Mannheim, 09. Mai 2015. (red/ms) Trotz allem trotzen sie allem: Kompromiss-Lösungen stellen den Bezirksbeirat Feudenheim nicht zufrieden – der will keine Neubauten am Adolf-Damaschke-Ring, spricht sich auch gegen die neuen Pläne der GBG aus und fordert weiterhin, den Bestand vollständig zu erhalten. Aber dazu wird es nicht kommen. Und das ist gut so. Denn die GBG trägt nicht nur Feudenheim gegenüber Verantwortung.
Von Minh Schredle
Der Bestand der GBG umfasst derzeit etwa 19.300 Wohneinheiten – 341 davon am Adolf-Damaschke-Ring in Feudenheim. Der Großteil der Gebäude ist inzwischen über 50 Jahre alt. Es stehen also unweigerlich Modernisierungsmaßnahmen an: Bislang wurden etwa 500 Millionen Euro investiert, in den folgenden Jahren soll noch einmal eben so viel Geld in die Hand genommen werden.
Auch die Wohnungen am Adolf-Damaschke-Ring gehören zum älteren Altbestand – sie sind sogar so alt, dass eine moderne Sanierung mehr Kosten verursachen würde als ein Neubau. Also sollten ursprünglich alle Gebäude abgerissen und ersetzt werden. Für die Mieter wäre das mit dratischen Mietpreissteigerungen verbunden gewesen. Protest regte sich.
Die GBG hat Fehler in der Planung eingeräumt und ihr Konzept angepasst. Und zwar so, dass es den betroffenen Mietern deutlich entgegen kommt: Nur drei Gebäude werden abgerissen und neu gebaut. Hier entstehen jeweils 40 Wohnungen mit drei bis vier Zimmern, also insgesamt 120 Mieteinheiten.
Nach wie vor: Günstige Mietpreise
Die vier anderen Häuser bleiben erhalten, allerdings werden die Grundrisse verändert: Bislang gibt es dort je drei kleine Wohnungen auf fünf Etagen – diese werden zu zwei etwas größeren Wohnungen zusammengelegt. Dabei wird Platz gespart, der für Fahrstühle verwendet wird, damit die Barrierefreiheit zumindest ein bisschen verbessert wird.
Die Mieten in den modernisierten Altbauten werden zwischen 6,80-7,00 Euro pro Quadratmeter liegen. Mieter, deren alte Wohnung den Abrissarbeiten zum Opfer fallen, bekommen Wohnungen in den Neubauten für 7,50 Euro statt 10,50 Euro pro Quadratmeter angeboten.
Der Ausschuss für Umwelt und Technik zeigte sich überzeugt von diesem Konzept – im Gegensatz zum Feudenheimer Bezirksbeirat, der die Pläne nach wie vor ablehnt, obwohl man den Mietern bereits deutlich entgegengekommen ist. Ulrich Schaefer erklärt stellvertretend für den gesamten Bezirksbeirat:
Nur den Bestandmietern die vergünstigte Miete anzubieten und bei Neuvermietungen einen Preissprung zu kalkulieren ist eben doch die schleichende Gentrifizierung des Quartiers.
Außerdem würden Privatgärten, die nach Planung bei den Neubauten gestattet sein sollen, “die Mustersiedlung zerreißen” und “den Parkcharakter zerstören”. Herr Schaefer fährt fort:
Der Bezirksbeirat fordert die GBG daher erneut auf, die gesamte Siedlung zu erhalten und bedarfsgerecht zu modernisieren. Die bisherigen Planänderungen zeigen ja deutlich, dass technische und wirtschaftliche Hindernisse für ein solches Vorgehen nicht bestehen.
Was hier als Fakt formuliert wird, ist Unfug. Denn die Gebäude im Damaschke-Ring befinden sich teilweise in einem so maroden Zustand, dass eine umfassende, barrierefreie Sanierung sogar noch teurer als ein Neubau werden würde. Demnach müssten auch bei dieser “Lösung” die Preise deutlich angehoben werden – allerdings ohne dass die GBG ihren Bestand langfristig verjüngen konnte.
Alle Ziele erfüllt?
Karl-Heinz Frings, der Geschäftsführer der GBG, erläuterte, dass man drei Ziele verfolgt habe: Die Qualität der Wohnungen verbessern, den Bestand der GBG durch Neubauten verjüngen und jedem Mieter einen bezahlbaren Vertrag anbieten:
All das haben wir mit unserem Angebot geschafft.
10,50 Euro pro Quadratmeter in einem Neubau nach modernstem Standart zu verlangen, sei außerdem “alles andere als Gentrifizierung”. Auch Konrad Schlichter (CDU) verteidigt das vorgelegte Konzept:
Eigentum verpflichtet. Die GBG wird dieser Verantwortung seit Jahrzehnen gerecht. Aktuell mit diesem vorbildlichen Angebot.
Die GBG vermietet derzeit rund 17.500 Wohneinheiten zu Preisen von maximal 6,50 Euro pro Quadratmeter – demnach ist der Vorwurf absurd, sie würde ihrer soziale Verpflichtung nicht gerecht werden. Was erwartet sich der Feudenheimer Bezirksbeirat?
Soziale Verpflichtung
Volker Beisel (FDP) spricht von einem “tragfähigen Kompromiss”. Eines müsse klar sein: Modernster Standard, barrierefrei mit schickem Bad und Balkon sei nun mal einfach nicht für fünf Euro pro Quadratmeter zu haben:
Wir haben hier eine Lösung gefunden, mit der jeder sich abfinden können muss.
Die GBG muss langfristig handlungsfähig bleiben, um auch in Zukunft sozial-verträgliche Angebote vorlegen zu können – und das ist nicht möglich, wenn am Bestand nichts verändert wird und dieser weiter vor sich hinaltert. Modernisierung geht nur durch Investitionen und diese müssen erwirtschaftet werden.
Weitere Vergünstigungen auch für neue Mieter würden der Wirtschafltichkeit des Unternehmens schaden. Und genau dann würde die GBG ihre soziale Verpflichtung verfehlen. Schließlich ist die GBG nicht nur für ein paar hundert Wohnungen verantwortlich – sondern für fast 20.000 in der gesamten Stadt.
Der Feudenheimer Bezirksbeirat hat sich mit sehr großer Mehrheit gegen die aktuellen Pläne ausgesprochen. Nur die SPD enthielt sich, alle anderen Fraktionen waren dagegen. Die Entscheidung wird allerdings nicht vom Bezirksbeirat getroffen, sondern vom Gemeinderat. Insofern ist die sture Nein-Haltung kein bisschen konstruktiv.