Mosbach/Haßmersheim/Neckar-Odenwald-Kreis, 09. Juni 2011 (red/pol) In Haßmersheim (Neckar-Odenwald-Kreis) soll eine junge Frau über ein Jahr lang festgehalten und misshandelt worden sein. Durch Zufall gelang ihr die Flucht. Die Polizei stürmte am gestrigen Mittwoch mit einem Spezialeinsatzkommando das Haus und nahm drei Familienmitglieder fest.
Nach unseren Informationen gab es einen “robusten Zugriff” durch die Polizeikräfte – die festgenommenen Personen sollen keinen Widerstand geleistet haben. Bei der Familie handelt es sich um einen Mann, eine Frau und ein nicht-volljähriges Kind. Mann und Frauen seien aus Sicht der Polizei “nicht unbekannt”.
Im Haus wurde ein Lufdruckgewehr gefunden, wie die Staatsanwaltschaft auf Nachfrage mitteilte. Der Tatverdacht lautet auf Geiselnahme, da es sich um eine Freiheitsberaubung mit erzwungenen Tätigkeiten (Nötigung) handelt. Die junge Frau deutscher Staatsangehörigkeit weise körperliche Blessuren auf, aber keine akuten Gesundheitsgefährdungen. Zum Aufenthaltsort der Frau machte die Staatsanwaltschaft keine Angaben.
Eine Entführung sei nach Ansicht der Staatsanwaltschaft nicht vorgefallen. Es habe auch keine Vermisstenanzeige in dem Fall gegeben. Vermutlich habe sich aus einer Bekanntschaft heraus die Situation zugespitzt und sich zu einer Geiselnahme entwickelt.
Der zuständige Oberstaatsanwalt Franz-Josef Heering betonte, dass die Ermittlungen laufen und bis zur Feststellung von Beweisen, einer möglichen Anklage und Verurteilung die Unschuldsvermutung gelte.
PD Mosbach – Gemeinsame Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Mosbach und der Polizeidirektion Mosbach:
“Eine dreiköpfige Familie nahm das Sondereinsatzkommando Baden-Württemberg gestern Morgen, gegen 05.15 Uhr in einem Wohnhaus in Haßmersheim fest.
Die Familie ist dringend verdächtig, eine junge Frau knapp ein Jahr festgehalten zu haben. Überwiegend soll die Geschädigte im Haus der Familie eingeschlossen worden sein. Ansonsten, so der Tatvorwurf, sei sie durch zumindest eine der tatverdächtigen Personen bewacht und an einer Flucht gehindert worden.
Während der gesamten Zeit soll die Geschädigte darüber hinaus immer wieder misshandelt, gedemütigt und bedroht, sowie in zumindest einem Fall durch den Familienvater auch sexuell genötigt worden sein.
Es besteht der dringende Verdacht, dass die ausgeübte Gewalt und die Drohungen dazu dienten, die Geschädigte zu Haushaltsdiensten zu zwingen und zugleich in ihr jeden Gedanken an eine Flucht zu ersticken.
Trotzdem konnte die Geschädigte schließlich am vergangenen Wochenende infolge einer Unaufmerksamkeit ihrer Bewacher durch ein offen gelassenes Fenster flüchten.
Da Hinweise auf einen Waffenbesitz des schon aufgrund der Tat als gewalttätig einzuschätzenden Familienvaters bestanden, wurde aus Sicherheitsgründen das Sondereinsatzkommando mit dem Zugriff betraut.
Die Staatsanwaltschaft Mosbach erwirkte Haftbefehle gegen die drei Beschuldigten, die daraufhin noch am Mittwoch in Untersuchungshaft genommen wurden.
Die Beschuldigten gelten bis zu einer etwaigen Verurteilung durch ein Gericht als unschuldig.”