Mannheim, 09. Juni 2015. (red/ms) Wahlplakate zu verschmieren, zu beschädigen oder ganz zu zerstören, ist eine Unsitte – mit einer leidigen Tradition und vermutlich bleibt kein Wahlkampf davon verschont. Allerdings werden die Ausmaße in Mannheim zunehmend verstörend. Dabei wird ein sinnloser Schaden erzeugt, von dem im Endeffekt wirklich niemand profitiert.
Von Minh Schredle
Vandalismus an Wahlplakaten ist vermutlich ebenso alt, wie Wahlplakate selbst. Das Ausmaß ist allerdings immer wieder erschreckend. Ein Sprecher der Polizei sagt aktuell etwas zugespitzt:
Sie finden ja kaum noch Plakate in den Straßen, die nicht irgendwie verunstaltet wurden.
Allein in der Nacht von Samstag auf Sonntag wurden 24 Wahlplakate im Bereich von Relaisstraße, Karlsplatz und Neuhofer Straße von Straßenlampen und Verkehrszeichen abgerissen und teilweise komplett zerstört. In der Nacht auf den 27. Mai gab es einen vergleichbaren Vorfall in Käfertal: Hier wurden in einer Nacht rund 40 Wahlplakate beschädigt. Auffällig ist: Beide Male wurden jeweils von allen Kandidaten Plakate zerstört – ungeachtet ihrer politischen Zugehörigkeit.
„Erfassung ist den Aufwand nicht wert“
Von Seiten der Polizei heißt es, es sei unklar, wer hinter den Taten steckt. Sicher gebe es in vielen Fällen gezielte und geplante Beschädigung von politisch motivierten Tätern.
Allerdings würden gerade bei „größeren Aktionen“ die Beschädigungen häufig sehr willkürlich wirken – bei solchen Aktionen rechne man eher mit angefressenen Randalierern, die sich keine großen Hintergrundgedanken zu ihren unreifen Sachbeschädigungen machen würden.
Insgesamt dürften inzwischen mehrere hundert Plakate von verschiedenen Kandidaten beschädigt oder verunstaltet worden sein. Nach Angaben der Polizei wäre eine detaillierte Erfassung jedes Einzelfalls den Aufwand nicht wert. Demnach könne man nicht beurteilen, ob bestimmte Kandidaten besonders unter dem Vandalismus zu leiden hätten.
Wer ist betroffen?
Insbesondere aus den Reihen der CDU liegen unserer Redaktion Stellungnahmen vor, die Vandalismus an Plakaten von Peter Rosenberger beklagen. Katharina Dörr, die Vorsitzende der Jungen Union Mannheim, sagt dazu:
Mit der mutwilligen Beschädigung oder Entfernung, beziehungsweise dem Diebstahl der Rosenberger-Plakate, die wir in diesem OB-Wahlkampf in bisher ungekanntem Ausmaß erleben, bringen die Täter ein merkwürdiges Demokratieverständnis vor. Dies ist sehr bedauerlich.
Hinter dem Großteil der Taten wird von der Jungen Union mehr als ein „dummer Streich“ vermutet, das Vorgehen sei systematisch. Der Ärger ist berechtigt. Denn in einem fairen Werben um die Stimmen der Bürgerschaft hat solches Verhalten absolut nichts verloren.
Wer braucht schon solche „Unterstützung“?
Allerdings ist nicht nur Peter Rosenberger betroffen. Ausnahmslos allen Kandidaten entstehen Schäden. Für die Finanzen und für das Image. Zwar wird sich kaum ein vernünftiger Wähler umentscheiden, weil ein Wahlplakat seines ehemalig favorisierten Kandidaten durch einen Schnautzbart verunstaltet wurde – und dennoch leidet die Seriösität unter solchen Schmierereien.
In jedem Fall ist das Verhalten all derer, die im Wahlkampf meinen, auf solche schmutzigen Mittel zurückgreifen zu müssen, mit wenig zu entschuldigen. Jeder ansatzweise ernstzunehmende Kandidat kann zudem auf diese Art der „Wahlunterstützung“ verzichten.