Heddesheim/Mannheim, 10. Juni 2011. (red/pm) Der Mannheimer Morgen ist die größte Monopol-Zeitung der Kurpfalz – immer noch, obwohl die Zeitung (wie fast alle Zeitungen) seit Jahren Auflage und Leser verliert. Sicher hängt das auch mit der teils mangelhaften Qualität des Produkts zusammen. Und einem Journalismus, der sich fragen lassen muss, wie “unabhängig” er denn tatsächlich ist. Der MM hat beispielsweise kein Interesse an kritischen Leserbriefen, die auch seine eigene Rolle hinterfragen.
Von Hardy Prothmann
Ein objektiver, unabhängiger Journalismus ist steht an Meinungsvielfalt interessiert. Das ist das Salz in der täglichen Nachrichtensuppe. Guter Journalismus ist stets bemüht, möglichst viele Menschen zu erreichen – auch aus geschäftlichen Gründen, je mehr Leser man erreicht, desto besser lässt sich das journalistische Produkt vermarkten.
Der Chefredakteur Horst Roth hat kein Interesse an Meinungsvielfalt. Das entspricht einer durchaus weit verbreiteten Haltung. Redaktionen entscheiden nicht mehr danach, was objektiv wichtig ist und die Menschen wissen sollten – zu oft lassen sie sich dabei freiwillig durch Parteien, Lobbyisten, Verbände und natürlich Anzeigenkunden lenken. Oder die eigene Meinung, die wichtiger als die Lesermeinung ist.
Dass eine “streibare Demokratie” auch “Streit-” im Sinne einer “Debattenkultur” voraussetzt, ist in vielen Redaktionen längst keine selbstverständliche Haltung mehr. Zur “guten Sitte” gehört normalerweise die Darstellung der unterschiedlichen Sichtweisen – journalistisch gesehen erhöht das die Spannung und das Interesse.
Eine Monopolzeitung muss das natürlich weniger berücksichtigen – ohne Konkurrenz kann sie sich erlauben, sich der gepflegten Langeweile hinzugeben. Da guter Journalismus auch teuer ist, die Verleger zweistellige Traumrenditen erwarten, nehmen Zeitungen gerne alles mit, was kostenlos ist. Schauen Sie mal aufmerksam auf die Artikel, wie viele mit “zg” gezeichnet sind. Das heißt “zugeschickt” – ist also kein redaktioneller Inhalt, wird aber als solcher für teuer Geld verkauft. Manchmal schreiben Redakteure ein paar Sätze um und veröffentlichen das dann unter ihrem Namen – das ist Betrug am Leser.
Mein Leserbrief zu einem Kommentar der Redakteurin Anja Görlitz wird – obwohl kostenloser Inhalt – nicht veröffentlicht. Und obwohl er sicher für “Spannung” sorgen würde. Das Problem scheint zu sein, dass ich darin auch den Mannheimer Morgen kritisisere und die Zeitung keinen Mumm hat, sich dieser Kritik zu stellen. Sie finden den Brief im Anhang.
Vielleicht gibt es aber andere Gründe. Deswegen habe ich den Chefredakteur, Herrn Roth, angeschrieben, um diese in Erfahrung zu bringen. Leider muss ich vermuten, dass ich keine Antwort erhalte, was auch auch eine Antwort ist.
Den Leserbrief an den MM finden Sie hier.
Anmerkung der Redaktion:
Hardy Prothmann ist inhaltlich verantwortlich für dieses journalistische Angebot. In Heddesheim ist er partei- und fraktionsfreier, ehrenamtlicher Gemeinderat.