Mannheim, 10. Dezember 2014. (red) Der Stadtrat und Vorsitzende der Mannheimer Liste (ML) Christopher Probst ist gelernter Bankkaufmann und im Hauptberuf Unternehmer. Politisch engagiert er sich schon lange, früher für die FDP, heute die Freien Wähler/Mannheimer Liste. Mitte November wurde bekannt, dass er für das Oberbürgermeisteramt kandidieren will.
Von Hardy Prothmann
Der Seckenheimer Christopher Probst (51) ging mal fremd: 1990 bis 2003 lebte er in Speyer. Dort kandidierte er 1994, 1998 und 2002 für die FDP für den Bundestag. Nach seiner Rückkehr nach Mannheim hielt er sich fünf Jahre zurück und trat 2008 den Freien Wählern/Mannheimer Liste bei und war von 2009-2014 Bezirksbeirat in der Oststadt/Schwetzinger Vorstadt. Seit 2014 ist er Stadtrat.
Solide Karriere
Abitur, Banklehre, Wehrdienst, 1990 Heirat, zwei Kinder, 1995 Gründung der Firma „Donauer&Probst GmbH & Co. KG“ mit 35 Mitarbeitern, die er als geschäftsführender Gesellschafter leitet. Sanitär und Heizung ist sein Geschäft. Der Mann hat Ehrgeiz und Energie – aber auch viel Temperament.
Im Gemeinderat wirkt er tendenziell ein wenig aggressiv. Sein Thema sind immer wieder: Kosten, Kosten, Kosten. Der diplomatische Ton ist bis heute seine Sache nicht. Den muss er aber schnell lernen, will er Oberbürgermeister für alle Mannheimer werden.
Probst steht für knallhartes Sparen
Die BUGA lehnt er ab, eine Verlegung der Straße Am Aubuckel sowieso. Zuzug und Konversion sieht er als wichtige Themen, ansonsten geht es ihm um „Prioritäten“, in der Stadt seien zu viele Aufgaben nicht erledigt worden, es gäbe einen erheblichen Sanierungsstau, sagte er uns bei einem Redaktionsbesuch.
Kein Zweifel, Herr Probst meint die Kandidatur ernst – und wenn es nur darum geht, als starker Gegenkandidat den amtierenden Amtsinhaber Dr. Peter Kurz herauszufordern. Das ist eine richtige, demokratische Haltung.
Wenn er es tatsächlich ernst meint, dann muss er sich allerdings für viele neue Themen öffnen. Als „Sanierer“ wird er nicht überzeugen können. Denn eine Stadt hat viel mehr „Baustellen“, als er das aus seinem Unternehmerleben kennt. Die größte, die nur kostet, ist der Sozialetat. Dazu kommen Kinderbetreuung, Bildung, Unterhaltung von Gebäuden, Sicherheit und Ordnung beispielsweise – und Verwaltung, Verwaltung, Verwaltung mit jeder Menge rechtlicher Regelungen, die einem oft die Hände binden. Und natürlich jede Menge gesellschaftliche und politische Anlässe.
Aufbruch in neue Dimensionen
Eine Stadt ist kein Unternehmen und wird anders geführt als eine Privatfirma. Hinzu kommt: Der Oberbürgermeister der Stadt Mannheim ist Chef von 6.135 Mitarbeitern, mit Eigenbetrieben sind es 8.013 Mitarbeiter bei einem aktuellen Haushalt von 1,2 Milliarden Euro. Das ist eine andere Hausnummer als 35 Beschäftigte mit einer – laut Bundesanzeiger – Bilanzsumme 2012 von 1,2 Millionen Euro. Seine Geschäftsführung müsste er aufgeben, vermutlich auch seine Anteile veräußern, denn Aufträge von der Stadt an eine Firma, die dem Oberbürgermeister gehört dürften wegen Befangenheit nicht möglich sein.
Als „verlässlichen“ Partner darf sich Herr Probst vermutlich auf den Mannheimer Morgen verlassen. Die Zeitung bearbeitet den Amtsinhaber Kurz seit langem und versucht, dessen Ruf und Ansehen gezielt zu beschädigen.
Ob die CDU einen eigenen Kandidaten aufstellt, bleibt ebenfalls abzuwarten – hier geht das Gerücht, entweder Nikolas Löbel oder Stefan Ratzel wollten in den Ring steigen. Wenn nicht, ist die Frage, ob CDU und FDP Herrn Probst unterstützen. Die Grünen werden es nicht tun und eventuell selbst einen Kandidaten nominieren.