Rhein-Neckar, 12. Mai 2015. (red/ms) Ganz Deutschland ist vom Kita-Streik betroffen. Aber auch überall gleich stark? In der Metropolregion Rhein-Neckar sind die Unterschiede mitunter beträchtlich: Während etwa in Mannheim momentan fast alles still steht, läuft der Betrieb in Heidelberg noch regulär und ohne Einschränkungen. Aber das kann und wird sich möglicherweise schnell ändern: ver.di plant, den Streik flächendeckend auszuweiten. “Wenn es sein muss, auch Monate.”
Von Minh Schredle
Gemeinden wie Edingen-Neckarhausen, Dossenheim oder Hirschberg können aufatmen – sie haben keine Kindergärten in “kommunaler Trägerschaft”. Die Betreuungseinrichtungen werden hier nicht von den Gemeinden, sondern entweder von den Kirchen oder von privaten Anbietern betreut.
Für Städte und Kommunen, die sich überwiegend selbst um den Betrieb der Kindergärten kümmern, werden sich die kommenden Wochen zu einer enormen Herausforderung entwickeln. Denn auch wenn die Auswirkungen des Streiks auf die Metropolregion – mit Ausnahme von Mannheim – bislang eher überschaubar sind: Das kann sich schnell ändern.
“Wir werden den Streik ausweiten”
“Die Ausgangsbasis für einen gelungenen Streik ist die richtige Planung,” sagt Peter Erni. Er ist der Geschäftsführer von ver.di Rhein-Neckar und organisiert den Streik in der Region.
In Weinheim, Schriesheim, Heidelberg und Heddesheim gibt es momentan noch keine Einschränkungen im kommunalen Betrieb – das heißt aber nicht, dass es nicht noch dazu kommen wird. “Die Gespräche laufen schon,” sagt Herr Erni. Man wolle allerdings sicher gehen, dass die Streikenden “keinen Ärger bekommen”, erklärt er:
Deswegen fangen wir in Städten an, in denen ver.di schon verlässliche Netzwerke und Strukturen aufgebaut hat.
Eine dieser Städte ist Mannheim. Und mit insgesamt 216 Angeboten zur Kinderbetreuug in kommunaler Trägerschaft wird die Stadt – und vor allem ihre Eltern und Kinder – hart vom Streik getroffen. Derzeit gibt es zwar eine Notbetreuung für 820 Kinder. Aber das ist nicht einmal ansatzweise ein Ersatz. Nach unseren Recherchen werden zwischen 10.500 und 11.000 Kinder betreut – also reicht die “Notbetreuung” gerade mal für rund 8 Prozent der vom Streik betroffenen Kinder.
Niemand wird geschont
Momentan sind deutschlandweit eher Großstädte als kleinere Kommunen und Gemeinden vom Streik betroffen. Das hänge aber nicht damit zusammen, dass man irgendjemanden schonen wolle, erklärt Herr Erni. Ganz im Gegenteil:
Der Kampf wird auf dem Land gewonnen.
Das Ziel sei es, den Streik flächendeckend auszuweiten. Und man erfahre großen Zuspruch – zumindest unter den Erziehern. Herr Erni spricht von einer “erstaunlichen Dynamik”, die er so noch nie erlebt habe:
Ein paar kommen sogar auf uns zu und sagen: Bitte lasst uns auch mitstreiken.
Doch bei einem Streik müsse “alles Hand und Fuß haben”. Man könne nicht einfach überall gleichzeitig zum Streik aufrufen – das würde auch ver.di mehr Probleme als Vorteile verschaffen, so Herr Erni. Daher wolle man “in den Zentren anfangen und dann bis in die letzten Adern vordringen”.
Dramatische Auswirkungen?
Momentan laufen laut Herrn Erni auch Gespräche mit den sechs kommunalen Kindergärten in Schriesheim. “Möglicherweise wird auch hier schon ab morgen gestreikt,” sagt Herr Erni.
Eine der kleineren Gemeinden im Umkreis, die bereits jetzt unter den Auswirkungen des Streiks zu leiden hat, ist Ilvesheim. Bürgermeister Andreas Metz erklärt auf Nachfrage gegenüber dem Rheinneckarblog, es sei das erste Mal überhaupt, dass in Ilvesheims Betreuungseinrichtungen gestreikt wird. Das würde die Gemeinde vor einige Probleme stellen. Er betont allerdings ausdrücklich:
Streiken ist ein Grundrecht – ich habe Verständnis für die Erzieher und mache ihnen keine Vorwürfe.
Dennoch müsse man sich jetzt mit den Umständen arrangieren: 120 Kinder und deren Eltern seien vom Streik betroffen. Für die 40 Kinder mit Ganztagesplätzen habe man “Notbetreuungen” eingerichtet, damit “die Eltern nicht vollkommen aufgeschmissen sind”. Eltern von Kindern ohne Ganztagsplatz erleben dagegen die volle Wucht des Streiks.
“Und das ist erst der Anfang,” sagt Herr Erni. Der Streik ist unbefristet. Vorerst seien ungefähr zwei Wochen geplant – doch auch da sei man flexibel:
Wir werden sehen müssen, zu welchen Ergebnissen die Verhandlungen führen. Wenn sich nichts ändert, werden eben noch ein paar Wochen dran gehängt.