Weinheim, 12. Mai 2016. (red/pro) Die Lokalzeitung Weinheimer Nachrichten beglückt heute Ihre Leserschaft mit einem brisanten Thema: „Das Lustgeschäft Not“ übertitelt die Zeitung einen Artikel, dessen Inhalt vor allem auf Gerüchten basiert. Es geht um Sex. Und wie man weiß, laufen Artikel mit dem Thema Sex immer.
Kommentar: Hardy Prothmann
Dem Bericht zufolge sollen angeblich 5-7 deutsche Frauen regelmäßig Kontakte zu verschiedenen Männer im alten Druckhaus der Zeitung suchen, wo viele Schwarzafrikaner untergebracht sind.
Die Story vom „Toy Boy“
Diese „älteren deutschen Frauen“ verschafften sich laut Zeitung Zutritt zur Unterkunft mit „Ehrenamtsausweisen“ und lockten die Männer mit Hilfeversprechungen und der Gelegenheit auf einen „Nebenverdienst“:
Adasi (*) lebt in der Notunterkunft im ehemaligen Druckhaus. Pro Monat bekommt er rund 190 Euro Taschengeld. Da ist jeder Nebenverdienst willkommen. Und wenn er dafür seinen Körper verkauft.
Adasi ist ein sogenannter Toy Boy. Ein junger, aus seinem Heimatland geflüchteter Mann, der von deutschen Frauen für Sexdienste bezahlt wird. 30 Euro, so viel oder auch so wenig soll er von überwiegend älteren Frauen bekommen haben.
Die „investigative“ Recherche nennt indessen keinen einzigen faktischen Beleg, sondern raunt sich die Story gerade so zurecht, wie der Autor die Dramaturgie haben möchte. Behauptet wird, dass es auch in anderen Notunterkünften diese Art der „Dienstleistung“ gebe – allerdings nicht „bewiesen“. Opfer einer Zwangsprostitution kann die Zeitung nicht präsentieren.
Immerhin würden Besuche im Druckhaus „lückenlos dokumentiert“, schreibt die Zeitung. Was soll das heißen? Dass man den lüsternen, älteren Damen, die sich Schwarzafrikaner für Sexspiele aussuchen, auf der Spur ist? Was soll das Verbrechen sein? Im Lager kommt es wohl nicht zu „Dienstleistungen“ – und was die Männer außerhalb machen, ist eindeutig deren Privatsache. Oder dürfen dunkelhäutige, junge Männer keinen Sex haben?
Die jungen Männer würden „missbraucht“, die anständigen Ehrenamtler in Verruf gebracht, gar unter „Generalverdacht“ gestellt, so Autor Sandro Furlan. Welche Auswüchse dieses „Treiben“ nehme, ist auch nachzulesen:
Doch mittlerweile wird es schwer, das Thema unter dem Deckel zu halten. Denn unter den Flüchtlingen ist Unruhe entstanden, auch andere möchten sich was dazu verdienen. Und so bricht immer wieder Streit darüber aus, wer das nächste Mal mitgehen darf.
Nach Missbrauchsopfer klingt das nicht eben. Im Artikel ist weiter zu lesen, dass Gambia beispielsweise ein „regelrechtes Sexparadies für ältere Frauen“ sei, vor allem „von der britischen Insel“.
Die „Stabstelle“ der Ausländerbeauftragten der Stadt Weinheim zitiert die Zeitung so: „Sexuelle Dienstleistungen gegen Geld sind in jeder Konstellation problematisch, in dieser speziellen aber definitiv nicht akzeptabel, sogar unwürdig. Außerdem erschweren sie generell den Umgang der anderen Ehrenamtlichen mit den Flüchtlingen und zerstören insbesondere die Fortschritte bei der Vermittlung eines unserer Gesellschaft angemessenen Frauenbildes.“ Doch auch bei der Ausländerbeauftragten wird die Zeitung nicht fündig – auch diese habe nur Gerüchte gehört. Belege fehlen.
