Heidelberg, 08. März 2018. (red/pm) „Heidelberger Impulse zur Bewältigung des demografischen Wandels“ ist der Titel eines Projekts mit dem in den kommenden zwölf Monaten in den Heidelberger Seniorenzentren neue Angebote zur Gesundheits- und Resilienzförderung älterer Menschen erprobt werden sollen. Damit ergänzt die Stadt ihr bisheriges Angebot zur Teilhabe älterer Menschen und zur Gestaltung eines sinnerfüllenden Lebens.
Information der Stadt Heidelberg:
„Für die Stadt Heidelberg ist die Gestaltung des demografischen Wandels ein zentrales, zukunftsweisendes und nachhaltiges Thema“, erklärt Angelika Haas-Scheuermann, Leiterin des Amtes für Soziales und Senioren. „Wir wollen ältere Menschen stärken. Seniorinnen und Senioren bis ins hohe Alter ein möglichst erfülltes und selbständiges Leben zu ermöglichen und Vereinsamung vorzubeugen, ist eine unserer wichtigsten Zukunftsaufgaben. Eine großzügige Spende der BASF ermöglicht es uns jetzt, an unserem bisherigen Angebot anzusetzen, neue Impulse zu geben und zielführende Ansätze weiter zu etablieren“, so Haas-Scheuermann.
Das Projekt „Heidelberger Impulse zur Bewältigung des demografischen Wandels“ wird gemeinsam von der SRH Hochschule Heidelberg, der Stadt Heidelberg sowie dem Fortbildungs- und Beratungsinstitut GK Quest Akademie getragen und von der BASF gefördert. Den Startschuss gaben die Beteiligten bei einer Kick-Off- Veranstaltung im Seniorenzentrum Weststadt am 6. März 2018.
Demografischer Wandel bringt Herausforderungen
„Der demographische Wandel stellt uns alle vor große Herausforderungen: Unternehmen, Kommunen, Gemeinden und die Zivilgesellschaft. Die Bedeutung von Gesundheit und aktiver Teilhabe ist für ein sinnerfülltes Älterwerden gar nicht hoch genug einzuschätzen. Der neue themen- und institutionsübergreifende Ansatz dieses Projekts hat uns daher sehr überzeugt“, betont Dr. Hartmut Unger, Leiter Soziales und Sport der BASF SE. Bereits frühzeitig hat die Stadt Heidelberg begonnen, sich auf den demografischen Wandel und die Alterung der Gesellschaft mit einer Zunahme an alten und hochaltrigen Menschen einzustellen.
Zentraler Baustein im Konzept zur Sicherung von Wohlbefinden und Lebensqualität der älteren Bevölkerung sind seit den 90er Jahren die Heidelberger Seniorenzentren. Die dezentralen Anlauf- und Begegnungsstätten in elf von 15 Stadtteilen bieten ein breitgefächertes wohnortnahes und niederschwelliges Angebot. Es reicht von Information und Beratung über soziale, kulturelle und gesellige Veranstaltungen, ein Mittagsessen-Angebot bis hin zu Gesundheits- und Bewegungsförderung.
Etwa 1.000 Besucherinnen und Besucher kommen täglich in die Seniorenzentren. Jetzt soll die Angebotspalette der Seniorenzentren im Rahmen der „Heidelberger Impulse zur Bewältigung des demografischen Wandels“ ergänzt werden. Das Großprojekt ist in drei Teilprojekte unterschiedlicher Ausrichtung gegliedert. Es wird in den Heidelberger Seniorenzentren unter breiter Beteiligung der Bevölkerung umgesetzt. Die einzelnen Bausteine sind inhaltlich verzahnt, setzen aber auch eigene Akzente, vernetzen die Menschen vor Ort und eröffnen sinnstiftende Tätigkeiten.
Das ergotherapeutische Projekt „Tatkraft“
Der Übergang in den Ruhestand, der Verlust des Lebenspartners oder enger Freunde, Hilfsbedürftigkeit nach einer Erkrankung – sowohl die jungen Senioren über 60 als auch hochaltrige Menschen, sind mit Umbrüchen konfrontiert, die nicht selten sozialen Rückzug oder körperliche und psychische Probleme zur Folge haben. Das ergotherapeutische Programm „Tatktaft – Gesundheit im Alter durch Betätigung” ist eine Veranstaltungsreihe für ältere Menschen, die diese unterstützt und befähigt, Lebensübergänge aktiv anzugehen und erfolgreich zu bewältigen.
