Lorsch, 12. April 2019. (red/pm) Wenn wir Wasser brauchen, müssen wir nur einen Wasserhahn aufdrehen. In weiten Teilen der Welt ist dies jedoch noch keine Selbstverständlichkeit. Der diesjährige Welttag des Wassers stand daher unter dem Motto „Niemand zurücklassen – Wasser und Sanitärversorgung für alle“.
Information des Kreises Bergstraße:
„Der Kreisbeigeordnete Karsten Krug machte sich aus diesem Anlass gemeinsam mit dem Lorscher Bürgermeister Christian Schönung ein persönliches Bild von der Arbeit in der Kläranlage Lorsch. „Der verantwortungsvolle Umgang mit einer so kostbaren Ressource wie Wasser ist mir als Dezernent des Bereichs Umwelt ein großes Anliegen. Daher möchte ich die Bergsträßer Bürgerinnen und Bürger darüber aufklären, wie viel Aufwand in der Wiederaufbereitung von Abwasser steckt“, betonte Krug.
Rund zwölf bis dreizehn Millionen Kubikmeter Wasser verbrauchen die Bergsträßer Einwohner im Jahr. Pro Kopf entspricht dies etwa 45 Kubikmetern pro Jahr – auf einen einzigen Tag runtergerechnet sind das circa 120 bis 130 Liter. Das verbrauchte Wasser gelangt gemeinsam mit derselben Menge Regenwasser in unseren heimischen Kläranlagen und muss dort wiederaufbereitet werden.
Der Prozess
Joachim Krutsch, langjähriger Leiter der Lorscher Anlage, erklärte wie aufwendig das ganze Procedere ist: Das gesammelte Abwasser muss in mehreren Stufen aufbereitet werden, damit es anschließend weitestgehend schadlos wieder in die örtlichen Gewässer zurückgeführt werden kann. Trotz der aufwändigen Reinigungsverfahren gelangen nach wie vor Kleinst- und Spurenstoffe ins Grundwasser, die häufig aus Haushalten oder defekten Abwasserleitungen stammen. „Viele dieser Stoffe könnten ohne zusätzliche Maßnahmen der Klärwerke, durch einen bewussteren Verbrauch bereits zurückgehalten werden“, so Krutsch. „Viele verstehen nicht, dass das verbrauchte Wasser früher oder später wieder im natürlichen Wasserkreislauf und somit auch in unserem Grundwasser landet.“
Bisher wird unser Abwasser in drei Reinigungsstufen aufbereitet: der mechanischen Reinigung, der biologischen Reinigung und der chemischen Reinigung. Es wird auch bereits eine vierte Reinigungsstufe gefordert. Denn: „Es gelangen immer mehr Spurenstoffe. wie Medikamentenreste, Hormone oder Mikroplastik, ins Abwasser, die sich nicht herausfiltern lassen“, erklärte Krutschs Nachfolger Andreas Stolz. „Zum Beispiel führen Rückstände der Antibabypille zu großen Problemen. Durch das Östrogen gibt es l immer mehr weibliche Fische in unseren Gewässern. Eine vierte Reinigungsstufe könnte genau diese Spurenstoffe aus dem Wasser entfernen und sich so positiv auf den gesamten Wasserkreislauf auswirken.“ Mit dieser Herausforderung sieht sich Lorsch jedoch nicht allein konfrontiert.
Zum Abschluss lobte der Kreisbeigeordnete Krug die Stadt Lorsch. „Hier wird schon seit Jahren Wert darauf gelegt, dass die Kanalsysteme in einem angemessenen Zustand gehalten werden. Auch dies ist ein wichtiger Teil der Prävention zum Schutz der Grundwasserbestände“; so der Umweltdezernent. Denn gerade durch schadhafte Kanalsysteme kann ungeklärtes Abwasser in nicht unerheblichem Maße versickern und so nachhaltig das Grundwasser verunreinigen. Ein Prozess, der sich erst in vielen Jahren bemerkbar machen wird, aber jetzt schon mit Weitblick und finanzieller Unterstützung der zuständigen Städte und Gemeinden im Kreis präventiv angegangen werden muss.“