der Missionarsstellung bei Licht aus.
Zurück zum Relativen – schon bemerkt? Der allergrößte Teil der Qualitätsmedien macht nur Aufregerjournalismus – aber kein Handwerk.
Was ist eigentlich mit der NPD? Der erging es relativ schlecht bei diesen Landtagswahlen. Wer berichtet darüber? Selbst Spiegel Online hat geschlafen.
Huhu – weil die AfD sie aufgesaugt hat, würden jetzt vielleicht sozialdemokratische Abgeordnete sagen, die sonst freigestellte Lehrer sind.
Auch das ist relativ.
Ja, kann sein. Aber dieses „Aufsaugen“ steht in keiner Relation zu den Ergebnissen – das ist eine fast unmessbare Größe. Tatsache ist – auf den ersten Blick hat die NPD zumindest im Wahlkreis Weinheim die 1-Prozent-Hürde nicht erreicht. Die man braucht, um „Staatsknete“ (Parteienfinanzierung) zu erhalten.
Mal Tacheles – Sie wollen guten Journalismus? Sehr gut!
Eine Partei, über die aktuell niemand spricht, hat das zumindest in Baden-Württemberg wohl erreicht: ALFA.
Damit klingelt es in der Kasse. Zwar nicht so dolle – alles ist relativ – aber doch gut genug, um sich zu freuen.
Wir berichten dazu im Rahmen unserer Möglichkeiten.
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Tatsächlich müssen wir feststellen, dass andere Marktteilnehmer und gewisse einflussreiche Leute mit allen (unlauteren) Mitteln uns eine Marktteilnahme mindestens erschweren wollen. Mitten in der seit Jahren andauernden Medienkrise haben wir Arbeitsplätze geschaffen, wo andere abbauen und bieten einen Journalismus, der sich was traut, statt Ponyhof zu spielen.
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Ich weiß, dass viele von Ihnen gezielt meine Artikel lesen. Danke dafür.
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Für die Zustimmung und für kritische Rückmeldungen, wenn Ihnen was nicht passt. Wir bemühen uns jede Anfrage zu beantworten.
Ich denke als verantwortlicher Redakteur immer über alles nach – am liebsten über konkrete Kritik.
Ich freue mich sehr, dass Artikel meiner Mitarbeiter immer öfter gezielt gelesen werden.
Großes Lob an meinen Volontär Minh Schredle, der als 21-Jähriger eine tolle Leistung bringt – für die er sich sehr anstrengt. Das Lob gilt auch den anderen Mitarbeiter/innen – Journalismus ist ein hartes Geschäft.
Man muss viel lernen und wissen, um diesen Job gut machen zu können. Und er ist so extrem wichtig für eine gut informierte Gesellschaft.
Und noch der kleinste Eckstoß reizt Gegner von gutem Journalismus zum Angriff – wie wir aktuell durch eine lokale Konkurrenzzeitung erleben müssen.
17 Worte, die dieser unsouveränen Zeitung nicht passen, haben ein Kostenrisiko von 12.-14.000 Euro. Nein – Sie haben sich nicht verlesen. Das ist kein Scherz – das ist existenziell.
Wir kämpfen dafür, zwei Sätze sagen zu dürfen und wenn wir das nicht schaffen, sind wir platt. Erledigt. Dann müssen Sie sich eine andere Lektüre anklicken. RNB ist dann vorbei.
Sie wollen unser Angebot? Dann sind Sie jetzt aufgefordert, sich dafür einzusetzen
Ich strenge mich jeden Tag sehr an, meine Leute zu entwickeln – niemand unterliegt beim Rheinneckarblog einem „Tendenzschutz“, wie dieses schreckliche Wort bei Zeitungen heißt.
Meine Mitarbeiter schreiben die Artikel, über die sie ihren Namen setzen wollen und können. Wo Name drüber steht, ist der Autor drin. Punkt.
Wenn ich Einfluss ausübe, dann nicht relativ, sondern immer verantwortlich und absolut „journalistisch“: Stimmt das? Hast Du das gecheckt? Ist das so zutreffend? Ok, dann raus damit.
Niemand hier ist „Partei“, selbst wenn es parteiliche Präferenzen bei den Mitarbeitern geben sollte – das kann niemals Anlass für Berichterstattung eines „Für-oder-Wider“ sein – außer, es ist transparent.
Tatsächlich wird das aber von vielen „Parteien“ erwartet – die sind aufgerufen, mit sich als Organisation und als Personen in Klausur zu gehen. Medien und Politik haben viel dazu beigetragen, dass es überhaupt erst einen Verdacht auf „Lügenpresse“ gab.
Manchmal relativ, manchmal absolut.
