Rhein-Neckar, 12. Mai 2018. (red/pro) Das Rheinneckarblog.de ist eine unabhängige journalistische Plattform für hintergründigen und seriösen Journalismus, der die Öffentlichkeit zutreffend informiert und damit eine wesentliche gesellschaftliche Aufgabe wahrnimmt. Das ist unser Credo, daran halten wir uns und das erfüllen wir seit vielen Jahren mit Leben. Journalismus gibt es nicht kostenlos, der muss finanziert werden, eine klassische Methode sind Werbeeinnahmen. Bei uns gibt es aber keine Inhalte gegen Werbung – im Gegensatz zu vielen anderen Medien, auch einer örtlichen Zeitung – wir trennen strikt zwischen redaktionellem Inhalt und gewerblichen Anzeigen. In einem transparenten Umfang, den Sie nirgendwo sonst finden.
Von Hardy Prothmann
Unsere Veröffentlichung am 25. März 2018 über einen fiktionalen Terroranschlag in Mannheim hat für sehr viel Aufregung gesorgt. Das war unser Ziel – eine Auseinandersetzung mit Fakenews, Medienkompetenz und Sicherheitsfragen. Allerdings gab es auch mehrere unschöne Begleiterscheinungen.
Zum einen ermittelt die Staatsanwaltschaft Mannheim nun gegen mich als Herausgeber als Tatverdächtigen wegen Störung des öffentlichen Friedens, Betrugs und Verletzung von Persönlichkeitsrechten, zum anderen haben wir mit einem (sehr kleinen) Teil unserer Werbekunden Probleme gehabt. (Großes Kompliment an alle anderen!)
Ich bestreite überhaupt nicht, dass unser fiktionaler Text als „grenzwertig“ empfunden worden sein könnte. Man kann unsere Veröffentlichung wie auch immer beurteilen. Natürlich war das eine ungewöhnliche Herausforderung.
Wer faktenorientiert drauf schaut, kann den Text immer noch „schlecht“ finden, muss aber feststellen, dass wir vollumfänglich verantwortlich damit umgegangen sind. Wir haben Gefahren im Vorfeld abgeklärt, wir haben die Behörden informiert, wir haben zusätzliche Informationen geboten und im Text selbst haben wir für vollumfängliche Aufklärung gesorgt und thematisiert, wo wir erhebliche Defizite sehen.
Überbringer schlechter Botschaften wurden auch in früheren Zeiten nicht eben oft besonders gut behandelt. Das nehmen wir als RNB hin.
Was nicht hinnehmbar ist, sind unmittelbare Folgen, die unsere wirtschaftliche Existenz beeinträchtigen könnten. Informationen darüber sind höchst sensibel und Sie können mir glauben, dass ich als verantwortlicher Redakteur und als Geschäftsführer dieser kleiner Redaktion deshalb sehr viele schlaflose Nächte hatte.
Die Entscheidung für diese Veröffentlichung ist nach langer Abwägung getroffen worden – zu erwartbaren Schäden und zu einem erhofften Nutzen. Für uns, für die Werbepartner und für Sie, die Öffentlichkeit.
Die Stadtpark Mannheim gGmbH, mit der wir seit einigen Jahren einen bislang vollständig unproblematischen Werbevertrag hatten, hat uns am 27. März am Nachmittag per email in Kenntnis gesetzt, dass eine Vertragsverlängerung nicht erwünscht ist. Ohne jede Begründung. Zuvor hatten wir ein sehr gutes und kommunikativ intensives Verhältnis zu diesem Werbepartner. Einflüsse auf inhaltliche Berichterstattung gab es nicht.
Zumindest nicht direkt. Die für PR verantwortliche Mitarbeiterin Renate Fernando, mit der ich über viele Jahre persönlich befreundet war, hatte sich im Herbst 2017 mehrfach gegenüber meiner Person geäußert, dass man doch Berichte über Entwicklungen beim Luisenpark „vermisse“. Konkret zu neuen Investitionen. Die Kritik habe ich angenommen, weil ich diese „Entwicklungen“ durchaus journalistisch wesentlich fand, aber zugleich transparent (und bedauernd) mitgeteilt habe, dass meine Arbeit immer recherchegetrieben ist und mir aktuell die Ressourcen fehlten.
Was Sie in diesem Artikel lesen, ist so gnadenlos transparent, wie Sie das nirgendwo sonst lesen können und ich bin mir nicht sicher, was ich damit auslöse.
