Mannheim, 09. April 2015. (red) Es ist schon fast grotesk, die Polizei findet bei rund einem Viertel der kontrollierten Time Warp-Teilnehmer Drogen, jeder zweite am Steuer steht unter Drogen und der Ordnungsdezernet bittet Veranstalter und Polizei zum “Gespräch”: Wegen Ruhestörung.
Kommentar: Hardy Prothmann
Erster Bürgermeister und Ordnungsdezernent Christian Specht (CDU) hat den Veranstalter der Time Warp zu einem gemeinsamen Gespräch mit der Polizei ins Rathaus geladen. Dabei soll nach den zahlreichen Beschwerden von Anwohnern über die Zukunft des Festivals für elektronische Musik in Mannheim gesprochen werden,
beginnt markig eine Pressemitteilung der Stadt Mannheim. 15.000 Besucher habe das Festival angezogen, es gäbe es seit 1995, sogar in New York und Buenos Aires und sei eine “Facette der modernen Musikstadt Mannheim”.
Und dann:
Es kann aber nicht sein, dass ein Musikfestival hunderte Bürger in angrenzenden Stadtteilen um ihre Nachtruhe und den Schlaf bringt.
Würde Herr Specht diese Empörung tagsüber in Neuhermsheim äußern, müsste er gegen den täglichen Fluglärm anbrüllen. Der scheint für ihn in Ordnung zu sein, denn der stört ja nicht die Nachtruhe. Nachts donnern die Güterzüge an Neuhermsheim vorbei – wieder müsste Herr Specht gegen das Grollen anbrüllen, vermutlich mit dem Zusatz:
Echt laut hier, aber das ist halt die Bahn, da kann man so schnell nix machen. Was? Ich hab Sie gerade nicht verstanden…
Techno muss niemandem gefallen. Aber Techno muss laut sein, ebenso Rock-Konzerte – für die, denen das gefällt und das sind viele. Als die Stones 1998 in Mannheim auf dem Maimarkt-Gelände ausverkauft gespielt haben, konnte ich kostenfrei das Konzert mithören: Damals habe ich in E 7 gewohnt! (Für Ortsunkundige – das sind gut 3-4 Kilometer Distanz.)
Bei der Veranstaltung durfte tagsüber ein Grenzwert von 60 dB(A) nicht überschritten werden, in der Nacht galt von 23 Uhr bis 7 Uhr ein niedrigerer Wert von 50 dB(A),
sagt Herr Specht laut Pressemitteilung. Und weiter:
Wenn die Time Warp in Mannheim eine Zukunft haben soll, dann hat der Veranstalter jetzt ein Jahr Zeit, um ein Konzept zu entwickeln, das die berechtigten Interessen der Mannheimer Bürger berücksichtigt.
Soso. Den letzten Satz sagte er “vor dem Gespräch” – das klingt so, als gäbe es keine Verhandlungsmasse. Specht, der Knallharte.
Da möchte man ihm zurufen:
Und was ist mit den Laubbläsern, mit der die Stadt in allen Stadtteilen die Anwohner über Wochen terrorisiert? Die Stadt hat noch ein halbes Jahr Zeit, um ein Konzept zu entwickeln, dass die berechtigten Interessen der Mannheimer Bürger berücksichtigt, sonst….
War noch was? Ach ja, mächtig viel Drogenkonsum. Der interessiert Herrn Specht aber gerade mal gar nicht.