Eine Spende von Südwestmetall würden wir – im Gegensatz zu den Grünen – aus klaren und ethischen Gründen ablehnen. Wir nehmen – bewusst – kein Geld von Verbänden, deren Mitglieder Kriegswaffen herstellen. Abgesehen davon haben wir noch keinen Euro von einem Verband angeboten bekommen. Möglicherweise sind wir dafür zu kritisch. Im Gegensatz zum historischen Wahlsieger „Kretsche“ – oder „Grätsche“.
Auch Schreibweisen ändern sich – historisch. Ich kann das beurteilen, schließlich habe ich einen Abschluss in germanistischer Philologie. Inwieweit „Kretsche“ und „Grätsche“ im sozio-politischen Kontext eine Verbindung haben könnten, wäre sicherlich ein interessanter Forschungsschwerpunkt. Kleiner Scherz.
Ehrlicher Journalismus ist eine brutale Kraftanstrengung
Ich persönlich bin sehr froh, dass dieser Wahlkampf vorbei ist – auch wenn ich weiß, dass die kommenden Wochen ebenfalls eine brutale, journalistische Kraftanstrengung sein werden. Denn die Regierungsbildungen sind unklar und die unseligen Aggressivitäten sind längst nicht vorbei.
Mein Arbeitstag hat am Sonntag um 10 Uhr begonnen. Aktuell ist es Montag, 4:45 Uhr nachts. Fast 17 Stunden. Damit Sie diesen Text lesen können.
Damit Sie Gedanken und Stoff zum Debattieren haben. Sich Meinung bilden können. Demokratie machen können.
Arbeitsende für „heute“. Um 9 Uhr geht es weiter. Wie so oft.
Für die kommende Zeit habe ich mir vorgenommen, jedem, der mir für die tolle Berichterstattung auf die Schulter klopft, danach zu fragen, welchen Beitrag er/sie dazu leistet. Und ob er gut geschlafen hat, mit seinen Arbeitszeiten zufrieden ist und ansonsten ein angenehmes Leben genießt…
Wenn die 30.000 Leser von heute jeder nur 5 Euro übrig hätten, wäre das journalistische Berichterstattungsjahr des RNB sofort „saniert“ und man könnte die Last verteilen, weitere Kapazitäten für Mitarbeiter schaffen.
Das meine ich ernst. Ich bin aus Leidenschaft Journalist. Ich mache den Job nicht so, dass er anderen gefällt, sondern so, dass Sie gut informiert sind.
Seit 2009 bin ich wieder Lokal-Regionaljournalist. Ich habe noch niemals so dermaßen gegen „Windmühlen“ kämpfen müssen, wir seit dieser Zeit.
Als Student habe ich 1991-1994 nebenbei für den MM gearbeitet – das war relativ „easy“. Danach hatte ich es nur mit „Big Playern“ zu tun – die waren harmlos im Verhältnis mit dem, was im Lokalen und Regionalen abgeht.
Ich muss das nicht machen. Das ist mein Montagsgedanke am 14. März 2016.
Ich bin überzeugt davon, dass die Gesellschaft ehrlichen, kritischen und unabhängigen Journalismus braucht.
Wenn aber „Vertreter“ dieser Gesellschaft diesen Anspruch nicht nur „abtun“, sondern aktiv bekämpfen und „genehmen Journalismus per Mandat befördern wollen“, dann wünsche ich diesen Vertretern „noch mehr AfD an den Hals“, als sie bis dato bekommen haben.
Übrigens: Gärtnern oder Kochen sind meine Hobbies, die kann ich auch zum Beruf machen.
Und das ist verheißungsvoll, denn schöne Gärten und leckeres Essen begeistern erfahrungsgemäß mehr als harter Journalismus.
Sie, liebe Leserin, lieber Leser, entscheiden mit, was Ihnen aufgetischt wird. Sie können per Paypal dazu beitragen oder als Mitglied im Förderkreis.
Ich und meine Mannschaft sind massiv in Vorleistung getreten – Sie honorieren das, dann machen wir weiter.
Das ist Ihnen egal – dann sind Sie uns auch egal.
Wir finden ehrlichen, kritischen und meinungstarken Journalismus wichtig – insbesondere jetzt. In Krisenzeiten.
Sie haben auch hier die Wahl.
In diesem Sinne
Ihr
P.S. Wenn jetzt rund 40 Landtagsabgeordnete gemeinsame Briefe schreiben wollten, um uns „Subventionen“ zu verschaffen, würde die Überschrift über meinem nächsten Text lauten: „So nicht – unterlassen Sie das bitte, wir sind nicht käuflich“
Mögen Sie einordnende Meinung auf Basis von Fakten? Wollen Sie uns auch in Zukunft lesen?
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