Mannheim, 10. September 2014. (red/ld) Ob man sich den Namen Liv McGowan merken sollte, wird sich noch zeigen. Vergessen sollte man die Stimme der Elfjährigen jedenfalls nicht. Als jüngste Kandidatin war sie am Sonntag auf der Seebühne bei „Deine Stimme im Park“ aufgetreten und hatte Publikum und Jury gleichermaßen verblüfft.
Von Lydia Dartsch
„Ach Du Scheiße!“ bricht es aus Charles Simmons heraus, als Liv MacGowan den letzten Ton von „People, Help the People“ von Birdy ausgesungen hat. Vor ihm und seinen Jury-Kollegen Marion La Marché und Anselm Fedel steht ein elf Jahre altes Mädchen: Lange rote Haare, blasse Haut, gepunkteter Mini-Rock. Vom Aussehen ein bisschen Mauerblümchen. Ein bisschen Streberin. Sie wird den Wettbewerb für sich entscheiden.
Viel sagt sie nicht. Weiß nichts auf die Sticheleien von „Miststück“ und Moderatorin Céline Bouvier zu antworten. Dann macht sie den Mund auf und singt dieses Lied: „Wie jemand, der schon ganz viel Lebenserfahrung hat. Du berührst mich in der Seele“, sagt die Blues-Sängerin und Janis Joplin-Interpretin Marion La Marché danach. „Mir sind die Tränen gekommen“, sagt Anselm Fedel von der Band „The Barons“. Und das Publikum? Das bleibt ganz still, als die Elfjährige singt – aber nur, um danach noch mehr zu tosen.
Spannende Aussichten
„Bleib genauso wie Du bist“, sagt Anselm Fedel nach diesem ersten Lied. Er finde es schade, wenn diese Stimme durch Gesangsunterricht verändert würde. Aber genau dies ist der Hauptpreis des Wettbewerbs: Fünf Stunden bei Marion La Marché.
Was ein solcher Unterricht und der Sieg auf der Seebühne mit einem Talent machen kann, zeigte die Vorjahressiegerin Melanie Schlüter, die „Light Up“ von Leona Lewis singt, während die Jury hinter der Bühne berät, wer die besten drei Sänger waren: Melanie Schlüter steht derzeit bei der Castingshow „Rising Star“ auf der Bühne und war im Frühjahr um die Wild Card für den Eurovision Song Contest angetreten.
Spannende Aussichten für Liv McGowan, die es auch schon bei „Rising Star“ versucht hatte, aber wegen ihres jungen Alters nicht genommen worden war. Am Gesang dürfte es nicht gelegen haben, sorgte sie doch in der zweiten Runde mit „I Couldn’t Care Less“ von Leslie Clio erneut für Gänsehaut im Publikum und wurde dafür mit lautem Applaus, Pfiffen und Jubelschreien vom Publikum gefeiert.
„Talentallergiker ausgeschlossen“
Zehn Kandidat/innen hatte die dreiköpfige Jury um Charles Simmons, Marion La Marché und Anselm Fedel aus 34 Bewerbungen ausgesucht. „Talentallergiker sind damit ausgeschlossen“, sagte Céline Bouvier, die sich gegenüber den Sängern weniger bissig zeigte, als erwartet.
„Dich würde ich adoptieren“, sagte sie beispielsweise zu Sebastian Schmidt, der am Ende den zweiten Platz belegte mit seinen Interpretationen von „Feeling Good“ und „If I Ain’t Got You“. Die Gymnasiastin Alice Gierke wurde mit „Set Fire to the Rain“ und „Animal“ Dritte.