Mannheim/Rhein-Neckar, 12. Juni 2017. (red/as) Heute vor 200 Jahren fuhr Karl von Drais das erste Mal auf seiner “Laufmaschine” von M1,8 zur Schwetzinger Relaisstation im heutigen Stadtteil Rheinau. Am Wochenende feierte Mannheim die 200-Jahr-Party. Monnem Bike – das Festival ist einer der Höhepunkt des Jubiläumsjahr und Mannheim ist verwandelt: An verschiedenen Orten in der Innenstadt waren über 100 Programmpunkte verteilt, Fahrradfreunde konnten staunen, einkaufen, austesten oder mitmachen. Rund 150.000 Menschen sollen teilgenommen haben.
Von Annika Schaffner
Showprogramm auf den Planken
Für die Partygäste war mitten auf den Planken eine große Bühne aufgebaut, sowie ein abgetrenntes Areal, auf dem sich die jeweiligen Showmacher austoben konnten. Besonders beliebt war die “Ready 2 Rumble Show” des dreifachen Deutschen Meisters im BMX-Freestyle Chris Böhm und seinem Team. Die fünf zeigten, welche spektulären Tricks man mit dem Fahrrad zaubern kann.
Zum “YogaCycling” hat die Belgierin Nadezda Agapov geladen: Denn mit dem Fahrrad kann man nicht nur die Beine trainieren, sondern durch gezielte Übungen auch das körperliche und geistige Wohl.
Nun ist das Körpergefühl viel besser, oder?
fragte die Yoga-Lehrerin ihre Teilnehmer nach jeder Übung. Viele haben sich allerdings nicht getraut vor allen Leuten mitzumachen und auf Nadezda Agapov´s Aussage, das Fahrrad-Yoga könnte man problemlos auch im normalen Straßenverkehr durchführen, reagieren die Zuschauer eher skeptisch. Die Probe-Teilnehmer jedenfalls fühlten sich danach tatsächlich entspannter.
Einer ganz besonderen Band wurde auf den Planken, auf dem Marktplatz sowie unterwegs zugejubelt: Die “Top 40 Band” mit der Mannheimer Sängerin Nicole Hadfield spielten aktuelle Popsongs auf experimenteller Weise: Bassist, Drummer, Gitarisst und Keyboarder sitzen jeweils in einer Fahrradrikscha und machen so ihre Musik mobil.
Infotainment in der Fressgasse
Die Fressgasse (P1/Q1 bis P6/Q6) ist für das Fahrrad-Festival komplett von Autos befreit worden. Stattdessen konnte man sich an vielen verschiedenen Ständen über das Fahrrad, seine Sicherheit oder seine Geschichte informieren, wie zum Beispiel im mobilen Fahrradmuseum aus Bad Brückenau. Hier konnte man sich unter anderem die Laufmaschine von Karl Drais von 1817 anschauen.
Aber auch in der Fressgasse kam der Spaß für Groß und Klein nicht zu kurz: In der Hochradfahrschule wurden fleißig ausprobiert, wie sich vor 100 Jahren Radfahren angefühlt haben muss.
Es war total wacklig, aber nostalgisch,
erzählt Frederik von seinen ersten Erfahrungen mit einem Hochrad. Zur Belohnung gab es für jeden Teilnehmer einen Hochrad-Führerschein.
Bei Q1 hat der neu gegründete und gemeinnützige Verein “Dein Lastenvelo Mannheim” zum ersten Mal sein Lastenfahrrad “LaMa”vorgestellt, das in Zukunft von jedem kostenlos ausgeliehen werden kann. Obwohl das Projekt erst nächste Woche startet, ist Christine Detzler aufgrund des großen Interesses beim Festival zuversichtlich:
Wir würden in Zukunft natürlich gern noch mehr Lastenräder in Mannheim anbieten, da kommt es aber auf die Spenden an.
Ab dem 13. Juni kann das “LaMa” zunächst in der Neckarstadt ausgeliehen werden, danach wechselt es monatlich seinen Standort.
Beim Stand des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) konnten die Besucher ihre Meinungen zum Radwegnetz in Mannheim äußern. Neben einigen positiven Äußerungen vor allem zu den gerade neu gemachten Fahrradwegen in der Innenstadt, hätten die Mannheimer aber auch vieles bemängelt, erzählt Mirjam Krug vom BUND. Meistens wurde der schlechte Zustand der Radwege kritisiert,
viele denken, dass das Netz für Autofahrer einfach besser gebaut und geschalten ist,
und “eine Frau hat sogar gesagt, ihr sei es zu gefährlich in der Innenstadt Fahrrad zu fahren”. Alle Kritikpunkte, positive wie negative werden auf einer Stadtkarte festgehalten und nach dem Festival der Stadt Mannheim übergeben.
Do It Yourself auf dem Marktplatz
Der Marktplatz stand ganz den Tüftlern unter den Fahrrad-Liebhabern zur Verfügung. Bei “Pimp your Bike”, “Spray your Bike” oder “Electrify your Bike” wurden einige Räder auf Fordermann gebracht, beim kostenlosen RadCheck oder beim “Bike-Wash”, einer Waschanlage nur für Fahrräder hat das Geburtstagskind eine regelrechte Wellness-Behandlung bekommen.
Doch wer seinen geliebten Drahtesel zum Feiern mitgenommen hat, hatte auch ein Problem:
Wir kommen gar nicht überall hin, hier ist viel zu voll!
beschwerten sich einige Besucher. Vor allem auf dem Markplatz und auf den Planken konnte es mit den vielen Fahrrädern eng werden. Trotzdem: “Es ist eine schöne Idee das zu feiern und die Shows sind toll!”.