Darmstadt/Ludwigshafen/Mannheim, 10. Februar 2017. (red/pro) Die Polizei fahndet weiterhin nach zwei Autodieben, die am frühen Mittwochmorgen in Pfungstadt in ein Anwesen eingedrungen waren und dort unter anderem zwei Autoschlüssel und im Anschluss einen 4-er BMW sowie einen Porsche Macan gestohlen hatten. Bei einer Kontrolle in Ludwigshafen am Donnerstagabend flüchtete einer der Tatverdächtigen und versuchte dabei Polizisten zu überfahren, die auf das Fahrzeug schossen. Dieses ließ der Mann in Mannheim zurück – die Spurensicherung wertet nun das Fahrzeug aus.
Von Hardy Prothmann
Es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis die Polizei zumindest die DNA-Daten eines der Täter kennt. Als Beamte den Mann in Ludwigshafen kontrollieren wollten, raste er davon und versuchte dabei die Beamten umzufahren. Diese schossen mehrfach auf das Fahrzeug und brachten sich mit Hechtsprüngen in Sicherheit.
Das Fahrzeug weise Beschussspuren auf, teilte das Polizeipräsidium Darmstadt auf Nachfrage mit. Welcher Art wolle man wegen der Ermittlungen nicht mitteilen, nur soviel, die Spuren zeigten einen Beschuss des Fahrzeugs, nicht des Fahrers. Die Beamten haben also vermutlich versucht, die Reifen zu zerschießen. Blut wurde im Fahrzeug nicht gefunden, was darauf hindeutet, dass der Tatverdächtige nicht verletzt worden ist.
Allerdings wird der BMW nun spurentechnisch intensiv untersucht. Gibt es Fingerabdrücke? Mit Sicherheit die des Besitzers und anderer Personen, die im Auto waren. Hier muss die Polizei durch Abgleich feststellen, welche Fingerabdrücke unverdächtig sind und welche möglicherweise dem oder den Dieben gehören.
Vielleicht haben diese Handschuhe getragen und es gibt keine Fingerabdrücke. Das macht die Lage nicht besser, denn was die Polizei mit Sicherheit finden wird, sind DNA-Spuren. Auch hier muss abgeglichen werden. Sollte der mutmaßliche Täter bereits polizeibekannt sein, werden die Beamten einen Treffer haben und gezielt fahnden können. Sollte das nicht der Fall sein, wird das aller Erfahrung nach irgendwann der Fall sein. Das kann schnell gehen oder Jahre dauern. Die Auswertungstechnik ist heute so hervorragend, dass Verbrechen auch nach Jahren aufgeklärt werden können.
Mit Sicherheit werden auch Videoaufzeichnungen ausgewertet. Das ist eine Fleißarbeit für die Polizei. Zunächst wird versucht werden, mögliche Wege der Fahrzeuge zu rekonstruieren und dann, wo es möglicherweise Videoaufnahmen gibt. Mit etwas Glück hat man dann auch die Bilder der Diebe.
Die Polizei wird zudem im Umfeld des Zusammentreffens in Ludwigshafen ermitteln. Irgendeinen Bezug muss es dorthin geben. Welche Personen leben dort, die bereits polizeibekannt sind? Wer hat mit Hehlerei zu tun?
Für die Tatverdächtigen – es müssen mindestens zwei sein, da zwei Fahrzeuge entwendet worden sind – wird es also brenzlig. Sie und ihr Umfeld leben ab sofort unter hohem Fahndungsdruck. Und wer unter Druck steht, macht Fehler.
Klar ist aus Sicht der Polizei, dass es sich nicht um Gelegenheitsdiebe handelt, sondern um hochkriminelle Täter, die vermutlich über “Homejacking” ihre Opfer ausgespäht haben, um sich gezielt die Schlüssel zu verschaffen. Wer solche Autos stiehlt, der muss sie auch loswerden können. Es braucht also einen Absatzkanal – auch hier wird ermittelt werden.
Möglich ist auch, dass die Polizei Hinweise aus dem Milieu erhält. Denn die beiden Tatverdächtigen haben ihren Job versemmelt und bringen dadurch andere böse Buben in Gefahr, die das sicherlich nicht lustig finden. Möglich ist auch, dass die Tatverdächtigen sich nun nicht nur vor der Polizei fürchten müssen, sondern insbesondere vor ihren “Geschäftspartnern”. Je nach Milieu könnte es sein, dass die Polizei die mit Abstand kleinere Gefahr für diese Männer darstellt.
Dadurch, dass ein Tatverdächtiger versucht hat, Polizisten zu überfahren, handelt es sich nicht mehr nur um Einbruch und Fahrzeugdiebstahl – jetzt kommt möglicherweise eine versuchte gefährliche Körperverletzung, vielleicht eine versuchte Tötungs- oder Mordabsicht hinzu. Hierzu ermittelt die zuständige Staatsanwaltschaft Frankenthal.
Mitte Januar hatte die Bonner Polizei eine Bande ausgehoben, die überwiegend durch Familienmitglieder jugoslawischer Herkunft gebildet worden ist. Teils handelt es sich dabei um Asylbewerber. Die Gruppe ging arbeitsteilig vor. Einige waren auf das “Homejacking” spezialisiert, andere auf gefälschte Papier und Autoschilder, wieder andere boten die Fahrzeuge im Internet unter Alias-Adresse an. Käufer der Luxusautos bemerkten erst beim Anmelden, dass die Fahrzeuge gestohlen waren – damit waren Geld und Auto weg.
Die Polizei musste länderübergreifend ermitteln, da die hochkriminelle Bande entlang der Rheinschiene bis nach Rheinland-Pfalz “arbeitete”. Zudem gab es Verbindungen nach Belgien und Frankreich. Zur Kommunikation wurden Internet-Cafés und billige Prepaid-Handys genutzt.