Die Veranstaltungsreihe besteht aus sechs Basismodulen. Themen sind: Einführung in die Gesundheitsförderung, soziale Kontakte, Selbsterfahrung in der Arbeit mit den Händen, Betätigungsanalyse, Gesundheit durch Betätigung sowie Perspektivenentwicklung.
Außerdem können die Teilnehmer aus einem Set von sechs Ergänzungsmodulen zwei weitere Einheiten wählen: Sicherheit im Alltag, Ernährung und Betätigung, Finanzen, Möglichkeiten der Unterstützung im Umfeld, Ehrenamt und seine Organisation, Lebenslanges Lernen/Neue technische Medien. Das Programm „Tatktaft“ soll in fünf ausgewählten Heidelberger Seniorenzentren erprobt werden. Dazu soll zunächst eine Schulungsmaßnahme durchgeführt werden, um Fachkräfte gezielt für die Anwendung zu qualifizieren.
Das Projekt „Tanzcafé“
Schon heute sind rund 12.400 Heidelbergerinnen und Heidelberger 75 Jahre und älter. Das sind 8,4 Prozent der Bevölkerung. 85 Jahre und älter sind rund 3.400 Heidelbergerinnen und Heidelberger. Ein großer Teil der alten und hochaltrigen Personen lebt noch in relativer Selbständigkeit in der eigenen Wohnung oder im eigenen Haus.
Vor diesem Hintergrund gewinnen wohnortnahe und niederschwellige psychosoziale Therapieangebote an Bedeutung, um noch bestehende Fähigkeiten der Senioren möglichst lang zu erhalten, einer möglichen schleichenden sozialen Isolierung entgegenzuwirken und insbesondere der hohen emotionalen Belastung im Umgang und in der Auseinandersetzung mit der Zunahme an Einschränkungen zu begegnen. Das Projekt Tanzcafé bietet sinnliches und ästhetisches Erleben, fördert Beweglichkeit, Bewegungsfreude und -sicherheit sowie Konzentration und Orientierung.
„Unsere musik- und tanztherapeutischen Angebote schaffen schöne Erlebnisse, aktivieren und bringen Menschen zusammen. Studien belegen die hohe Wirksamkeit dieser Therapien hinsichtlich, Erhalt persönlicher Ressourcen, Bewegungssicherheit und Lebensqualität“, erläutert Prof. Dr. Dorothee von Moreau, Leiterin der Lehrambulanzen Musiktherapie und Tanz- und Bewegungstherapie am Campus der Fakultät für Therapiewissenschaften der SRH Hochschule Heidelberg.
Das Angebot ist als offenes wöchentliches Gruppenangebot für bis zu 20 Teilnehmer konzipiert und dauert zwischen 45 und 90 Minuten. Umgesetzt wird es in Zusammenarbeit mit den Lehrambulanzen der SRH Hochschule Heidelberg. Die Leitung übernehmen ausgebildete Musik- und Tanztherapeuten. Neben Standardtänzen stehen auch Volks- und Kreistänze aus verschiedenen Ländern und Kulturen sowie Atemschulung und ein Liederkreis auf dem Programm.
Das Projekt „Motivierende Gesprächsführung“
Motivierende Gesprächsführung (Motivational Interviewing) ist ein zielgerichteter Ansatz der Gesprächsführung zur Erhöhung der Eigenmotivation von Menschen. Es setzt auf eine wertschätzende Herangehensweise und macht die beratene Person zum Fürsprecher der eigenen Veränderung, die positive Entwicklungen im Leben anstoßen soll. Schulungsangebote sollen die Fachkräfte in den Seniorenzentren sowie interessierte Honorarkräfte und Fachkräfte aus anderen Einrichtungen der Seniorenarbeit mit diesem Ansatz vertraut machen. Das Angebot für Fachkräfte soll schließlich durch ein besonderes Angebot „Motivierende Gesprächsführung im Ehrenamt” ergänzt werden.
„Die ehrenamtlichen Seminarteilnehmer lernen den Ansatz der ‚Motivierenden Gesprächsführung‘ kennen und anspruchsvolle Gesprächssituationen konstruktiv zu gestalten, so dass sie die Besucher der Seniorenzentren aktiv unterstützen können, ohne sich selbst emotional zu stark persönlich zu belasten“, erklärt Dieter König, Geschäftsführer der GK Quest Akademie. Die Schulungen ergänzen so die Anerkennungskultur für die zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die sich in den Seniorenzentren engagieren.“