Heidelberg/Rhein-Neckar, 10. Oktober 2012. (red/xmu) Am Dienstag gab die Musikgruppe „Hon Tsai“ ihr erstes offizielles Auslandskonzert in der Stadthalle. Die fünf jungen Künstler haben über Masterstudiengänge eine Ausbildung in traditioneller chinesischer Musik und spezialisieren sich auf „Luogu“-Musik. Dabei handelt es sich um reine Perkussionsmusik, die das Ensemble gekonnt und abwechslungsreich in Szene setzte.
Von Xiaolei Mu
Ein Konzert ohne Melodie, geschweige denn Gesang. Es könnte ein musikalisches Experiment sein, aber was das Perkussionsensemble Hon Tsai aufführte, ist Teil der traditionellen chinesischen Volksmusik. Die Musiker spielen auf der „Luo“, „Gu“ und „Ba“, übersetzt Gong, Trommel und Becken. Aber sie spielen auch mit ihren Instrumenten und das im wörtlichen Sinne.
Beim Stück „Streit der Enten“ empfinden die Musiker mit Hilfe der Ba das Schnattern der Enten nach, inklusive Hand- oder besser Schnabelgreiflichkeiten. Danach Themenwechsel. Die „Hochzeit der Mäusin“ ist eine musikalische Nacherzählung der gleichnamigen chinesischen Sage. Die Künstler passen sich musikalisch an, spielen vorsichtiger, weniger kraftvoll, verstecken sich während musikalischer Pausen hinter Trommeln oder Tischen.
Der Auftritt des Hon Tsai-Ensemble ist nicht nur ein Ohrenschmaus, sondern auch ein Schauspiel. Sie tanzen, gestikulieren und sprechen – sowohl mimisch als auch musikalisch. Hinter jedem Stück steckt eine kleine Geschichte, und das Ensemble erzählt diese mit vollem Körpereinsatz.
Die Nähe zum Publikum
Die Atmosphäre im Kammermusiksaal der Stadthalle ist gemütlich, fast familiär. Es gibt keine erhobene Bühne. In der ersten Reihe sind die Musiker wortwörtlich zum Greifen nahe. Ensemblegründerin Chia-Chi Chuang nutzt diese Nähe und schmückt jedes Stück mit Anekdoten. Zum Stück „Feuerwerk“ erzählt sie, wie sie als Kind am Frühlingsfest mit den Böllern spielte. Dann schwärmt sie von dem Erlebnis, als ihre Gruppe in Deutschland zum ersten Mal echte Walnussbäume gesehen hat. Vorher mussten sie beim Stück „Rollende Walnüsse“ immer ihre Phantasie benutzen.
Die obligatorische Konzertpause ist gleichzeitig eine Teepause. Die Konzertorganisatoren und Inhaber des Teeladens „Tea & Zen“ servieren grünen Tee und Waffeln. Damit fällt die Barriere zwischen Publikum und Künstlern endgültig: Neugierige Zuhörer inspizieren das Sammelsurium an Trommeln, Gongs und Becken, blättern durch die Notenblätter oder unterhalten sich mit den Musikern – selbst wenn man sich ab und zu mit Händen und Füßen unterhalten musste.
Nach der Stärkung geht es zum Endspurt. Beim „Zähneknirschen des Tigers“ dominieren kräftige Rhythmen und wieder sind es die „Ba“, die Becken, mit denen die Musiker den Klangeffekt erzeugen. Der „Fröhliche Tanz“ bei dem alle Masken anlegen, sollte eigentlich der letzte Programmpunkt des Abends sein, doch der enthusiastische Applaus durchbrach die Sprachbarriere, wofür sich Hon Tsai-Gruppe mit einer Zugabe bedankte.
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