Ladenburg/Heidelberg/Rhein-Neckar, 11. Mai 2011 (red/pol) Die Realschulabschlussfeier artete in Heidelberg zu einem Saufgelage aus. 25 Anzeigen, auffallend viele sehr betrunkene Schülerinnen und Schüler beschäftigten Polizei und Rettungsdienste. In Ladenburg kamen rund 80 Schülerinnen und Schüler in der „Hochphase“ am Nachmittag auf die Festwiese – ohne Zwischenfälle.
Von Hardy Prothmann
Abends um 20:00 Uhr ging es eher ruhig zu auf der Festwiese. Etwas über 30 Schülerinnen und Schüler feierten hier noch ihren Realschulabschluss. Die meisten gehen/gingen zur Merian-Realschule, ein Gruppe von Seckenheimer Realschülern war auch vor Ort.
Und die Polizei schaute regelmäßig vorbei: „Nervt ein bisschen“, meint ein Mädchen, sagt aber auch: „Die sind aber schon nett gewesen.“ Ein Schüler aus Heddesheim bestätigt: „Keine Probleme, die gucken halt, das man nichts „Hartes“ dabei hat. Ist ja auch ok so.“
Viele sind ein wenig enttäuscht und hatten sich eine größere Party erhofft: „Wir haben das extra beim Bürgermeister angemeldet und durften dann ja auch, aber vielleicht haben sich einige nicht getraut oder keinen Bock auf Stress gehabt.“
Vergangenes Jahr wurde am späten Nachmittag das Rundklo demoliert – mehrere tausend Euro Sachschaden waren das Ergebnis einer alkoholisierten Zerstörungswut von zwei Schülern. Damit war „Schluss mit lustig“ – seitdem wird stärker kontrolliert.
Das Konzept des Revierleiters Frank Hartmannsgruber geht auf: regelmäßige Präsenz und aktive Ansprache der Jugendlichen hat für Ruhe in Ladenburg gesorgt: Hexennacht, Altstadtfest und gestern die Realschulfeier kamen ohne Exzesse und Zerstörungen, Gewalt und Krankenhausfällen aus: „Die sollen feiern, ich würde das auch wollen“, sagt der Revierleiter: „Aber es muss im Rahmen bleiben.“
Heißt übersetzt: Party ja – Rambazamba nein. Eigentlich schade, dass viele Schülerinnen und Schüler die Party deshalb „etwas mau“ fanden. Hey – freut Euch. Schule geschafft ist doch toll. Und man kann sich auch ohne Alk freuen. Man kann aber auch ein Bierchen trinken und sich entspannen, Spaß miteinander haben. Stockbesoffen in der Gegend rumzufallen ist alles andere als cool.
Wie es in Heidelberg zugegangen sein muss, beschreibt dieser Polizeibericht:
„Früher da – schneller betrunken – früh wieder weg, so verlief in Kürze der „Besuch“ vieler Realschüler aus Heidelberg und dem gesamten Rhein-Neckar-Kreis nach den schriftlichen Prüfungen am Dienstag ab der Mittagszeit. Und manch einer muss mit einem „Nachspiel“ rechnen.
25 Anzeigen, davon 14 wegen des Genusses von „harten“ Spirituosen (überwiegend Wodka!) und elf wegen Rauchens, sowie in einem Fall der Besitz von Marihuana, diese Bilanz zog die Polizei alleine auf dem Bismarckplatz am Dienstagmittag.
Das Ziel der 15 – 17-Jährigen war wie alle Jahre das Neckarvorland. Und mancher schaffte es gerade mal bis zum Hauptbahnhof. In einem Wartehäuschen schlief ein 17-Jähriger aus Sandhausen seinen Rausch aus. Er wurde, wie noch viele Andere, von den verständigten Eltern abgeholt.
Schon um 14 Uhr wurde ein 16-jähriger Schüler mit über 1,2 Promille auf die Wache gebracht, es sollte nicht der letzte sein. Einem 17-Jährigen aus Wiesloch wurde um 13.40 Uhr die Wodkaflasche weggenommen, der informierte Vater „verlangte“, dass die Flasche ausgeschüttet wird. Im Endeffekt ohne Erfolg, um 17.00 Uhr fiel der Jugendliche mit über 1,1 Promille wieder auf dem Bismarckplatz auf.
Gegen 15 Uhr erreichte die Party auf dem Neckarvorland mit etwa 600 Schülern den Höhepunkt. Durch zu starken Alkoholkonsum kam es bei vielen Jugendlichen zu „Totalausfällen“. Drei Jugendliche mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Ein Mädchen musste notärztlich versorgt werden, um die anderen Schüler kümmerten sich die Sanitäter. Insgesamt hatte das DRK – zwei Notärzte und über 20 Sanitäter – bis zum Abend 21 Einsätze zu leisten, ab 17 Uhr musste das DRK ein Einsatzzelt auf dem Neckarvorland aufbauen.
Etwa ab 15.30 Uhr setzte die Abwanderungswelle ein, kurz nach 19 Uhr waren noch etwa 100 Feiernde auf der Neckarwiese.
Zurück blieb eine „Müllhalde“, zahlreiche Bewohner beschwerten sich über erbrechende und pinkelnde Schüler in ihren Vorgärten. Die Toilettenanlage unterhalb der Theodor-Heuss-Brücke musste mehrfach kurzfristig geschlossen werden und konnte erst nach erfolgter Reinigung wieder geöffnet werden.
Auch die Feuerwehr war im Einsatz, direkt am Neckarufer musste ein brennender Abfalleimer gelöscht werden.
Die Polizei hatte in den Spitzenzeiten etwa 40 Beamte im Einsatz.“
Fazit eines solchen Einsatzes: Jede Menge Kosten für den Staat. Geld, dass man besser in Schulbildung einsetzen kann. Jede Menge Anzeigen. Jede Menge Ärger. Und ganz sicher ein Grund, über ein Verbot solcher „Parties“ nachzudenken.
Das Nachsehen haben die, die in den nächsten Jahren feiern wollen. Die dürfen nicht oder nur unter Auflagen. Die diesjährigen Abgänger haben das „leidvoll“ erfahren. Die Party war in ihren Augen leider „mau“ – Schuld daran, dass weniger los war, waren vor allem zwei Randalierer, die allen anderen den Spaß verderben.
Den Jugendlichen kann man nur wünschen: Feiert Eure Parties – aber nicht bis zum Anschlag. Denn irgendwann ist leider Schluss mit lustig. Und das ist schade. Für alle.