Rhein-Neckar/berlin, 11. Januar 2014. (red/csk) Die neuen Bundesministerinnen und Bundesminister sind seit dem 17. Dezember 2013 im Amt. Sechs Frauen und zehn Männer, sieben der CDU, sechs der SPD, drei der CSU. Sie werden die Geschicke in den Bundesministerien und dem Kanzleramt während der nächsten Jahre leiten. Wer sind die Kabinettsmitglieder, wo kommen sie her? Welche Bundesländer sind im Kabinett vertreten – und wie steht Baden-Württemberg da? Wir haben genauer hingeschaut und einige Fakten und Zahlen zu den sechzehn regierungsführenden Köpfen der Bundesrepublik zusammengetragen.
Von Christina Schäfer-Kristof
Gewählt oder nicht gewählt
Dem Kabinett gehören in diesem Jahr zwei Frauen an, die ihre Ministerien ohne Bundestagsmandat führen werden. Manuela Schwesig, neue Familienministerin, war frühzeitig seitens der SPD gesetzt. Barbara Hendricks, ebenfalls SPD, verdankt ihre Berufung als Umweltministerin wohl vor allem dem Umstand, dass sie dem Landesverband Nordrhein-Westfalen angehört. Das bevölkerungsreichste Bundesland ohne Kabinettsvertreterin – undenkbar.
Bayern – Niedersachsen 3:3
Neben Hendricks kommt auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe aus NRW – damit zwei Ministerien für das Bundesland. Gleich drei Ministerien sind durch Bayern (Verkehrsminister Alexander Dobrindt, Landwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich und Entwicklungsminister Gerd Müller, alle CSU) besetzt. Auf gleicher Höhe vertreten ist Niedersachsen mit ebenfalls drei Ministerien: das von der SPD geführte Ministerium für Wirtschaft und Energie (Sigmar Gabriel) sowie das Bildungsministerium mit Ministerin Johanna Wanka, CDU, und das Verteidigungsministerium unter Ursula von der Leyen, ebenfalls CDU.
Hessen geht leer aus
Über zwei Ministerien dürfen sich neben Nordrhein-Westfalen auch Mecklenburg-Vorpommern, vertreten durch Kanzlerin Angela Merkel und die schon genannte Manuela Schwesig, sowie das Saarland freuen. Letzteres dann, wenn man neben dem Justizminsterium von Heiko Maas auch das Bundeskanzleramt unter Peter Altmaier mitzählt. Immerhin noch ein Ministerium bleibt für Brandenburg mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier, Rheinland-Pfalz, das in Person von Arbeitsministerin Andrea Nahles am Kabinettstisch sitzt, und Sachsen mit dem Bundesinnenminister Thomas de Maizière. Hier reiht sich auch Baden-Württemberg ein. Mit dem Finanzministerium von CDU-Politiker Wolfgang Schäuble besetzt das Ländle aber immerhin einen gewichtigen Posten. Alle Stadtländer, zudem Hessen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen gingen bei der Kabinettsbildung leer aus.
Deutliches Übergewicht in den alten Bundesländern
Lediglich vier der Minister und Ministerinnen haben ihre Wurzeln in den neuen Bundesländern. Zwölf Kabinettsmitglieder kommen aus Landesverbänden der alten Bundesländer. Zumindest wenn man Johanna Wanka nur mit ihrem jetzigen Landesverband in Niedersachsen in Verbindung setzt. Ihre politische Karriere begann die geborene Sächsin in Brandenburg.
Alt und Altbekannt versus Neu
Die Namen sind teils seit Jahren bekannt. Neben Angela Merkel sind mit Peter Altmaier, Thomas de Maizière, Hans-Peter Friedrich, Wolfgang Schäuble, Ursula von der Leyen und Johanna Wanka sieben prominente Köpfe des vorangegangenen Kabinetts vertreten. In ihren Positionen verblieben sind neben der Bundeskanzlerin lediglich Finanzminister Wolfgang Schäuble und Bildungsministerin Johanna Wanka. Für alle anderen erfolgte ein munteres Routieren der Ministerien. Völliges Novum in der Kabinettsgeschichte: Mit Ursula von der Leyen führt erstmals eine Frau das Verteidigungsministerium. Nach einer Legislaturperiode Pause sind zurück: Sigmar Gabriel und Frank-Walter Steinmeier, der nach vier Jahren Pause wieder in sein altes Amt zurückkehrt. An sieben Gesichter und Namen des Kabinetts müssen sich die Bundesbürger erstmal gewöhnen. Sie sind allesamt neu im Ministeramt, wenngleich ihre Namen vielleicht schon aus dem täglichen Politgeschehen bekannt sind.
Alter als Empfehlung?
Der älteste im Bunde ist Wolfgang Schäuble mit 71 Jahren, das Nesthäkchen ist Manuela Schwesig, gerade mal 39 Jahre alt. Dazwischen gibt es eine gemischte Altersstruktur. Insgesamt kommen die Kabinettsmitglieder auf 871 Lebensjahre; macht einen Durchschnitt von 54,4 Jahren.
Die lange Zeit der Regierungsfindung
Nach dem 22. September passierte erstmal – nichts. Erste Koalitionsverhandlungen begannen nach einem knappen Monat. Zum Vergleich: im selben Zeitraum waren beispielsweise nach den Bundestagswahlen 1998 und 2002 die Koalitionen abgeschlossen, und selbst der Kanzler schon gewählt. Der Zeitraum bis zur Aufnahme der Koalitionsverhandlungen war 2013 nochmals ein längerer als nach der Bundestagswahl 2005. Über die Verhandlungen, die Vereidigung der Minister bis hin zur Kanzlerwahl verstrich ein Zeitraum von 86 Tagen – Rekord. Bisher war es die Bundestagswahl 1976, die die längste Zeit der Kabinettsbildung nach sich zog. Damals waren es „nur“ 73 Tage.