Mannheim, 11. Mai 2016. (red/ms) Rund 5.600 Fans fieberten 75 Minuten lang mit – die Schlussviertelstunde bringt endlich Erlösung: Der SV Waldhof Mannheim schlägt den SV Spielberg mit 3:0 und qualifiziert sich damit für die Relegation. Damit ist der Aufstieg in die dritte Liga in Griffweite – wer hätte das nach der durchwachsenen Vorjahressaison für möglich gehalten? Die Emotionen sind unbeschreiblich.
Von Minh Schredle
In der Halbzeit schwankt die Stimmung der Fans zwischen Nervosität und ganz vorsichtigem Optimismus. Der SV Waldhof Mannheim hat die erste Hälfte klar dominiert, zeigte sich über weite Strecken haushoch überlegen und ließ den SV Spielberg kaum zum Zug kommen. Doch mit 1:0 ist die Führung knapp – und bei einem Unentschieden müsste weiter um die Relegation gebangt werden.
Nach drei sieglosen Partien in Folge ist den Fans ihre Anspannung deutlich anzumerken. Dank einem Treffer von Ali Ibrahimaj in der achten Spielminute ging der Tabellenführer zwar schon früh in Führung. Anschließend war die Chancenverwertung allerdings ineffizient – trotz guter Gelegenheiten konnte zunächst nicht nachgelegt werden.
„Warum müssen wir das schon wieder so spannend machen?“, fragt ein Fan nach dem Halbzeitpfiff sichtlich angespannt. Dann sagt er voraus:
Wahrscheinlich machen wir in der 90. das 2:0.
Direkt neben ihm schlägt ein älterer Mann im Waldhoftrikot und mit blau-schwarzem Schal die Hände über dem Kopf zusammen:
Jungs, bitte erspart mir den Herzkasper.
Tatsächlich sollte es noch dramatisch werden – die Entscheidung ließ allerdings nicht ganz so lange auf sich warten.
Zu Beginn der zweiten Hälfte kommt der SV Spielberg in die Partie. Zwar hat der Waldhof noch immer mehr Spielanteile und hochkarätige Chancen – die werden allerdings nicht genutzt. Und: Auch Spielberg erarbeitet sich zunehmend Gelegenheiten durch Konter.
Etwa um die 60. Spielminute wäre beinahe der Ausgleich gefallen – mit einer Glanztat kann Waldhof-Torhüter Dennis Broll einen gut platzierten Schuss in die untere linke Ecke parieren. Es wird unruhiger im Stadion. Und laut – bei fast jedem Ballkontakt eines Spielbergers erhebt sich ein ohrenbetäubendes Pfeifen aus dem Ultrablock.
Die Nervosität im Carl-Benz-Stadion war förmlich greifbar. Gut 5.600 Zuschauer schrien sich die letzte Luft aus den Lungen – bis die Schlussviertelstunde endlich Erlösung bringen sollte. Nach einem herausragenden Pass von Philipp Förster hatte Marcel Sökler freie Bahn und tunnelte Spielberg-Torhüter Mathias Moritz.
Der Jubel kennt kaum noch Grenzen – die Anspannung fällt ab. Auch der Mannschaft auf dem Platz merkt man die Erleichterung nach dem zweiten Treffer deutlich an – und keine fünf Minuten später entscheidet Sebastian Gärtner die Partei mit dem 3:0 endgültig.
Die letzten zehn Minuten des Spiels sind ein Freudenfest. Der SV Waldhof hat es spannender gemacht, als nötig wäre. Nach einer überragenden Saison sind die Leistungen in den vorangegangenen drei Spielen eingebrochen und Unsicherheit kam auf – würde der Relegationsplatz womöglich noch verspielt werden können?
Seit gestern um 21:17 Uhr sind die letzten Zweifel aus der Welt: Fest steht, dass der SVW am 25. und 29. Mai um den Aufstieg in die dritte Liga spielen wird. Mindestens Tabellenplatz zwei ist zwei Spieltage vor Schluss sicher und die Meisterschaft ist in greifbarer Nähe.
Unklar ist noch, auf wen der SV Waldhof in der Relegation treffen wird. Bei einem Erfolg würde sich für tausende Fans ein Traum erfüllen – der Aufstieg nicht nur realistisch, sondern zum Greifen nah. Wer hätte das nach der durchwachsenen Vorjahressaison (Tabellenplatz 13) für möglich gehalten?
Doch spannend bleibt es bis zum Schluss – die zwei entscheidenden Spiele stehen noch aus. Im Schlusssprint der Saison ist der SVW ins Straucheln geraten und auch gegen Spielberg war die Chancenverwertung eher dürftig – das Spiel hätte ebenso gut 6:0 enden können.
In Topform ist die Mannschaft definitiv drittligatauglich – bleibt zu hoffen, dass sie ihr Potenzial in den Relegationsspielen voll ausschöpfen kann. Die Unterstützung der Fans ist ihnen in jedem Fall sicher – denn eins steht fest: Was die Stimmung im Stadion angeht, spielt der SV Waldhof schon heute in einer anderen Klasse als der Rest der Liga.
Anm.d.Red.: In den vergangenen Wochen hat es beim SV Waldhof Auseinandersetzungen auf Führungsebene gegeben – Steffen Künster lässt sein Amt als Präsident ruhen. Als möglicher Nachfolger ist Aufsichtsratschef Thorsten Riehle im Gespräch. Dieser erklärte heute für die Öffentlichkeit. Wir dokumentieren seine Stellungnahme:
„Die Presse wollte unbedingt ein Statement zur SV Waldhof Präsidentenfrage – bitte schön, da ist es:
‚Zunächst beglückwünsche ich Kenan Kocak, die Betreuer und die gesamte Mannschaft zur Erreichung der Relegation. In den nächsten Tagen und Wochen sind nur noch zwei Punkte wichtig: die Relegation und die Sicherung der Lizenz. Die unterschiedlichen Auffassungen in der Frage der Strategie müssen zurückgestellt werden, um die Lizenz nicht zu gefährden. Hier steht nun das Präsidium in der Pflicht. Außerdem brauchen wir Ruhe, um keine Verunsicherung in die Mannschaft und den Verein zu tragen. Hier sind wir alle gefordert.
Keine Frage, die derzeit nicht gestellt werden muss, steht jetzt zur unmittelbaren Klärung an. Dazu gehört auch die Frage der Präsidentschaft. Zunächst kommt der Sport, dann muss das Präsidium der Mitgliedschaft das Konzept vorstellen, erst danach stellen sich Personalfragen.‘
Und jetzt ist erstmal Ruhe im Karton!“