Weinheim, 10. Dezember 2015. (red/ms) So viel Interesse sieht man selten: Rund 60 Besucher verfolgten die Debatte im Weinheimer Gemeinderat – hier wurde bestimmt, wo in den kommenden Jahren neue Gemeinschaftsunterkünfte für Flüchtlinge gebaut werden sollen. Im Vorfeld wurde dazu eine Standortfindungskommission eingerichtet. Dennoch gab es langatmige Diskussionen. Letztendlich zeigte der Gemeinderat bei den beschlossenen Standorten allerdings jeweils breiten Konsens.
Weinheim ist im kommenden Jahr für die Unterbringung von bis zu 200 Flüchtlingen verantwortlich. Im Unterschied zu den Asylbewerbern, die aktuell schon im Stadtgebiet leben, handelt es sich dabei nicht mehr um eine Erstunterbringung, sondern um die Anschlussunterbringung. Das heißt: Die Flüchtlinge sind entweder anerkannt oder geduldet. Und nicht mehr der Rhein-Neckar-Kreis muss ihre Unterbringung finanzieren, sondern die Stadt selbst. Die Vermeidung von Obdachlosigkeit ist eine Pflichtaufgabe.

Der Gemeinderat Weinheim tagte ausnahmsweise im Rolf-Engelbrecht-Haus. Das Interesse der Bevölkerung war groß. Archivbild.
Die Wohnlage in Weinheim ist angespannt und auf dem freien Wohnungsmarkt sind kaum preisgünstige Angebote zu finden – die sind hoch begehrt und schon vor den ansteigenden Flüchtlingszahlen gab es für die meisten städtischen Angebote eine lange Warteliste von Interessierten. Oberbürgermeister Heiner Bernhard (SPD) sagt dazu:
Ich will auf keinen Fall, dass es zu einem Konkurrenzkampf mit den Flüchtlingen kommt. Das würde dem sozialen Frieden schaden.
Daher will die Stadt die Flüchtlinge vor allem in Gemeinschaftsunterkünften unterbringen – die müssen aber erst noch gebaut werden und das kostet. Etwa 1,4 Millionen Euro pro Unterkunft, die genauen Kosten ergeben sich erst aus einer Detailplanung, die momentan noch nicht existiert. Lediglich einige Standorte stehen fest, es ist aber noch offen, ab wann und in welcher Reihenfolge sie bebaut werden.
Nach langer Debatte weitgehend Einigkeit
Nach einer umfangreichen Debatte hat sich der Gemeinderat zunächst auf fünf Standorte geeinigt: Sie liegen in der Händelstraße; am Seeweg im Ortsteil Ofling; am Sandlochsportplatz in Lützelsachsen; an der Klausingstraß und am Steinbrunnen in Hohensachsen. Über jeden Standort wurde einzeln abgestimmt, alle Beschlüsse wurden von einer breiten Mehrheit getragen.
Ab 2016 werden nun Gebäude mit acht bis elf Wohnungen gebaut. Damit setzt Weinheim auf Dezentralität, statt auf riesige Massenlager – das ist in der jungen Vergangenheit eher außergewöhnlich geworden. Vor allem, weil es kostet. Wie Oberbürgermeister Bernhard wiederholt betonte, könne sich die Stadt unmöglich leisten, alle Neubauten auf einmal anzugehen. Daher würden 2016 zunächst nur zwei Gebäude gebaut – wo genau, wird noch beraten werden müssen.
Fest steht dagegen seit gestern, dass “sobald wie möglich” Containeranlagen auf dem Hartplatz beim Waldstadion im Gorxheimer Tal aufgestellt werden sollen. Die Entscheidung wurde einstimmig getroffen. Ab wann die Container bezogen werden können, ist noch offen – es gibt einen internationalen Engpass. Daher muss mit Lieferzeiten von bis zu einem Jahr gerechnet werden.