Rhein-Neckar/Deutschland, 11. Juni 2018. (red/pro) “So geht es nicht mehr weiter”, ist Titel eines Artikels, der noch nicht geschrieben ist. Autor dieses Artikels ist Hardy Prothmann (51), seit 1991 freier Journalist, erst für ein Lokalblatt, dann über viele Jahre für einen “Bauchladen” aus großen und kleinen und Fachmedien, seit 2009 “Blogger” in der Metropolregion Rhein-Neckar.
Von Hardy Prothmann
Ich bin 2009 zufällig, aber aus Gründen zum Lokaljournalismus zurückgekehrt. Und nach kurzer Zeit mit sehr viel Lust und Laune auf ein Experiment. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, auf was für ein Abenteuer ich mich da eingelassen habe. Vor allem bin ich sehr überrascht über zwei Dinge – die einerseits sehr hohe Anerkennung und zum anderen einen bisweilen hasserfüllten “Widerstand”, den ich vor allem durch linke Kreise erfahren musste, durch Menschen ohne Rückgrat und knallharte wirtschaftliche Interessen, die allesamt nichts auf unabhängigen Journalismus geben, sondern bedingungslose Unterwerfung, Konformität und die Erfüllung eigennütziger Ziele erwarten (alle unsere aktuellen Werbekunden sind davon explizit ausgenommen). Und ich musste feststellen, dass es viele großartige Menschen gibt, die gerne für gute Informationen zahlen. Aber die Mehrheit ist dazu (bislang) nicht bereit. Sie wollen alles umsonst und wenn was nicht gefällt, ist die Verachtung grenzenlos.
Keine Ahnung, ob mein Text “So geht es nicht mehr weiter” so anfangen wird.
Die Bilanz meines Lokalprojekts ist durchwachsen. Zum Einen gibt es die benannte hohe Anerkennung, mehrere hundert wohlwollende Artikel über mein Projekt, wissenschaftliche Studien, mehrere hier im Haus gut ausgebildete Jungjournalisten. Dazu viel Lob von allen Seiten, dass mein kleiner Laden viele andere Medien zu mehr Qualität gezwungen hat – wovon ich mir nichts kaufen kann, schon gar nicht, wenn gebührenfinanzierte Medien ständig bei mir klauen. Zum Anderen über 50.000 Euro (ausgeschrieben fünfzigtausend Euro) juristische Kosten seit 2010, begleitet von dem Erfolg, dass ich die allermeisten Verfahren gewonnen habe, aber trotzdem mit jeder Menge Geld bluten musste. Und jedes Verfahren kostete Zeit und Nerven.
Davon, dass der Staatsschutz für mich eine “abstrakte Gefährdungslage” durch linksradikale Kräfte sieht, sehe ich mal ab. Die paar kleinen Handgreiflichkeiten und liebevollen Beleidigungen sind gegen den hintertriebenen “Widerstand” Kokolores.
Wirtschaftlich geht es seit 2016 (vor allem durch die Hilfe eines großartigen Freundes, der mich unentgeltlich beraten hat) ganz gut, aber nicht wirklich gut. Zumindest nicht auf Dauer zukunftsfähig.
Was sonst in meinem Text stehen wird, “So geht es nicht mehr weiter”, erfahren Sie, wenn er fertig ist. Das wird ein paar Wochen dauern. Ich habe mal vier Wochen angesetzt, vielleicht werden es auch ein paar mehr. Denn ich muss auch, zur Gefahrenabwehr, das Backoffice in Ordnung bringen.
Mir sitzt eine Staatsanwaltschaft im Nacken, die mich gerne vor den Kadi bringen würde – ich bin aus Sicht der Staatsanwaltschaft Mannheim tatverdächtig, “die öffentliche Ordnung” gestört zu haben. Zudem soll ich ein Betrüger sein, weil Teile unseres Angebots gebührenpflichtig sind. Klingt absurd? Ist Realität.
Es ist nicht mein Ziel, die öffentliche Ordnung zu stören, wenn diese aber einen Hau ab hat, ist das mein erklärtes Ziel, darüber zu berichten.
