Mannheim/Rhein-Neckar, 09. September 2013. (red/ms) Seit zwanzig Jahren gibt es den Tag des offenen Denkmals – seit 2005 auch in Mannheim. Deutschlandweit gab es dazu insgesamt 7.500 Angebote, davon 22 in Mannheim (von ingsgesamt 2.800 denkmalgeschützten Objekten). Zu meiner Schande muss ich eingestehen, dieses Programm vorher nie wahrgenommen zu haben – um so zufriedener bin ich jetzt, es nachgeholt haben zu können. Denn wie sehr die Ästhetik manch eines Bauwerks auch faszinieren mag, ist der Blick auf sie nochmal ein anderer, wenn man die entsprechenden Hintergrundinformationen zu ihnen hat. Denn wie gut durchdacht doch mach ein Denkmal ist, verblüffte mich ein um’s andere Mal.
Von Minh Schredle
Da ist zum Beispiel die Christuskirche. In meiner Schulzeit am Karl-Friedrich-Gymnasium bin ich dort fast jeden Tag vorbeigefahren. Die Abschlussgottesdienste fanden dort statt, manchmal auch kleine Konzerte, bei denen Schulchor und -orchester spielten. Und auch wenn ich ein nicht-konfessioneller Agnostiker bin, habe ich mich immer für die Ästhetik und Imposanz von Kirchen und anderen Sakralbauten begeistern können – die Christuskirche war da keine Ausnahme. Doch es ist schlichtweg noch einmal etwas vollkommen anderes, wenn ein Sachkundiger einen in die historische Bedeutung der Bauten einweiht und man die Symboltracht an vielen Stellen wirklich nachvollziehen kann.
Mannheim hat zwischen 1871 und 1905 ein rapides Bevölkerungswachstum erfahren. In nicht einmal 35 Jahren stieg die Zahl der Bürger um etwa 100.000 Personen. Natürlich waren damit einige städtebauliche Schwierigkeiten verbunden. Früh beschloss man, die Oststadt zu einem Nobelviertel zu machen. In diesem Rahmen wurde auch die Christuskirche gebaut. Dafür wurden vierzehn namhafte Architekten eingeladen, um Entwürfe zu liefern. Am Ende konnte sich Theophil Frey durchsetzen, der allerdings kurz vor dem Beginn der Bauarbeiten verstarb und das Werk an einen seiner Schüler, Christian Schrade, weitergab. Der Bau begann 1907 und wurde 1911 fertig gestellt. Als eine der wenigen Gebäude in der Innenstadt, blieb es trotz des Krieges nahezu unversehrt.
Das Nationaltheater
Der Wasserturm
Drei-Brücken-Tour
Im Nachhinein, ist es gar nicht mal die Möglichkeit, diese Gebäude und Wahrzeichen auch mal von Innen zu sehen, die den Tag des offenen Denkmals zu dem Besonderen machen, das er ist. Es ist das außergewöhnliche Engagement einiger Leute, die bei den Stationen vor Ort sind und einem diese wissenswerten Informationen mitteilen, die Altbekanntes in neuem Licht erstrahlen lassen. Vermutlich ist dieser Effekt beim ersten Mal am Stärksten, ich kann nur schwer einschätzen, wie gut einem der Tag des offenen Denkmals beim zweiten, dritten oder zehnten Mal noch gefällt. Wer es allerdings noch nie gemacht haben sollte, hat definitiv etwas verpasst.