Mannheim, 13. Mai 2015. (red/pro) Nein, es läuft gar nicht gut für den CDU-Kandidaten Peter Rosenberger. Viel zu spät nominiert, zündet so rein gar nichts. Es gibt keine Akzente. Und aktuell erscheint ein “persönlicher Brief” einer parteilosen Stadträtin aus Horb als “Pressemitteilung” der CDU, in dem die Dame erklärt, dass Sie “Rosi” gerne weiter in Horb haben möchte. Die Interpretation ist einfach und konsequent: Peter Rosenberger hat aufgegeben, bevor die Spiele begonnen haben.
Kommentar von Hardy Prothmann
Wer hätte das gedacht? Und vor allem so überraschend? Der CDU-Kandidat Peter Rosenberger verabschiedet sich aus dem Wahlkampf um den Oberbürgermeisterposten, bevor der in die harte Phase geht.
Überraschende Unterstützung
Zu Fall gebracht hat den “Hoffnungsträger” eine Stadträtin aus Horb am Neckar. Denn diese hat sich auf der “Unterstützerliste” für Amtsinhaber Dr. Peter Kurz (SPD) eingetragen. Ihre Begründung:
Ich wünsche mir sehr, dass Herr Rosenberger unser Oberbürgermeister in Horb bleibt und Herr Kurz die Wahl gewinnt.
Frau Wüstholz argumentiert ganz logisch und nachvollziehbar. Sie denkt als Stadträtin an das Wohl der Gemeinde Horb und zeigt sich somit vorbildlich. Die parteilose Stadträtin ist mit ihrem Oberbürgermeister Peter Rosenberger zufrieden und will ihn nicht an Mannheim verlieren – obwohl sie die Motive des Netzflüchters Rosenberger versteht.
Gleichzeitig macht die Dame große Werbung für den CDU-Kandidaten:
Herr Rosenberger ist bürgernah, charismatisch und ein Fachmann in jedem Punkt. Ein Vorbild für mich. Herr Rosenberger bringt die Stadt schrittweise nach vorne. Jahrzehnte lang war Horb in einem „Dornröschenschlaf“. Herr Rosenberger tut Horb gut.
Was ist das? Eine “ehrliche” Erklärung? Eine fingierte Provokation? So eine Art neugelöbelte Wahlkampf-Strategie?
Tatsache ist – die Dame unterstützt den Amtsinhaber Dr. Peter Kurz und will Herrn Rosenberger in Horb haben und nirgendwo sonst. Sie unterstützt also aus ihrer Sicht den Vorteil für Horb.
Was sind die Interessen der CDU, des Kandidaten Rosenberger und des Wahlkampfmanagers Nikolas Löbel? Darüber lässt sich trefflich spekulieren.
Rosenberger tritt Rückzug an
Unsere Spekulation ist: Peter Rosenberger hat den Rückzug angetreten, hat verstanden, dass es keine gute Idee war, sich von der Mannheimer CDU (aka Löbel) nominieren zu lassen und streicht die Segel.
Konsequent wäre, wenn Herr Rosenberger seinen Rückzug aus dem Wahlkampf erklärt. Denn er wird, nach unserer Einschätzung, das desaströse Ergebnis von 2007 nur unterbieten können und damit der Wahlverlierer aller Zeiten in der CDU-Geschichte der Oberbürgermeisterwahlkämpfe im “roten Mannheim” sein. Will er tatsächlich diesen Titel?
Brisant ist: Natürlich muss Herr Rosenberger auch an “die Partei” denken. Wie peinlich ist das, wenn man den Schwanz einzieht? Aber wie schädlich ist es, wenn man an sich denkt und merkt, dass man veräppelt worden ist?
Ganz ehrlich – niemand möchte gerade in der Haut von Peter Rosenberger stecken. Denn der ist eigentlich ein netter Typ und ein toller Oberbürgermeister für die Schwarzwaldgemeinde Horb, da darf man Frau Wüstholz folgen.
Herr Rosenberger hat sich auf Mannheim eingelassen und ist mitten in einen Machtkampf geraten, der nichts mit ihm zu tun hat. Denn der CDU-Kreisvorsitzende Nikolas Löbel hatte irgendeinen Plan, den mittlerweile niemand mehr versteht – und an dessen Ende ging es um Nikolas Löbel.
Löbel am Ende?
Vermutlich ist das Ende der Kandidatur von Herrn Rosenberger auch das Ende von Herrn Löbel.
Ganz sicher wird noch ein wenig dementiert werden und Herr Löbel wird den fantastischen Versuch unternehmen, die Veröffentlichung des Brandbriefs als “Transparenz” zu verkaufen und als eigene Stärke umzuformulieren.
Tatsache ist: Nikolas Löbel ist in Person die Chaotisierung der CDU Mannheim. Genau nichts funktioniert unter diesem neuen Kreisverbandsvorstand. Kann er sich halten?
Leider funktioniert auch der Rest des Kreisvorstands kopfmäßig nicht – es ist höchste Zeit, dass andere Vorstandsmitglieder ihre sieben Sinne zusammennehmen und dieses Chaos beenden. Und wenn das dramatische Verluste nach sich zieht.
CDU Mannheim – seit 1999 in der Abstiegsliga
Die CDU Mannheim reißt seit 1999 nichts mehr – außer Markierungen, die nach unten offen sind. Die Gemeinderatssitze sind halbiert, die Oberbürgermeisterwahl 2007 war ein Desaster – auch finanziell.