Lange Story, große Aufregung, keine Fakten
Unterm Strich bleibt eine Story, die besonders lang ist und besonders wenige Fakten aufzuweisen hat. Dafür aber Assoziationen wecken könnte – die Schwarzen, ja typisch, die mit ihren langen Sie wissen schon, typisch oder? Die wollen nix schaffen, die wollen doch nur das eine und Geld. Typisch, oder etwa nicht? Das war ja zu erwarten.
Das steht selbstverständlich nicht in dem Artikel. Dafür alle „Trigger“-Wörter, die es braucht: „Sex, Missbrauch, Sexparadies, Sexdienst, unwürdig, in Verruf gebracht, Notunterkunft, Lustgeschäft, Generalverdacht“ – insgesamt 9 Mal fällt das Wort Sex, drei Mal als „sexuelle Dienstleistung“.
Der Reporter kommentiert quasi schnappatmend in einem weiteren Text diesen ganz und gar unfassbaren Skandal:
Mit Füßen getreten wird dabei auch das Ehrenamt. Alleine das Betreten der Unterkunft im Namen des freiwilligen Engagements ist ein Hohn gegenüber den Menschen, die mit ihrer Arbeit einen sinnvollen Beitrag zur Integration leisten. Ganz zu schweigen von einem völlig entstellten Frauenbild, das den jungen Männern komplett falsche Signale sendet. Die betreffenden Damen müssen nun schnellstens ausfindig gemacht und mit Hausverbot belegt werden. Denn eine Entschuldigung für ihr Handeln gibt es nicht; es ist einfach nur abstoßend und widerlich.
Welches „Frauenbild“ haben die Weinheimer Nachrichten?
Ein Hausverbot also für Frauen, die möglicherweise ihre Freizeit mit schwarzen Männern verbringen? Welches „Frauenbild“ hätte der Herr Furlan gerne? Das der anständigen deutschen Frau, die es nicht mit „Schwarzen“ treibt? Was genau ist „abstoßend und widerlich“ an der Vorstellung, dass zwei Menschen einvernehmlich Sex miteinander haben?
Was behindert die „Integration“ genau, wenn deutsche Frauen ausländische Männer sogar mit mehr als einem freundlichen Lächeln willkommen heißen? Ihr Alter? Ist es widerlich und abstoßend, wenn ältere Frauen Lust auf lockere Sexualkontakte mit jüngeren Männern haben? Selbst wenn Geld fließen sollte – es gibt keinen Zwang, kein System. Was also ist der Skandal?
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Und woher weiß der Autor eigentlich, ob man sich vielleicht nicht einfach nur mag, attraktiv findet, am Ende sogar verliebt und ein gemeinsames Leben führen will?
Was bleibt, ist eine dramatisierte Story rund um das „Sex sells“-Thema – basierend auf Gerüchten und Schlüssen, die allesamt rechtlich ohne Belang, dafür aber umso moralinsaurer sind.
Die Polizei teilt auf Nachfrage mit, dass man nichts von einer illegalen Prostitution weiß, dafür aber „von vielen Gerüchten, die gibt es immer wieder und häufig aus eher nicht fremdenfreundlichen Ecken.“
Vielleicht geht es tatsächlich nur um Spaß im Bett – na und?
Vielleicht sollte die Redaktion der Weinheimer Nachrichten öfter mal Bild lesen – die gehen weniger verklemmt mit dem Thema um. Dort ist unter der Überschrift „Die Vorzüge eines Toyboys“ zu lesen:
„Jennifer Lopez, Madonna oder Sharon Stone können sich nicht irren: Sie sind Superfrauen mit einem Hang zu jungen Männern.
Ich kann bestätigen, dass diese Konstellation wirklich was für sich hat. Toyboys sind unkompliziert und man hat einfach eine gute Zeit. Vielleicht weil der Spaß im Vordergrund steht.
Vor allem der Spaß im Bett. Sie halten lange durch, sie sind allzeit bereit und sie sind hart. Ja, ich meine genau das.
Mein letztes Mal mit einem jungen Mann war einfach nur schön. Und stressfrei. Man verabredete sich, traf sich, hatte Sex – und alle waren happy.“
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