Mannheim/Pulheim/Lüchow-Dannenberg, 12. März 2025. (red/pro/pm) Der Lack ist mehr und mehr ab bei Markus Wipperfürth, einst gefeierter, wenn auch selbst inszenierter „Held“ des Ahrtals. Sein Auftreten dort hatte ihm zunächst einen guten Ruf eingebracht – doch ist das mehr Schein als Sein. Sein Storytelling funktionierte nach der Katastrophe im Ahrtal eine gewisse Zeit – die ist um.
Kommentar: Hardy Prothmann
Erinnern wir uns an ein besonderes Zitat von Markus Wipperfürth, gerade frisch im Ahrtal nach der Flutkatastrophe angekommen:
Wir sind hier ganz alleine.
Wen meinte er mit „wir“? Die Helfer? Seine Community? Seine Buddies? Was meint hier? Das ganze Ahrtal oder nur seine unmittelbare Umgebung?
Tatsache ist, dass Herr Wipperfürth und das ominöse „Wir“ nie alleine im Ahrtal (knapp 50 Kilometer lang) am Tag nach der Flutkatastrophe waren. Feuerwehr, THW, Bundeswehr, Rettungsdienste, Polizei und Feuerwehren waren neben vielen privaten und gewerblichen Helfern im Einsatz in einer völlig chaotischen Situation nach einer völlig außergewöhnlichen Naturkatastrophe.
Doch das ist die Methode Wipperfürth – vollmundig etwas behaupten, was aus seiner Perspektive und der daraus sehr speziell abgeleiteten Weltsicht, „wahr“ ist.
In der Selbstbeschreibung zu seinem ersten Buch „Wegen Dir bin ich hier“, heißt es:
„(…) Pulheimer Landwirts, der durch seine enorme Reichweite in den sozialen Medien zum Katastrophen-Koordinator, Kommunikationsknotenpunkt und Schwarzen Brett des Ahrtals wurde und dringend benötigte Helfer, Hilfsgüter und Maschinen ins Katastrophengebiet gebracht hat“
Das liest sich, als wäre Herr Wipperfürth der allein entscheidende Faktor bei der Bewältigung der Krise gewesen. Mehr Selbstüberhöhung geht nicht.
Er findet oder erfindet Probleme und Bedrohungen allerorten zu allen Zeiten – um sie dann zu lösen. Mal ganz alleine, mal als „wir Bauern“, mal mit seiner Community. Die ist mit über 500.000 Followern auf Facebook scheinbar „beeindruckend“, doch tatsächlich überschaubar. Meist kommentieren einige wenig hundert Hardcore-Fans seine Beiträge, inhaltlich völlig leer, aber von ganzem Herzen dabei.
Er erfindet angebliche Sekten, die hinter ihm und anderen her seien, sieht sich und sogar seine Kinder durch finstere Gestalten bedroht, wittert überall Kampagnen gegen ihn und seine Verbündeten. Murmelt irgendwas, dass auch Behörden oder Landesregierungen versuchten, ihn mundtot zu machen. Kündigt an, dass „die Wahrheit ans Licht kommt“, seine Community jauchzt – es bleibt bei den Ankündigungen.
- Konnte er eine Verschwörung belegen? Nein
- Konnte er eine Kampagne belegen? Nein
- Wurde irgendjemand wegen angeblicher Bedrohungen ermittelt? Nein
- Gab es Kinderleichen? Nein
- Hat sein jüngster Aufruf Schafe gerettet? Nein
Er zieht häufig vor Gericht – und verliert meist komplett oder überwiegend. Er sieht sich zu den Klagen gezwungen – tatsächlich zwingt er andere, ihn wegen übler Nachrede zu verklagen, was durchaus erfolgreich ist.
In seinen Büchern vermarktet er angebliche Kinderleichen auf dem Rücksitz eines Autos. Als klar belegt ist, dass er Fake-News verbreitet, sitzt er das einfach aus, während er andere sonst „beim Wort“ nimmt und nicht locker lässt, um Politiker und Behörden als unfähig zu bezeichnen. Gerne nutzt er das Wort „ekelhaft“ – natürlich nicht für sein eigenes Wirken, sondern für andere.
