Viernheim/Rhein-Neckar, 13. September 2016. (red/pm) Die Erfolgsstory begann 2009 mit Kamelen in der Siedlung: Der Geburtsstunde der Viernheimer Energiekarawane. Seitdem fand sie reichlich Nachahmer. Bereits mehr als 80 Energiekarawanen wurden bereits in der Metropolregion Rhein-Neckar durchgeführt. Jetzt will auch München von den Viernheimer Erfahrungen profitieren.
Information der Stadt Viernheim:
„Die Energiekarawane, eine Viernheimer Idee, hat sich zum Exportschlager gemausert. Die Karawane zieht erfolgreich von Stadt zu Stadt und findet in immer mehr bundesdeutschen Städten und Landkreisen größte Aufmerksamkeit und Nachahmer. Jetzt baut auch die Metropolregion München beim Klimaschutz künftig auf Expertise aus Viernheim bzw. der Metropolregion Rhein-Neckar.
Kürzlich führte Bernd Kappenstein, Leiter des Fachbereichs „Energie und Umwelt“ der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH, das Konzept der Energiekarawane im bayrischen Marktoberdorf vor und führte die kommunalen Klimaschutzbeauftragten in die Prozessabläufe, die Organisationsstrukturen sowie die Evaluationsmethode ein. Zum wiederholten Male bekundete damit eine andere Region Interesse an dem bewährten Beratungsprogramm.
Die Lizenz zur Nutzung sicherten sich in der Vergangenheit bereits unter anderem das Land Rheinland-Pfalz, die Städte Stuttgart und Augsburg, die Landkreise Landsberg, Main-Spessart und Unterallgäu sowie ein Zusammenschluss mehrerer Kreise in Nordrhein-Westfalen.
Die Energiekarawane zieht durch die Metropolregionen
Bislang zogen 86 Energiekarawanen durch Nordbaden, Südhessen und die Pfalz. Bei insgesamt rund 8.200 Beratungsgesprächen wurden Hausbesitzer von Fachleuten individuell über die verschiedenen Möglichkeiten des energetischen Modernisierens und Sanierens informiert. In über 5.000 Fällen leiteten die Hausbesitzer daraufhin Maßnahmen ein, was die CO2-Emissionen unter dem Strich jährlich um 10.600 Tonnen verringert und über 7 Mio. Liter Heizöl einspart. Gleichzeitig profitiert das regionale Handwerk von Aufträgen in Höhe von 51 Mio. Euro.
Brundtlandbeauftragter Philipp Granzow ist stolz auf dieses Projekt und überzeugt von dessen Wirksamkeit: „Von Anfang an habe ich das Projekt gelaubt und nach den ersten Energiekarawanen auch fundiert feststellen können, dass es funktioniert! Unsere regelmäßigen Evaluationen zeigen, dass sich dieses Projekt überall umsetzen lässt: Ob in Großstädten oder kleineren Gemeinden.“
Die Auswertung zeigt, dass 25 Prozent der angeschriebenen Eigentümer das Angebot auch annehmen. Wichtig dabei ist, dass es nicht nur bei der kostenlosen Beratung bleibt, sondern auch Konsequenzen gezogen werden. Aufgrund der Initiative setzten sich 60% der beratenden Hauseigentümer Maßnahmen um. Sie nehmen große Investitionen vor, können Einsparungen erzielen und tragen gleichzeitig zur CO2-Reduktion bei. „Man kann also ganz sicher von einem Erfolgskonzept sprechen“, so Granzow.
Beratung zum Nulltarif
Erster Stadtrat Jens Bolze hebt hervor, dass die Beratung durch unabhängige Fachleute absolut neutral, seriös, kompetent und zum Nulltarif erfolgt. Das größte Energiesparpotenzial stecke in der Sanierung des Gebäudebestandes. Dabei reiche es jedoch nicht, auf bundesweite Förderprogramme zu verweisen. Menschen ließen sich nicht einfach so überzeugen. Vielmehr benötige man persönliche Gespräche, um Überzeugungsarbeit leisten zu können. Es gilt dabei aufzuzeigen, welche Einsparpotenziale vorhanden sind, wie viel Geld man dauerhaft sparen und welchen Beitrag man zum Klimaschutz leisten könne, so Bolze.
Und Granzow ergänzt: „Dem Thema Wärme wird viel zu wenig Beachtung geschenkt. Ist sie doch für die meisten Haushalte dominierend. 70% der in Haushalten verbrauchten Energie geht auf das Konto der Heizwärme, 10% auf das für Warmwasser. Hier setze die Energiekarawane an.“ Hauptzielgruppen waren und sind Ein- und Zweifamilienhäuser älterer Bauart (aus den 50er, 60er und 70er Jahren).
In Viernheim zogen die Kamele der Energiekarawane erstmals 2009 durch die so genannte Siedlung, insgesamt acht Mal durch ausgesuchte Stadtquartiere.
Erster Stadtrat Bolze hofft, dass sich möglichst viele Städte und Landkreise die Philosophie der Viernheimer Energiekarawane zu eigen machen. „Man muss direkt auf die Leute zugehen und ihr Interesse wecken. Die Energiekarawane ist übersichtlich und einfach umzusetzen, leicht handhabbar für diejenigen, die sie letztlich organisieren müssen. Checklisten mit entsprechenden Handlungsanleitungen stehen zur Verfügung. Der finanzielle Aufwand ist vergleichsweise gering, auch deshalb, weil sich Sponsoren und sonstige Unterstützer beim Thema Energiesparen leicht finden lassen.“