Und wenn ich mit bescheidenen Mitteln versuche, mit einer Paywall ein wenig Geld zu verdienen, ohne dass ich jemanden überfalle, Drogen verchecke, irgendwo einbreche oder jemandem den Hals durchschneide oder “cum-ex”-Geschäfte mache oder Motoren manipuliere, mag ich aus Sicht der Staatsmacht ein schlimmer Betrüger sein – ich werde rausfinden, wer Recht hat.
Dazu kommen noch ein paar Rechtsstreitigkeiten, die enorme Konzentration verlangen – und allesamt wirtschaftlich existenzbedrohlich sind. Nicht, dass das irgendwie neu wäre, aber es zehrt doch an den Kräften. Zugegeben.
Das Finanzamt (die härteste Behörde der Welt, der der BaMF-Mist nie passieren würde) wartet auf Erklärungen zu überschaubaren Einkünften, die aber mit ordentlichen Bußgeldern belegt werden, die sehr an den Einkünften zehren, wenn man nicht fristgerecht liefert.
Denn wie die meisten Leute in diesem Land (und viele andere nicht) habe ich eine Meldeadresse und die gelben Umschläge kommen immer an und irgendwann besuchen einen die Leute vom Zoll (die überwiegend total nett sind), was ich ich den vergangenen Jahren drei Mal erleben musste. (Ging immer glücklicherweise gut aus.)
Was sonst aus meiner Sicht nicht mehr so weitergeht, werden alle die erfahren, die dafür Geld zahlen. Also alle, die unseren Bezahldienst Steady nutzen, alle, die Rheinneckarblog-Plus-Abo abgeschlossen haben, alle die per Paypal oder auf mein Konto überwiesen haben. Und alle, die das ab jetzt tun, bis der Text fertig ist.
Ich habe keine Erfahrung mit Crowdfunding und mache das jetzt einfach so – mein Aufwand ist die Verantwortung für journalistische Arbeit seit 2009, also fast zehn Jahre und seit 2015 über 18.000 Veröffentlichungen auf RNB. Das ist meiner Ansicht nach genug Leistungsvorschub, um zu beweisen, dass ich es ernst meine und nicht nur was vorhabe, sondern schon extrem viel hinter mir habe, was ich gerne fortführen würde.
Es erscheinen weiterhin Texte von Autoren, die ich gut bezahle – bis ich fertig bin mit “So geht es nicht weiter”, aber nur noch wenige Texte mehr von mir – also nur solche, die ich schon vorbereitet habe und solche, die ich noch abarbeiten muss. (Aktuell empfehle ich den einkauften Text von Gerd Buurmann: “Man bekämpft Unanständigkeit nicht mit Unanständigkeit“, weitere Autorenstücke folgen.)
Sie motivieren mich extrem, einen hoffentlich sehr spannenden Text zu schreiben, indem Sie Kunde bei unserem Dienstleister Steady werden, den Pass kaufen, per Paypal oder aufs Bankkonto spenden. Die Höhe Ihrer Zuwendung ist Ihrem Goodwill und Ihrem Geldbeutel überlassen. Wer wenig hat, kann trotzdem das geben, was er/sie erübrigen kann.
Der Deal ist, dass ich keine Endsumme vorgebe, anders als beim “Crowdfunding”. Sie geben Geld und ich informiere, wie viel Geld zusammengekommen ist. Das soll mein Steuerberater machen – der weiß noch nix von meiner Idee, aber er wird sie umsetzen, weil er ein feiner Mensch ist (und das Finanzamt liest mit und weiß alles).
Ich habe eine Bedingung. Wenn es weniger als 5.000 Euro sind, schließe ich den Laden ab, gemäß “So geht es nicht mehr weiter”. Wenn es mehr ist, denke ich über eine Zukunft nach, wenn es sehr viel mehr ist, geben Sie alle die Kraft, auch zukünftig ehrlichen und kritischen Journalismus anzubieten. Bin mal gespannt, wie das Experiment ausgeht.
Sie können Steady hier abschließen. (Sie werden dort Kunde, Steady behält eine Gebühr ein und zahlt den Rest an uns aus.)