Aktuell hat er wieder eine „Herz-Schmerz-Geschichte“ lanciert: 300 verlassene Schafe. Mit Lämmern! Im Wolfsgebiet! Er macht einen Aufruf und schwuppdiwupp gibt er vor, dadurch sei das Problem gelöst. Die Schafe in Sicherheit. Er feiert seine Community und die feiert ihn.
Doch auch diese Story stimmt nicht, wie unsere Gegenrecherche klar belegt. Es gibt meist einen kleinen, zutreffenden Tatsachenkern und darum herum strickt der Influencer Markus Wipperfürth dann seine Märchen. Wagt sich jemand, kritische Fragen zu stellen, ist man ruckzuck blockiert auf seiner Facebook-Seite. Oder hat eine Klage im Briefkasten.
Der Investigativjournalist Lars Wienand von T-Online sei von einer Kritikerin „manipuliert“ worden, glaubt Wipperfürth, die Berichterstattung über ihn sei unwahr. Wipperfürth klagt sich durch die Instanzen und verliert, wie man eindeutiger nicht verlieren kann. Die Kritikerin Roswitha Krippner-Rehm verklagt er ebenfalls und verliert alle wesentlichen Punkte, die er abmahnen ließ.
Gegen mich hat er im Verbund mit anderen eine Rufmordkampagne gestartet – und einen Maulkorb wegen übler Nachrede kassiert. Andere, die er als „wir“ instrumentalisiert, bekommen ebenfalls unwahre Tatsachenbehauptungen verboten, die Liste der Strafanzeigen wegen falscher Eidesstattlicher Versicherungen, übler Nachrede, Verleumdung und Beleidigungen wächst. Weitere Verfahren folgen und im Laufe diesen Jahres wird es aller Voraussicht nach zu einer umfassenden Darstellung dieser vernetzten Rufmordkampagne kommen.
Und Wipperfürth? Er schweigt über seine juristischen Niederlagen, denn die passen nicht zum selbsternannten Helden und seiner „Wahrheit“.
Im Zentrum dieses Wahnsinns steht Markus Wipperfürth mit seinen Märchengeschichten, die er quasi täglich per „Live“ in die Welt „labert“, wie er sein Gerede selbst bezeichnet. Meist bleibt er unkonkret, spricht über „das, was“, aber nicht exakt, „was“ denn „was“ und „das“ genau bedeutet. Bedeutungen überlässt er der weiteren Fantasie seiner aktiven Followerschaft – darunter viele Damen im gesetzteren Alter, die, häufig nicht berufstätig, von zuhause auf der Couch begierig auf ein neues Live warten, um „dabei“ zu sein. „Dabei“ ist fast ausschließlich bei ihm, alleine auf einem Traktor.
Natürlich kann Herr Wipperfürth jeden Tag aufs Neue eine Folge „Markus und wie er die Welt sieht“ veröffentlichen, seine Märchen erzählen und seine kruden Ansichten äußern.
Allerdings sollte er es bleiben lassen, anderen damit Schaden zuzufügen. Ob nun Behörden, die meist nicht mit seinen Attacken umgehen können, weil sie solche Angriffe nicht kennen oder einzelne Personen, die er mit Hilfe seines Mobs unter Druck setzt.
Die Story vom „guten, edlen Bauern“, der sich für die Menschheit einsetzt, glaubt ihm schon lange bis auf die Hardcore-Blase niemand mehr.
Sein Einfluss ist längst dahin – im Ahrtal hat er häufig für Aufregung gesorgt, letztlich musste er aber abziehen, weil sich die von ihm arg gescholtenen Behörden nicht länger von ihm unter Druck setzen ließen. Dann versuchte er es mit einer Charme-Offensive – aber das Verhältnis war verbrannt. Es gibt immer noch viel zu tun im Ahrtal – auch ohne Markus Wipperfürth.
Das gilt auch für Deutschlands kleinsten Landkreis Lüchow-Dannenberg. Auch hier kommt die Landkreisverwaltung ganz ohne Markus Wipperfürth und seine Community klar. Die Schafe sowieso.