Rhein-Neckar/Dortmund, 12. April 2017. (red/pro) Auf den Mannschaftsbus des BVB Dortmund ist am Dienstag ein Sprengstoffanschlag verübt worden. Mindestens der Spieler Marc Bartra ist schwer verletzt worden und musste wegen “Fremdkörpereinsprengung” operiert werden. Offenbar waren drei Sprengsätze detoniert, als der Mannschaftsbus auf dem Weg zum Stadion war. Die Polizei hat ein “Bekennerschreiben” gefunden, das noch überprüft wird. Der Mannheimer Polizist Thomas Mohr – häufig selbst im Einsatz zur Absicherung von Fußballspielen – ist BVB-Fan und war als Zuschauer im Stadion. Er erzählt im Interview, wie er den Vorgang erlebt hat.
Interview: Hardy Prothmann
Herr Mohr, Sie sind eingefleischter Dortmund-Fan und waren am Dienstagabend im Stadion vor Ort, um sich das Champions League-Spiel Dortmund-Monaco anzuschauen. Wie haben Sie von dem Bombenanschlag erfahren?
Thomas Mohr: Es kam zunächst eine Meldung auf den Stadionanzeigetafel, dass sich wegen einem Zwischenfall am BVB-Spielerbus, bei dem eine Person verletzt wurde, der Spielbeginn verzögert.
Was war Ihre erste Reaktion?
Mohr: Zunächst dachte ich an einen Unfall mit einem Fußgänger, aber dann kamen die ersten Meldungen auch in unseren Block von Fans, welche mit Handys im Internet waren. Die sprachen schon von einer Explosion am BVB-Bus und das der Spieler Marc Bartra verletzt sei und ins Krankenhaus gebracht wurde.
Bedrückendes Gefühl
Als Polizeibeamter sichern Sie häufig selbst Fußballspiele. Am Dienstag waren Sie Gast wie 60.000 andere auch. Wie fühlt sich das an?
Mohr: Ist schon ein bedrückendes Gefühl, aber irgendwie waren alle im Stadion sehr ruhig und diszipliniert. Ich musste nur an die Einsatzkräfte rund ums Stadion denken, weil ich weiß, wie die jetzt funktionieren müssen, um gegebenenfalls weitere Gefahrenquellen zu lokalisieren und auch eine Panik zu vermeiden.
Wie beurteilen Sie die Vorgänge im Stadion, als klar war, dass das Spiel nicht stattfinden wird?
Mohr: Wie schon erwähnt, waren alle ziemlich ruhig und der Stadionsprecher hatte auch ständig Informationen gegeben. Es wurde dann von BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im Stadion eine Erklärung abgegeben. Er unterrichtete, was passiert war und das man das Spiel auf den Mittwoch 18:45 Uhr verlegt hat. Dies wurde anfangs mit Pfiffen von den Fans kommentiert. Persönlich fand ich es richtig, dass man das Spiel abgesagt hat.
Das Spiel soll heute um 18:45 Uhr nachgeholt werden. Fahren Sie nochmals hin?
Mohr: Leider nicht, weil ich und die drei weiteren Personen, die mich begleitet haben, zu dieser Zeit nicht teilnehmen können. Teils aus beruflicher, teils aus privater Verpflichtung.
Man muss die Ermittlungen abwarten
Sie sind selbst glühender Fußballfan, obwohl Sie beruflich auch die Schattenseiten kennen. Wie passt das zusammen?
Mohr: Ganz einfach. Weil für mich hier der Fußball im Vordergrund steht, die tolle Atmosphäre im Stadion. Die Schattenseiten sind ja nicht die Fans, die für diesen Sport stehen, sondern die Schattenseiten sind die gewaltbereiten “Fans”, die für Negativschlagzeilen sorgen. Aber die sind nicht ansatzweise für mich die Fankultur, die diese Begeisterung ausmacht.
Und die Frage muss gestellt werden: Warum der BVB?
Mohr: Wer so etwas tut, der will möglichst viel Aufmerksamkeit erreichen und einschüchtern. Das Spiel heute hat internationalen Charakter und eine hohe Zuschauer- und Medienpräsenz. Jetzt muss man erst einmal die Ermittlungen abwarten und vielleicht kann dann die Frage “Warum der BVB?” beantwortet werden.
Anm. d. Red.: Die Fragen haben wir am späten Abend an Herrn Mohr gestellt, der sie nach der Rückkehr aus Dortmund kurz nach Mitternacht schriftlich per email beantwortet hat.