Mainz/Rhein-Neckar, 10. April 2016. (red/pol) Die “SOKO Sponsheim” der Mainzer Kriminalpolizei hat am Samstagabend gegen 22:00 Uhr einen 26-jährigen syrischen Staatsangehörigen in Bingen festgenommen. Der Mann wird beschuldigt, in der Nacht zum Donnerstag Feuer im Keller eines Wohnhauses gelegt zu haben. Um die Tat zu verschleiern, soll er mit “Hakenkreuzen” eine falsche Spur gelegt haben. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Belohnung ausgesetzt.
Hat die Belohnung zur schnellen Ergreifung des Tatverdächtigen geführt? Die Staatsanwaltschaft Mainz hatte 5.000 Euro für Hinweise ausgelobt.
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag gab es gegen 03:15 Uhr eine starke Rauchentwicklung. In der Hauptstraße brannte es im Keller des “Rasthauses Eidt” in Bingen-Sponsheim. In dem Gebäude wohnten neben deutschen Staatsangehörigen, Saison-/Montagearbeitern auch Zuwanderer, insgesamt 31 Personen.
24 Personen evakuiert, sechs Personen verletzt
Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte evakuierten die insgesamt 24 Personen, die sich im Gebäude befanden, schnellstmöglich – über das Treppenhaus hatte sich ein “Kamineffekt”. Vier Bewohner klagten über Beschwerden durch Rauchvergiftung und Kopfschmerzen. Zwei dieser Personen wurden in das Binger Krankenhaus verbracht, die zwei anderen Personen verzichteten auf eine Mitnahme. Zwei Feuerwehrleute erlitten ebenfalls leichte Verletzungen durch Rauchgasintoxikation.
Durch die Stadt Bingen wurde unverzüglich ein Zelt auf dem Rasthofparkplatz zur Erstversorgung der insgesamt 24 im Haus angetroffenen und evakuierten Personen errichtet. Im Anschluss wurden die Personen in die Palmsteinhalle in der Ortslage verbracht, wo Schlaf- und Verpflegungsmöglichkeiten vorgehalten wurden. Das Gebäude ist derzeit durch die starke Rauchentwicklung nicht bewohnbar.
SOKO Sponsheim – Verdacht auf fremdenfeindliche Tat
Die Kriminaldirektion Mainz hatte die Ermittlungen wegen Verdachts auf schwere Brandstiftung aufgenommen. Es wurde eine Sonderkommission unter dem Namen “SOKO Sponsheim” eingerichtet. Nach kurzer Zeit stand fest, dass der Brand vorsätzlich gelegt worden war. Außerdem wurden drei in schwarzer Farbe auf Wände aufgebrachte Hakenkreuze festgestellt.
Anwohner des Brandobjektes hatten Hinweise darauf gegeben, dass der Mann für die Brandlegung und das Aufbringen der Hakenkreuze am “Rasthaus Eidt” in Bingen-Sponsheim verantwortlich sei. Der Tatverdächtige wurde noch in der Nacht vernommen. Nach anfänglichem Bestreiten der Tat, räumte der Tatverdächtige diese schließlich ein. Er hatte alleine im Keller des Anwesens den Brand gelegt. Auch die Hakenkreuze wurden von ihm angebracht, um nach eigenen Angaben von der Tat abzulenken.
Tatmotiv des Brandstifters: Fehlende Zukunftsperspektive
Als Motiv gab der 26-Jährige die beengten Wohnverhältnisse in der Unterkunft an sowie die fehlende Zukunftsperspektive. Er wollte auf die Gesamtsituation aufmerksam machen, hatte dabei selbst die Dimension des Brandausbruches nach seinen Angaben jedoch unterschätzt. Er selbst war nach dem Brand durch die Stadt Bingen in der Palmsteinhalle untergebracht.
Auf Antrag der Staatsanwaltschaft wurde der Mann am heutigen Sonntagvormittag dem Amtsgericht Mainz – Ermittlungsrichterin – vorgeführt. Das Amtsgericht erließ einen Haftbefehl wegen schwerer Brandstiftung. Er wurde in eine Justizvollzugsanstalt eingeliefert.
Kundgebung gegen Ausländerfeindlichkeit in Bingen
Heute versammelten sich trotz der überraschenden Wende laut SWR etwa 600 Menschen zu einer geplanten Mahnwache gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit. Unter den Rednern sollen auch Integrationsministerin Irene Alt (Gründe) und Bingens Oberbürgermeister Thomas Feser (CDU) gewesen sein. Die Stadt hatte nach der Brandstiftung am Freitag zusammen mit Kirchen, dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), Stadtratsfraktionen und Vereinen zu der Kundgebung aufgerufen.