Rhein-Neckar/Heidelberg/Berlin, 13. Februar 2021. (red) Dr. Caroline von Kretschmann ist in vierter Generation Geschäftsführerin des 5-Sterne-Hotels Europäischer Hof in Heidelberg. Für den Betrieb arbeiten 165 Mitarbeiter, davon 40 Auszubildende. Wie alle Hotel- und Gastronomiebetriebe leidet das Unternehmen unter den harten Bedingungen des Lockdowns. Frau von Kretschmann, weltgewandt, seriös und immer kontrolliert, nennt die aktuelle Beschlusslage von Bund und Ländern eine Katastrophe und spricht sogar von Wut.
Von Dr. Caroline von Kretschmann
Die Bundeskanzlerin und die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder haben bei ihrer Beratung am 10. Februar vereinbart, den Lockdown bis mindestens zum 7. März 2021 zu verlängern.
Wir im Europäischen Hof haben aufgrund der Mutationen nicht mit einem konkreten Öffnungsdatum gerechnet, aber definitiv mit einer Aussage, wann, wie und unter welchen Voraussetzungen Hotels und Restaurants wieder Gäste empfangen dürfen.
Dass keine Öffnungsperspektiven für die Hotels und Restaurants aufgezeigt wurden, ist extrem enttäuschend.
Für viele Betriebe und natürlich für viele Mitarbeiter, die nun zum Teil schon fast ein Jahr in Kurzarbeit sind, ist es eine Katastrophe.
Können wir das nicht besser?
Dass der „Haarnotstand“ über dem „Bildungsnotstand“ rangiert, wie die FAZ gestern schrieb, und dass die Hotellerie und Gastronomie im Beschluss mit keinem Wort erwähnt wurden, macht uns wütend.
Es fiel mir heute tatsächlich schwer, die Beschlüsse an unsere Kollegen offiziell zu kommunizieren und zu kommentieren.
Wir tragen seit Monaten die Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung der Pandemie mit. Und wir wissen, dass die Mutationen eine nächste große Herausforderung sind.
Die Gesundheit der Menschen und die Funktionsfähigkeit des Gesundheitssystems haben weiter erste Priorität. Aber: Wer nicht auf flächendeckende, systematische Tests und eine schnelle, systematische Impfung setzt, hat im Grunde nur die eine Alternative: einen harten, pauschalen Lockdown mit allen wirtschaftlichen, sozialen und psychologischen Kollateralschäden. Können wir es nicht besser?
Übrigens: Die Novemberhilfe ist immer noch nicht auf unserem Konto.
Anm. d. Red.: Der Beitrag ist zuerst auf dem Facebookprofil der Autorin erschienen.