Mit der Person Renate Fernando verband mich eine persönliche Freundschaft über viele Jahre. Für mich gilt journalistisch der eiserne Grundsatz: Privat ist privat. Ich weiß viele private Dinge über alle möglichen Leute, die ich niemals öffentlich machen werde. Öffentlich wesentlich wird es dann, wenn es öffentlich wesentlich wird und dann muss man auch Ross und Reiter nennen.
Frau Fernando hat im auf unseren fiktionalen Bericht folgenden Shitstorm gegenüber ihr unbekannten Dritten „kommuniziert“, dass die Stadtpark gGmbH keinen Vertrag mit uns habe. Das war inhaltlich zutreffend, weil der alte Vertrag ausgelaufen war und ein neuer in Verhandlung. Es war aber ein absoluter und nicht hinnehmbarer Verstoß gegen die Vertraulichkeit von geschäftlichen Beziehungen.
Am Dienstag des 27. März 2018 konnten wir dokumentiert auf Facebook nachlesen, dass gewisse Kreise massiven Druck ausgeübt haben und sich über unsere geschäftlichen Beziehungen zur Stadtpark gGmbH ausgelassen haben, bevor wir von dort die Nachricht erhielten, dass diese keine Vertragsverlängerung mehr wünsche. Begründungslos. Ohne jedes Gespräch.
Ein Gespräch fand später – unter Druck – statt – vor dem Hintergrund, dass wir deutlich gemacht haben, dass das so nicht geht.
Anwesend waren Hardy Prothmann, Alexandra Wild (Presse), Renate Fernando (PR) und Geschäftsführer Joachim Költzsch. Man wollte sich über zukünftige Perspektiven unterhalten.
Insbesondere Frau Fernando verhielt sich sehr aggressiv und meinte: „Ja, ich habe die email beantwortet. Hätte ich vielleicht nicht tun sollen. Ist halt passiert. Na und? Und jetzt?“
„Und jetzt?“ ist eine gute Frage. Ich hätte diese Person fristlos entlassen. Soweit mir bekannt, verdient Frau Fernando weiterhin ihre Brötchen bei der städtischen Gesellschaft ohne jede Konsequenz. Also als „städtische Mitarbeiterin“, die belegt ein eigentlich untragbares Verhalten an den Tag legte, verantwortlich für „Public Relations“ ist und es sich mit einem wesentlichen Medium in der Region begründet so richtig „versaut“ hat.
Die Veröffentlichung des Ablaufs dieser Stressbeziehung ist tatsächlich einmalig, ungewöhnlich und gehört definitiv nicht zum gewöhnlichen Repertoire unserer Berichterstattung.
Manchmal muss man einen Tod sterben und wenn es unser komplettes Aus bedeuten würde, hätten die anderen gewonnen – das wäre dann so. Dann wäre die „Na und? Und jetzt“-Fraktion halt siegreich. Tatsächlich befürchten wir, dass der Trend so ist.
Bis heute kann ich bestätigen, dass der ganz überwiegende Teil unserer Werbepartner niemals auch nur ansatzweise versucht hat, auf unsere Berichterstattung Einfluss zu nehmen. Sie, liebe Leserin, lieber Leser, können sich absolut darauf verlassen, dass wo RNB draufsteht, auch RNB drin ist und keine Schleichwerbung.
Warum mache ich also diesen Vorgang öffentlich, warum nenne ich Namen? Weil Grenzen überschritten worden sind, die ich nicht akzeptiere.
Es herrscht Vertragsfreiheit. Unser Vertrag mit der Stadtpark gGmbH war ausgelaufen und wartete auf Erneuerung, wofür es positive Signale gab. Dann kam die Absage. Das ist im Geschäftsleben manchmal so, aber es war besonders und klar an aktuelle Berichte geknüpft.
Dazu muss ich eine absolute Warnung thematisieren, die genau und verständig eingeordnet werden muss. Wenn redaktionelle Berichterstattung darüber nachdenken muss, ob journalistische Inhalte zu einem wirtschaftlichen Schaden führen könnten, dann implantiert man sich die Schere im Kopf und als erstes wird eine unabhängige Berichterstattung ohne Betäubung irreparabel abgeschnitten.
Wer sich auf solche Verhältnisse einlässt, wird zum Systemmedium, abhängig statt unabhängig. Wer solche Verhältnisse befördert, bestärkt alle, die Systemmedien kritisieren.
