Mannheim, 11. März 2015. (red/ld) Wie zufrieden sind die Kulturschaffenden in Mannheim? Was können die Akteure zur kulturellen Bildung beitragen und wo gibt es in der Stadt Platz für die verschiedenen Initiativen und deren Veranstaltungen? Um diese Fragen ging es am Dienstagabend im Florian-Waldeck-Saal im Zeughaus. Dabei wurde auch der Frage nach einer künftigen Europäischen Kulturhauptstadt Mannheim nachgegangen.
Von Lydia Dartsch
Im Vergleich mit den anderen 29 größten deutschen Städten liegt die Stadt Mannheim bei den Kulturausgaben auf Platz 5, ergab das Kulturstädteranking des Hamburgischen Weltwirtschafts-Instituts und Berenberg im Sommer vergangenen Jahres.
„Darüber können wir uns als Stadt freuen. Aber wir sollten auch die Anliegen der Künstler und Veranstalter zur Kultur in Mannheim anhören“, sagte Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz in seinem Grußwort an die etwa 45 Teilnehmer/innen, die in am Dienstagabend im Mannheimer Zeughaus über den derzeitigen Stand an drei Thementischen über Kulturbildung, die freie Szene und Kulturförderung diskutierten. Der ebenfalls geplante Thementisch zur Migrantenkultur fiel wegen einer Erkrankung von Stadtrat Petar Drakul (SPD) aus.
Die Diskussion über die Kulturförderung wurde geleitet von Sabine Schirra, Leiterin des Kulturamts der Stadt. Wolfgang Hartmann-Langenfelder, Vorsitzender des Vereins für experimentelle Musik „Klangfluss“ sagte, das die Förderung durch Bereitstellung von Veranstaltungsräumen seitens der Stadt sehr wichtig sei. Es sei aber ein Problem, solche Räume zu erhalten, weil eine Bedingung dafür meist sei, dass die damit geförderte Veranstaltung auch wirtschaftlich sei. Davon könne man bei experimenteller Musik aber nicht ausgehen, sagte er.
Das Kulturhaus Käfertal setzt dagegen auf finanzielle Förderung. Zwar bietet es zahlreichen Chören und Vereinen Platz für deren Proben und Kurse. Das Haus sei zwar mietfrei von der Stadt überlassen, sagte Ute Mockert, Vorsitzende der Interessensgemeinschaft der Käfertaler Vereine. Dennoch müsse das Haus kostendeckend bewirtschaftet werden – beispielsweise durch Vermietungen für lukrative Veranstalter. Davon sei der Ort abhängig, sagte Frau Mockert:
Das führt dann auch dazu, dass wir Chorproben absagen müssen, wenn wir auf die Saalvermietung angewiesen sind.
Wie wichtig die finanzielle Förderung gerade bei Kindern und Jugendlichen ist, davon berichtete Matthias Werner, Vorsitzender des Fördervereins am Kulturhaus Käfertal einen Tisch weiter beim Thema „Kulturelle Bildung“: „Wir hatten ein Jahr lang die Förderung für ein Chorprojekt mit Kindern. Im zweiten Jahr waren nur noch acht Kinder dabei und die Förderung wurde eingestellt.“ Dadurch sei auch das Angebot für die übrigen acht Kinder weggebrochen. Eine Förderung in diesem Bereich müsse langfristiger angelegt sein, sagte er. Gerade Vereine seien der Ort, an dem viele Kinder und Jugendliche zum ersten Mal mit Kultur in Kontakt kommen, hieß es in der Diskussionsrunde.
Der Kontakt zur Kultur sei für Kinder besonders wichtig, um sich später auch dafür zu interessieren, sagte die Landtagsabgeordnete und Stadträtin Helen Heberer (SPD). Sie leitete die Bildungsdiskussion: „Wer sich mit Kunst beschäftigt, kann sich mit sich selbst auseinandersetzen“, sagte sie. Doch dies sei in den vergangenen Jahren durch den Abbau von Kunstunterricht in den Haupt- und Realschulen immer weniger möglich. „Wir suchen für unsere Projekte Zielgruppen aus, die noch nie ein Theater betreten haben“, sagte Burkhard C. Kosminski, Schauspiel-Intendant am Nationaltheater Mannheim. Ähnlich wie in der Demokratie-Studie müsse Kultur auch diese Menschen erreichen.
„Eine Kulturhauptstadt braucht Mut“
Dass die freie Kulturszene vor allem Platz braucht, wurde in der dritten Diskussionsrunde deutlich. Eine große Hoffnung der Künstler liegt in der Konversion und damit beispielsweise in der U-Halle der Spinelli-Barracks und in den leerstehenden Wohnungen in der Benjamin-Franklin-Village. „Mannheim hat jetzt sie Chance zu experimentieren, aber dafür braucht es Mut“, sagte Philipp Morlock, Künstler und künstlerischer Leiter des Einraumhauses am Alten Messplatz. Das Problem bei der Konversion sei es aber, ein Gefühl, dass die Flächen bereits vergeben seien. Sich trauen sei notwendig für eine Stadt, die Kulturhauptstadt werden will, sagte er.
Dass das Thema „Europäische Kulturhauptstadt Mannheim“ noch nicht vom Tisch ist, bestätigte Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz zum Schluss der Veranstaltung. Erst im Jahr 2025 habe Mannheim wieder die Chance Kulturhauptstadt zu werden, sagte er. Ursprünglich war eine Bewerbung für das Jahr 2020 vorgesehen. Nach den neuen Regeln gibt es erst fünf Jahre später eine deutsche Kulturhauptstadt. Daher sei die Bewerbung nicht mehr auf der Agenda. Sie werde in den kommenden Jahren aber weiter angegangen. In der Zwischenzeit arbeite man an der Struktur der kulturellen Szene, sagte er.