Weinheim/Rhein-Neckar, 09. Dezember 2011. Die Bürgerinitiative „Rettet den Wachenberg“ teilt mit, dass sie dsa „Vertrauen in das Landratsamt eindeutig verloren“ hat. Hintergrund ist eine Auseinandersetzung zwischen der Stadt Weinheim und dem Landratsamt zur „Sicherung“ des Steinbruchs, der von den Pophyrwerken wirtschaftlich genutzt wird. Nutznießer ist die Gemeinde Hirschberg, da sie von dem Steinbruchunternehmen Pacht bezieht. Die Initiative will einen weiteren Abbau verhindern.
Presseinformation der Bürgerinitiative „Rettet den Wachenberg“:
„Die Auseinandersetzung der Bürgerinitiative „Rettet den Wachenberg“ mit dem Landratsamt geht in eine weitere Runde. Nachdem die Initiative nun beim Landrat Dallinger endlich Antworten auf schon im August gestellte Fragen zum Steinbruchbetrieb angemahnt und nunmehr neue Fragen gestellt hatte, gab es schließlich doch Antworten aus dem Amt für Gewerbeaufsicht und Umweltschutz.
Allerdings zeigt sich die Initiative mit den Sprecherinnen Gisela Schmitt und Gunda Krichbaum bitter enttäuscht: „Diese sehr späten und zudem verwaschenen Antworten zeugen von keinem guten Umgang mit Fragen von besorgten Bürgern. Inzwischen muss wirklich die Kompetenz und Verantwortlichkeit dieser Behörde in Zweifel gezogen werden.“ Leider sei diese oberflächliche Vertröstung durch die Behörde inzwischen allzu vertraut.
An einem weiteren Briefwechsel hat die Initiative daher das Interesse verloren: „Weder unsere Sorgen noch unsere genauen Fragen werden ernst genommen, daher hat eine Erwiderung derzeit wohl wenig Sinn“, so die herbe Zusammenfassung nach einem langen Briefwechsel.
Zumal, wie durch die Presse zu erfahren war, das Landratsamt in der Wartezeit in Korrespondenz stand mit dem Landtagsabgeordneten Uli Sckerl und dem Oberbürgermeister der Stadt Weinheim. Hier ging es insbesondere um die Frage der Verantwortlichkeit für die Sicherheit im Steinbruch.
Dabei kann die Initiative nur den Antworten an die Aufsichtsbehörde zustimmen: „Der Versuch, die Verantwortung an die Stadt Weinheim abzuwälzen, zeugt von deutlicher Fehlbewertung der Situation. Leider bestärkt die Behörde damit unsere Zweifel an ihrer Kompetenz.“ Schließlich habe das Landratsamt den staatlichen Auftrag zur Fachaufsicht, nehme ihn aber wohl nicht in ausreichendem Maße wahr.
Weiterhin stellt die Initiative fest, dass immer noch ein Widerspruch besteht zwischen der Behauptung der Porphyrwerke als Steinbruchnutzer und den Beobachtungen der Initiative: Zwar sollen bestimmte Bereiche im Steinbruch rutschungsgefährdet sein, „andererseits, “ berichtet die Initiative, „ist immer wieder von der Wachenbergstraße aus zu beobachten, dass Fahrzeuge direkt unterhalb der Wand fahren.“
Abriegelungen einzelner Bereiche, wie vom Landratsamt behauptet, seien nicht zu erkennen, offenbar auch gar nicht notwendig. „Geht die Behörde tatsächlich so nachlässig um mit den Fragen der Sicherheit oder sind wir als Initiative keiner präzisen Antwort wert?“ fragt sich die Initiative nicht zum ersten Mal.
Sehr erstaunt sind Wachenbergschützer weiter über die neue Behauptung des Landratsamtes, dass es keine Überschreitung der genehmigten Abbaugrenzen gäbe. Vorhanden seien lediglich „im Rahmen des Genehmigungsverfahrens von 1983 falsch kartierte Genehmigungs- und Abbaugrenzen“, so die Formulierung der Behörde.
Das wiederum findet die Initiative mehr als merkwürdig: „Nicht einmal die obere Kerbe als Folge der Großrutschung von 2003 soll die Grenzen überschritten haben, dabei ist zumindest das doch selbst für uns Laien offensichtlich.“
Auch die anderen Antworten aus dem Landratsamt lassen nach Ansicht der Bürgerinitiative „Rettet den Wachenberg“ eine bedenkliche Oberflächlichkeit erkennen. „Ob es um die Messungen der Erschütterungen als Folge von Sprengungen geht oder um die Gefährdung des Steinbruchs durch weitere massive Abbautätigkeit auch in letzter Zeit: Wir bekommen keine klaren Antworten weder zu den Messorten und -methoden noch zu den Ergebnissen.“
Auch bei den Fragen zum Fledermausschutz und zu den Gefahren durch Splitterflug sei kaum ein Interesse an qualifizierter Überwachung zu verspüren und auch kein Verständnis für die Fragensteller.
Das Vertrauen in das Landratsamt als Aufsichtsbehörde für den Steinbruchbetrieb mag bei den Streitern für eine intakte Kuppe des Wachenbergs gestört sein, auf den Rechtsstaat bauen sie weiterhin: „Ein Gerichtsverfahren wird die zukünftige Entwicklung klären.
Es darf keinen Abbau mit noch massiveren Eingriffen am Wachenberg geben, unsere Landschaft verträgt keine weitere Verschandelung.“ Und auch darauf vertraut die Initiative: „Dieses Gerichtsverfahren wird wie das Vorverfahren der Bevölkerung recht geben, im Sinne des Landschaftsschutzes und des Schutzes der Bürgerschaft vor den Folgen der Sprengungen.“