Weinheim, 13. März 2015. (red/ld) Nach knapp eineinhalb Jahren Vorbereitung wurde am Mittwochabend der Vorhabenbezogene Bebauungsplan für die Gemeinschaftsunterkunft östlich Heppenheimer Straße vom Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU) beschlossen. Am kommenden Mittwoch soll der Gemeinderat endgültig über den Entwurf abstimmen.
Von Lydia Dartsch
Wir wissen, dass wir eine gute Lösung gefunden haben,
sagte Oberbürgermeister Heiner Bernhard zu Beginn der ATU-Sitzung, die nur eine halbe Stunde dauerte und nur noch wenig Diskussionen bot. Das meiste war bereits im Vorfeld gesagt worden: Unmittelbar nach der Ankündigung, dass der Rhein-Neckar-Kreis in der Heppenheimer Straße eine Unterkunft für 200 Asylsuchende bauen will sowie in den zahlreichen Bürgersprechstunden und Gemeinderatsdebatten, nach denen man von einer zentralen Unterkunft abgewichen war und die Unterbringungen nun auf drei Unterkünfte in der Stadt verteilt.
Mit dieser Entscheidung habe man die Diskussion versachlicht und verhindert, dass die Stadt „durch Parolen einer gewissen Richtung“ einen schlechten Ruf erwerbe, sagte Herr Bernhard. Dafür dankte er den Stadträten, der Nachbarschaft in der Heppenheimer Straße, die anfangs ablehnend gezeigt hatte und die dann in der Bürgerinitiative „Fremde als Gäste willkommen heißen!“ an der Aufteilung auf drei Standorte mitgewirkt habe. Außerdem dankte er dem Netzwerk Asyl und dem Koordinierungskreis:
Die heutige Beschlussfassung wird einen großen Beitrag zur Weltoffenheit dieser Stadt leisten.
Am Standort der Heppenheimer Straße sollen drei zweigeschossige Gebäude mit insgesamt 40 Wohnräumen mit je 14,7 Quadratmetern und jeweils einem Gemeinschaftsraum pro Stockwerk entstehen. Bei zwei der Gebäude ist dieser 14,5 Quadratmeter groß. Beim dritten nur 8,9 Quadratmeter. In der Mitte der Gebäude und darum herum soll Freizeitfläche entstehen. Die acht Büroräume sollen vom Landkreis für die Koordinierung der Unterbringungen im Stadtgebiet genutzt werden, sagte Sven-Patrick Marx, Leiter des Amts für Stadtentwicklung.
Stadtrad Holger Haring (CDU) sagte, dass es während der Offenlage der Pläne keine Einwendungen seitens der Bürger/innen gegeben habe. Für die Stadt erhoffe er sich nun, dass sie mit der Flüchtlingsunterbringung ein Leit- und Vorbild für die Region sein könne.
Außerdem regte er die Stadtverwaltung an, eine Anlaufstelle für das ehrenamtliche Engagement einzurichten, das die Helfer/innen koordiniert. Dr. Elke König (Weinheimer Liste) sagte, das Verfahren sei vorbildlich gelaufen. Sie sei anfangs skeptisch gewesen und jetzt mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Sind die Gebäude für anschließende Nutzung geplant?
Constantin Görtz (SPD) und Gerhard Mackert (Freie Wähler) sagten, die aufgelockerte Anordnung der Gebäude füge sich gut in die umliegende Bebauung ein. Herr Mackert wollte noch wissen, wo die Bewohner ihre Wäsche waschen und trocknen würden. Gewaschen werde in der Küche, sagte Herr Marx.
Elisabeth Kramer (GAL) war es wichtig, dass die Gebäude in 20 Jahren, wenn der Mietvertrag mit dem Rhein-Neckar-Kreis ausläuft, anderweitig genutzt werden kann: „Ich hoffe, die Gebäude sind entsprechend geplant“, sagte sie. Der vorliegende Plan sei ein „großer Fortschritt gegenüber dem ursprünglichen Entwurf.“
Dezentrale Gemeinschaftsräume
Eine Nachfrage gab es noch bei der Größe der Gemeinschaftsräume: Diese sind in zwei Gebäuden mit 14,5 Quadratmetern eingeplant – eines davon das für die gemischte Nutzung für Wohnen und die Verwaltung. Im dritten Gebäude – einem reinen Wohngebäude – sind die beiden Gemeinschaftsräume aber nur mit 8,9 Quadratmetern geplant. Dies sei nicht anders möglich gewesen, sagte Herr Marx. Die großen Gemeinschaftsräume habe man erreichen können, indem man zwei Gebäudeteile versetzt zueinander baut. Wäre man so bei dem dritten Haus verfahren, hätte man die Grundstücksgrenze überschritten, sagte er.
Frau Kramer sagte, sie hoffe, dass die Räume für eine Betreuung, Unterricht und Aktivitäten groß genug seien. Herr Marx sagte dazu, dass normalerweise nur ein Gemeinschaftsraum pro 100 Personen vorgesehen sei. Im vorliegenden Plan seien dezentrale Gemeinschaftsräume eingeplant. Der ATU beschlossen den Bebauungsplan einstimmig. Am kommenden Mittwoch stimmt noch der Gemeinderat darüber ab.