Sie können hier einen Rheinneckarblog-Plus-Pass kaufen. (Sie werden bei uns Kunde und bei Steady freigeschaltet, sofern Sie mindestens 60 Euro zahlen und haben Zugang zu den kostenpflichtigen Artikeln.)
Sie zahlen per Paypal. (Sie werden bei uns Kunde und bei bei Steady freigeschaltet, sofern Sie mindestens 60 Euro zahlen und haben Zugang zu den kostenpflichtigen Artikeln.)
Sie überweisen direkt aufs Konto. (Sie werden bei uns Kunde und bei bei Steady freigeschaltet, sofern Sie mindestens 60 Euro zahlen und haben Zugang zu den kostenpflichtigen Artikeln.)
Hypovereinsbank
Kontoinhaber: Hardy Prothmann
BIC (BLZ): HYVEDEMM489
IBAN (Kto.): DE25670201900601447835
Nein, dass ist keine Start-up-Marketing-Aktion, sondern vollständig ernst gemeint.
Wir haben in den vergangenen Jahren mehrere Millionen Leser gehabt, die sehr von unseren kostenfreien Artikeln profitiert haben und uns reich gemacht hätten, hätten sie nur ein wenig Geld bezahlt (reich sein, ist nicht das Ziel, gut von der Arbeit leben können, hingegen schon). Wir haben oft um Zuwendungen gebeten, die kamen (an alle herzlichen Dank!), aber nicht in der Fülle, um gut davon leben zu können. Wenn ich aktuell nicht überzeugt werde, mache ich was anderes. Und komme nicht mehr wieder. Journalismus ist dann für mich abgehakt.
Und ich bin selbstbewusst genug zu wissen, dass das für sehr, sehr viele Leute, ob Leser/innen, Behörden oder andere, ein extremer Verlust sein wird, weil damit ein Qualitätsmedium verschwindet.
Meine Fähigkeiten sind gefragt. Es werden zunehmend sehr gut bezahlte Berateraufträge bestellt (von denen man gut leben kann) und wenn die Öffentlichkeit als Schwarm zu geizig ist, dann bediene ich halt Interessen, die eindeutige Interessen haben. Dabei habe ich kein schlechtes Gewissen, denn alle, die kostenfrei unsere Informationen nutzen, haben ja auch keins.
“So geht es nicht mehr weiter” könnte auch mehr als ein sehr, sehr, sehr langer Artikel sein. Möglicherweise der Auftakt eines Buches über fast zehn Jahre Erfahrungen aus lokalem, regionalem und überregionalem und fast 30 Jahre Journalismus insgesamt – und dem, was ich dabei erlebt habe. Es geht also nicht vordergründig um Journalismus, sondern hintergründig um Systeme, die nur schwer auszuhalten sind. Sollte ein Buch entstehen, geht auch allen Zahlern unter oben genannten Bedingungen dieses Buch zu.
Motivieren Sie mich – der Countdown läuft, bis die Uhr anhält.
Unter dem Schlagwort (tag) “so-geht-es-nicht-mehr-weiter” finden Sie alle Texte.
P.S. Clevere Rechercheure finden Artikel von mir weiterhin – bei Zeitungen, die ich mag oder Top-Texte hier.
Anm. d. Red.: Sie glauben gar nicht, wie viele Medien in der Region und darüber hinaus ganz, ganz, ganz feste die Daumen drücken, den Prothmann endlich loszuwerden. Insbesondere der DJV-Vorsitzende Frank Überall wird “Hurra” schreien, was sein Funktionärskollege Thomas Mrazek in Bayern hören dürfte, der sofort ein Weißwurst-Frühstück mit extra-süßem Senf bestellt, gefolgt von Honks beim Deutschlandfunk, in Frankfurt, Berlin und Hamburg werden die Sektkorken knallen (Champagner war früher), in München werden sie ein “Gott-seis-Gedankt” murmeln, was ein Journalist namens Kübel sich denkt (Akronym), mögen wir uns gar nicht vorstellen. Am Ende der Sause wird aber die ernüchternde Erkenntnis stehen, dass keiner mehr bei uns zutreffende Informationen nachschlagen und klauen kann. Wie schade für diese Leute. Oder auch nicht – dann nutzen sie halt wie gehabt die Agenturen und schreiben voneinander ab.