Mannheim, 10. Oktober 2012 (red/ld) Es ist ein großer Schritt, eine neue Staatsangehörigkeit anzunehmen. 743 Migrantinnen und Migranten aus 57 Ländern haben seit dem Frühjahr beschlossen diesen Schritt zu gehen. 628 von ihnen haben bis Ende September die deutsche Staatsangehörigkeit erlangt. Rund 44 Prozent mehr als noch bei der letzten Feier im Frühjahr. Ein positiver Trend fand Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz.
“Ich habe viele Jahre versucht, Mannheim zu verlassen. Es hat nicht funktioniert”, scherzt Alhousseine Sow, der vor 18 Jahren aus Guinea zuerst nach Leipzig und schließlich nach Mannheim kam, um zu studieren. Fünf Jahre später fand er einen Arbeitsplatz hier und seitdem hat ihn nichts mehr aus der Stadt bekommen: “Ich fühle mich wohl hier. Es ist wie zuhause für mich”, sagt er jetzt. Für die deutsche Staatsangehörigkeit entschied er sich während eines Wahlkampfs: “Das wichtigste am Menschen ist seine Stimme”, habe auf einem Wahlplakat gestanden, erinnert er sich. “Ich wollte mich einbringen.”
Sich einbringen
Sich einzubringen, die Stadt bereichern: Das wünsche sich die Stadt von ihren neuen Mitbürgern, betonte Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz und zitierte aus einem Aufruf zum Wiederaufbau der Stadt nach dem Dreißigjährigen Krieg an “alle ehrlichen Menschen aller Nationen.” Es sei ein besonderer Schritt, die deutsche Staatsangehörigkeit anzunehmen: “Damit verbunden ist auch die Annahme einer Vergangenheit, einer Zukunft und einer Gegenwart”, sagt Kurz. Er freue sich darauf, dass die Neubürger die kulturelle Vielfalt der Stadt bereichern
Von Regeln und Nachbarn
Caroline Simioni aus Rumänien hat regelrecht auf die Einbürgerung gewartet: “Ich mag die Arbeitsweise hier, die Strukturen und die Menschen”, erzählt sie. Bei ihrer Einbürgerung sei alles gut verlaufen, alles sei transparent gewesen. “Das ist in Rumänien ja nicht immer so.”
Mit der deutschen Kultur sei sie bereits als Kind durch ihre deutsch-ungarischen Großeltern in Kontakt gekommen. Ein kleines Manko habe sie aber doch gefunden: “Die Nachbarn hier sind immer sehr streng mit der Einhaltung von Regeln.”
Wie formell es in seiner neuen Heimat zugeht, weiß auch Henry Sanchez Valdez aus der Dominikanischen Republik zu berichten: “In der Dominikanischen Republik nennen sich alle “Nachbar”, wenn ich hier jemand wildfremden mit “Nachbar” anspreche, kommt das schon seltsam.”
Als Dreijähriger ist Henry nach Mannheim gekommen. Als einziges dunkelhäutiges Kind im Kindergarten habe er sich schon gewundert. Probleme habe er wegen seines Aussehens oder seiner Herkunft aber nicht gehabt: “Mannheim ist in Sachen Integration schon sehr weit. Den Leuten ist es egal woher ich komme. Hauptsache wir kommen miteinander klar und ich bin ein netter Kerl.”
“Horch, was kommt von draußen rein”
Wie gut die Stadt mit den Herausforderungen der Integration fertig wird, zeigte sie durch eine Musikgruppe des Projekts “Wir! Musik Kunst”, das für die musikalischen Beiträge des Abends sorgte und das sich an Integration durch Musik versucht. Serap Giritli (Gesang), Meltem Özari-König (Flöte), Franzi Lendle (Akkordeon), Mario Maradei (Percussion) und Uli Krug (Sousaphone und Kontrabass) spielten das deutsche Volkslied “Horch, was kommt von draußen rein”, “El Cumbanchero” vom puertoricanischen Komponisten Rafael Hernandez sowie den türkischen Tango “Sevdim Bir Genc Kadini” von Necip Celal Andel.