
„Keine falsche Leitungsstruktur für das Nationaltheater!“, flehen drei ehemalige Intendanten des Mannheimer Nationaltheaters. Der Kulturausschuss hat jetzt eine gefunden. Foto: Hans Jörg Michel, Nationaltheater
Mannheim/Rhein-Neckar, 11. Dezember 2012. (red/ld) Eine neue Generalintendanz soll es am Nationaltheater nicht mehr geben. Das beschloss der Kulturausschuss des Gemeinderats am vergangenen Mittwoch in nicht-öffentlicher Sitzung. Die derzeit ausgearbeitete Vorlage sieht vor, dass ein kaufmännischer Intendant und mindestens ein weiterer künstlerischer Intendant das Haus gemeinsam leiten werden. Seit Monaten wird dieses Modell heftig diskutiert – trifft seitens der Stadt aber auf Zustimmung. Die endgültige Entscheidung über die künftige Leitungsstruktur fällt erst Mitte Februar 2013. Die Neuerung war nötig geworden, nachdem Regula Gerber ihre Generalintendanz wegen einer Burn-Out-Erkrankung im Mai 2012 aufgegeben hat.
Von Lydia Dartsch
Keine falsche Leitungsstruktur für das Nationaltheater!
Mit dieser Überschrift richteten drei ehemalige Generalintendanten des Nationaltheaters Arnold Petersen, Klaus Schultz und Ulrich Schwab sowie sechs Intendanten aus den Staatstheatern der Bundesrepublik ihren verzweifelten Appell an Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz und den Gemeinderat. Darin sprachen sie sich gegen eine Neuordnung der Theaterleitung aus. Konkrete Argumente dagegen fehlen in dem Brief. Stattdessen bitten sie:
Manchmal scheint es schwer, das Richtige zu erkennen.
Das war am 01. Dezember 2012.
Mindestens zwei Intendanten
Vier Tage später, am 5. Dezember, beschloss der Kulturausschuss des Gemeinderates die Neuordnung der Theaterleitung. Die „richtige Lösung mit der erprobten guten Form der Generalintendanz“, die der offene Brief lobpreist, ist von gestern. Nach der Beschlussvorlage, die der Ausschuss bei der Stadtverwaltung in Auftrag gegeben hat, wird das Nationaltheater künftig von mindestens zwei Personen geleitet: Einem kaufmännischen Intendanten und mindestens einem künstlerischen. Ein rolierendes System, wie es anfangs diskutiert wurde, sieht es aber nicht vor.
Wie viele Intendanten es werden, darüber muss der Gemeinderat entscheiden.
erklärte Kulturbürgermeister Michael Grötsch.

Die Stadtverwaltung ist zufrieden mit dem neuen Modell. Foto: Hans Jörg Michel, Nationaltheater
Die Stadtverwaltung ist mit diesem Ergebnis zufrieden. Oberbürgermeister Kurz hatte sich schon früh in der Diskussion für eine mehrköpfige Intendanz ausgesprochen. Kulturbürgermeister Michael Grötsch sagte:
Die Lösung mit einem kaufmännischen und mindestens einem künstlerischen Leiter finde ich gut.
Auch die Fraktion der Grünen äußerte sich auf ihrer Webseite zufrieden mit dem Ergebnis.
Leitungsteams sind nun wahrhaftig keine Revolution mehr, und Chefs, die mit der Faust auf den Tisch hauen, braucht kein Mensch.
sagte Stadtrat Gerhard Fontagnier auf Anfrage.
Führungsmodell nach Stuttgarter Vorbild
Unzufriedenheit herrscht dagegen bei den Fraktionen der CDU und der Mannheimer Liste.
Ich halte es nach wie vor für eine schlechte Entscheidung. Wir brauchen eine Person, die innovative Ideen in das Theater bringt.
sagte Jens Kirsch von der CDU. Seiner Meinung nach könne das nur ein Generalintendant leisten.
Seit Regula Gerbers Rücktritt leistet dies Lutz Wengler als kommissarischer Intendant gemeinsam mit den Spartendirektoren Burkhard Kosminski (Schauspiel), Kevin o’Day (Ballett), Andrea Gronemeyer (Schnawwl) und Klaus-Peter Kehr (Oper).
Die sind sehr fähig,
lobte Grötsch. Das Staatstheater Stuttgart arbeitet bereits nach diesem Führungsmodell, das auch der ehemalige Intendant des Stuttgarter Staatstheaters Hans Tränkle in einem Informationspapier empfohlen hatte. Von einem „Stuttgarter Modell“ will die Stadtverwaltung aber nicht sprechen.
Stärkeres Profil für die Sparten
Gegner des Modells fürchteten höhere Kosten und den Verlust der Marke des Hauses. Beide Einwände sahen die Befürworter des neuen Leitungsmodells nicht: Weder solle ein mehrköpfiges Führungsgremium mehr kosten, als das bisherige Modell der Generalintendanz, noch soll die Marke des Nationaltheaters geschwächt werden. Dagegen verspricht man sich von der neuen Struktur eine stärkere Profilierung der einzelnen Sparten.
Wie viele Intendanten in Zukunft die Fäden am Nationaltheater ziehen werden, entscheidet der Gemeinderat am 19. Februar 2013. Der Kulturausschuss befasst sich bereits am 30. Januar 2013 mit der von der Stadtverwaltung ausgearbeiteten Beschlussvorlage. Die drei ehemaligen Intendanten des Nationaltheaters müssen sich spätestens dann an neue Zeiten gewöhnen.

Bereits jetzt wird das Nationaltheater von einem mehrköpfigen Gremium geführt. Die konkrete Gestaltung der neuen Theaterleitung wird Gemeinderat am 19. Februar beschließen. Foto: Hans Jörg Michel, Nationaltheater