Ich als verantwortlicher Redakteur und Geschäftsführer lasse mich nicht darauf ein. Wenn der wirtschaftliche Druck derart groß werden sollte, stelle ich RNB lieber ein, als mich einer solchen Erwartung oder einem solchen Druck zu beugen.
Der mögliche Verlust eines neuerlichen Vertrags mit der Stadtpark gGmbH beträgt einen deutlichen vierstelligen Betrag – das kann sich jeder ungefähr selbst ausrechnen anhand unserer Mediadaten. Ich trage diesen nicht gerne, aber aus Überzeugung, wenn es denn ein Verlust sein sollte.
Tatsächlich hätte ich die Stadtpark gGmbH gerne weiter als Kunden, das ist ein eigentlich gutes Unternehmen, das wichtig für die öffentliche Wohlfahrt ist.
Im Gespräch erwartete man von mir „Zahlen“, die es zu prüfen gälte, um über Budgets zu entscheiden. Die kann ich liefern und die werden gut sein.
Tatsächlich habe ich darüber nachgedacht, ob ich das möchte.
Ich möchte das nicht. Zumindest nicht ohne Hinweis, dass man gerne mit RNB zusammenarbeiten würde.
Ich möchte, dass die Stadtpark gGmbH sich bei uns um einen neuen Werbevertrag bemüht. Denn nach Vertragsfreiheit kann auch ich als Geschäftsführer entscheiden, mit wem ich Geschäfte machen möchte und mit wem nicht. Mit Unternehmen, die sich geschäftsschädigend gegenüber RNB verhalten, möchte ich eher nicht zusammenarbeiten – außer, es gibt eine Entschuldigung. Fehler machen wir alle.
Nach sehr vielen positiven Jahren musste ich eine extrem erniedrigende Erfahrung mit der Stadtpark gGmbH machen. Das ist geschenkt, wenn ich erkennen kann, dass man dort das Fehlverhalten einsieht. Sollte das nicht der Fall sein, wird unsere Leserschaft feststellen, dass es keine weitere vertragliche Beziehung gibt. Das wäre dann halt so.
Was unsere Leserschaft auch wissen muss: Unabhängiger Journalismus kostet Geld, woher auch immer das kommt, ob durch Werbeeinnahmen oder durch Zahlungen der Leser. Wenn eins oder beides ausbleiben, gibt es keinen unabhängigen Journalismus mehr. Auch nicht, wenn man vor jeder journalistischen Arbeit darüber nachdenkt, ob das Nachteile mit sich bringt. Verlierer sind dann alle – die Werbekunden und die Leserschaft und insgesamt die Demokratie, weil es keine Profis mehr gibt, die sich unabhängig von widerstreitenden Interessen kundig und diese Kunde öffentlich machen.
Haben Sie das bemerkt? „Kundig machen“ hat auch was mit Kunde zu tun.
Es gibt kein Recht auf unabhängige journalistische Information in Deutschland. Journalismus ist eine privatwirtschaftliche Dienstleistung (bis auf die zwangsgebührenfinanzierten ÖR-Anstalten). Wenn diese Dienstleistung weder von Werbekunden noch von einer Leserschaft gewünscht wird, dann verschwindet die halt.
Wir möchten aber dringend darauf hinweisen, dass die Stimmung in Deutschland Scheiße ist. Damit geht einher, dass Medien immer mehr (teils berechtigt) Aufmerksamkeit verlieren, dafür asoziale Netzwerke immer mehr eine Rolle spielen. Das ist ein bedenkliches Ungleichgewicht, vor dessen Folgen wir massiv warnen, weil diese nicht für ein stabiles, verständiges Miteinander stehen.
Unsere Vertragspartner und unsere Kontakte können sich weiterhin auf einen seriösen und vertraulichen Kontakt mit uns verlassen, solange man sorgfältig und vernünftig miteinander umgeht.
Wir haben daran keinen Zweifel, dass das möglich ist – auch nicht gegenüber der Stadtpark gGmbH, die auf Abwegen unterwegs war und das sicherlich vernünftig korrigieren kann.
Wir brauchen Werbeeinnahmen – aber diese haben garantiert keinen Einfluss auf unser Inhalte und sind schon gar nicht geeignet, dass wir uns erniedrigen lassen und darum betteln.
Der Kunde ist bei uns König in allen Belangen, die werbliche Formen angehen. Im journalistischen Teil hat er Hausverbot. Aus Prinzip – zum Vorteil von allen.
Ihr