Rhein-Neckar, 13. April 2015. (red/pro) Die schöne, schlanke, saftige Stange ist ein Mythos. Stimmt nicht. Sie ist mehr. Eine Kulturpflanze. Sie hat magische Kräfte. Und sie schmeckt so lecker. Spargel. Was für ein Wort für ein Gemüse, das zeitlich begrenzt ist und zeitlich entgrenzt wird. Spargel ist der Hammer, aber eben nur dann, wenn es ihn gibt – vor Ort.
Von Hardy Prothmann
Ich gebe es zu. Als geborener Pfälzer war mir lange klarer als ein Vater-Unser sein kann: Es gibt keinen besseren Spargel als pfälzischen Spargel. Aus meiner Heimat. Direkt vor Ort besonnt, gewachsen und gesprossen. Und der Pfälzer Spargel ist auch sensationell lecker – aber er hat auch eine sensationelle Konkurrenz in Nordbaden.
Spargel ist ein ein unglaubliches Gemüse. Süß und bitter. Fest und faserig. Bissfest und schlüpfrig. Mit Butter. Mit Soße. Mit Kartoffeln. Mit Schinken. Mit – ach es gibt so viele geile Gerichte, die Spargel in den Himmel der Genüsse heben.

Edle Stengel. Heilpflanzen. Sexgemüse. Um den Spargel ranken sich viele Geschichten.
Spargel ist so etwas wie Religion. Es gibt apokalyptische Spargel-Jünger, die jedes Jahr vorbeten könnten, dass dieses Spargeljahr das Beste sein muss und danach nichts mehr kommt. Vollkommen ausgehungert – weil es Spargel eben nur begrenzt gibt.
Doch die Zeiten ändern sich. Es gibt seit Wochen Spargel. Sogar im Angebot. Immer billiger. Wie kann das sein, wenn doch erst am 18. April offizieller Anstich für den Spargel in Schwetzingen ist, dem angeblich allerbesten Spargel der Welt, bei dessen Genuss ich zwischen pfälzischer Heimattreue und Tatsachen in echte Konflikte gerate?
Spargel ist ein Hochgenuss – wenn er gut ist, wenn er lecker ist, wenn er Sonne hatte und wenn er gut ausgebaut worden ist.
Spargel ist ein Hochgenuss
Sorry – was hat das mit Edel, Heil und Sex zu tun?
Das ist eine Manie, ein Hype – da geht mir jeglicher Genuss verloren.
Sowohl beim Diskounter für 1,99 Euro für 500 Gramm als auch „direkt vom Hof“ für 11,99 Euro.
Spargel ist ein Genuss. Abhängig vom Jahr, der Witterung, des Triebs. Mal ist er bitterer, mal süßer. Mal holziger, mal dick, mal dünn, mal perfekt. Quasi wie die Liebe. Jedes Jahr auf’s Neue.
Spargel ist ein ganz besonderes Gemüse. Phallisch in der Form und doch auch nicht – um in einem Stengel mit Kopf einen Phallus zu erkennen, braucht es wirklich Fantasie. Die haben wir alle. Und anscheinend ist die Lust darauf unersättlich.
Spargel schmeckt und riecht

Hardy Prothmann ist ehrlich: „Ich habe totale Lust auf Spargel, aber ich warte den regionalen Anstich ab, weil alles, was ich aus der Region auf den Tisch bekommen habe, immer leckerer war, als irgendwas, was mir versprochen worden ist.“ Foto: sap
Aber mal im Ernst – Lust ist was Schönes, Lust auf Spargel sowieso. Aber wir wollen es nicht übertreiben.
Wer Spargel isst, riecht das, weil man Spargel nicht nur isst, sondern auch pinkelt. Es heißt, Spargel reinigt die Nieren. Sehr nett ist, dass er auch die „Standfestigkeit“ erhöhen soll. Siehe oben, mal ist er fluffiger, mal hölzener.
All das ist, neben den unglaublich vielen Informationen, die man über Spargel erhalten kann, egal.
Ich bin mit Spargel aufgewachsen – er gehört jedes Jahr für eine gewisse Zeit zu meinem Leben und ich liebe das Leben und ich liebe Spargel.
18. April – Schwetzingen
Und ich freue mich auf den 18. April in Schwetzingen, denn der Schwetzinger Spargel ist in aller Regel, mal mehr, mal weniger, aber grundsätzlich richtig geil lecker.
Heimat, verzeih mir, ich bin der Wahrheit verpflichtet.
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