Und seit Herr Löbel übernommen hat, geht es massiv bergab. Vergeigte Mitgliederbefragung, keine Themensetzung und jetzt ein Versuch “von-hinten-durch-die-Brust-ins-Auge” so etwas wie eine “Emo-Story” aufzubauen.
Der restliche Kreisvorstand muss sich fragen lassen, ob man diesen Kokolores weiterhin mittragen will. Wenn sich jemand darüber Gedanken macht, ob “das der Wahl schaden könnte”, outet er sich als Volldepp. Die Wahl ist gelaufen. Herr Rosenberger wird nichts reißen. Die einzige Motivation könnte sein, dass er versucht, über 35 Prozent zu kommen. Aber die hat er klar aufgegeben.
Wenn die CDU ein cooler Haufen wäre, würde sie sich überlegen, wie sie Rosen über den Problemberg verteilt und Christopher Probst unterstützt. Denn dessen Chancen steigen. Er muss sich für nichts rechtfertigen, sein Auftritt ist klar und eindeutig. Er ist ein akzeptabler Kandidat. Ohne Chance zu gewinnen, aber mit großer Chance, es dem Amtsinhaber schwer zu machen.
Das wird die CDU nicht wollen. Sie geht mit Löbel und dem mittlerweile zurückgezogenen Kandidaten unter. Aus Parteiräson.
Das ist bitter, aber symptomatisch für Großstädte. Hier reißt die CDU in Baden-Württemberg schon lange nichts mehr. Und in Mannheim – in der Fraktion ist wenig Profil erkennbar.
2016 ist Landtagswahl – man darf gespannt sein, ob die CDU Mannheim tatsächlich den Chaos-Boy Löbel im Süden in Stellung bringen will. Alternativ bietet sich Alexander Fleck an, der als Anwalt allerdings “befleckt” ist – siehe den dubiosen Überfall mit massiver Kritik an der Polizei und großem Schweigen durch das angebliche Opfer.
Kurzum- die CDU hat den Ob-Wahlkampf aufgegeben. Es geht jetzt um andere Posten. Die Frage ist, ob sich in der CDU mal irgendjemand wagt, Tacheles zu reden und zukunftsfähige Verhältnisse zu fordern.
Dokumentation der “Pressemitteilung” auf der Seite von Herrn Rosenberger:
“Auf ausdrücklichen Wunsch der Verfasserin wurde eine an den Mannheimder CDU-Kreisvorsitzenden Nikolas Löbel gerichtete Email einer Stadträtin aus Horb a.N., die auf der Website für den Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz unterzeichnet hat, als Presseinformation herausgegeben.
Sehr geehrter Herr Löbel,
mein Name ist Silke Wüstholz, ich gehöre seit 2014 dem Gemeinderat der Stadt Horb a.N. an. Parteilos habe ich mich für die Fraktion der freien Wähler FD/FW entschieden, weil für mich meine Unabhängigkeit/meine freie Meinung wichtig ist. Für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Horb.
Die Nachricht unseres Oberbürgermeisters Herrn Rosenberger, sich als Oberbürgermeister in Mannheim zu bewerben kam für uns alle sehr überraschend.
Dennoch aber verständlich. Mannheim ist seine Heimat und es zieht ihn dort hin zurück.
Vor einiger Zeit habe ich mich bei Herrn Dr. Kurz in seine Unterstützerliste eingetragen.
Der Grund war:
Ich wünsche mir sehr, dass Herr Rosenberger unser Oberbürgermeister in Horb bleibt und Herr Kurz die Wahl gewinnt.
Sicher verärgere ich Sie uns Ihre Parteikolleginnen und Kollegen mit dieser meiner Einstellung. (Im Falle, dass Herr Rosenberger die Wahl gewinnen würde, was ich nicht hoffe, würden Sie mich nach seinem Amtsantritt und seiner Taten nur zu gut verstehen).
Herr Rosenberger ist bürgernah, charismatisch und ein Fachmann in jedem Punkt. Ein Vorbild für mich.
Herr Rosenberger bringt die Stadt schrittweise nach vorne. Jahrzehnte lang war Horb in einem „Dornröschenschlaf“.
Herr Rosenberger tut Horb gut.
Am gestrigen Abend bei einer Veranstaltung in Horb habe ich mich mit Herrn Rosenberger unterhalten und mich schmunzelnd dafür „entschuldigt“, dass ich auf der Unterstützerliste von Herrn Dr. Kurz stehe.
Ich teilte ihm den Grund mit – wie ich ihn Ihnen oben genannt habe.
Herr Rosenberger war über meinen Beweggrund sehr erstaunt, denn er ist davon ausgegangen, dass ich ihm auf diesem Wege eher schaden und ihn beleidigen wollte.
Das liegt mir fern.
Ich bin schockiert.
Aus welchem Grund ein anders Mitglied der SPD Fraktion auf der Unterstützerliste von Herrn Kurz steht, liegt nicht in meinem Interesse.
Warum ich auf dieser Liste stehe, wissen Sie nun.
Ich möchte Sie darum bitten, dies zur Kenntnis zu nehmen und Ihren Parteikolleginnen und Kollegen mitzuteilen.
Ich wünsche „unserem“ Herrn Rosenberger nur das Allerbeste.
Mit freundlichem Gruß
Silke Wüstholz”