Rhein-Neckar, 08. Februar 2017. (red/pm) Seit dem 27. Januar können Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs die „eTarif“-App des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar (VRN) und der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv) nutzen (wir berichteten). Durch einen Luftlinientarif soll die App den Kunden preisgünstig und einfach mit Bus und Bahn durch das gesamte Verbundgebiet des VRN begleiten. Klingt theoretisch ziemlich gut – praktisch scheint es ziemliche Probleme damit zu geben.
Von Alina Eisenhardt
You’ll never get a 2nd chance for a 1st impression. Da ist das komplette VRN-Gebiet mit Werbung zugeklebt und dann wird der Einstand mal ordentlich verhauen…
Das ist das Fazit eines Nutzers der neuen “eTarif”-App des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar (VRN) und der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv). Eigentlich sollte alles ganz einfach sein: Über die App einchecken, losfahren, auschecken. Das Angebot soll durch den Luftlinien-Tarif besonders fair sein, denn die Berechnung des Fahrpreises erfolgt entsprechend der kürzesten Entfernung zwischen Start- und Zielhaltestelle.
Seit dem 27. Januar können Nutzer die App im gesamten Verbundgebiet des VRN nutzen. Die „eTarif“-App löst das Touch&Travel-System der Deutschen Bahn ab, das im November eingestellt wurde. Sinn der App ist es, den öffentlichen Personennahverkehr für Kunden attraktiver zu machen.
Uns geht es vor allem darum, Zugangshemmungen für den ÖPNV abzubauen und die Fahrt besonders für Gelegenheitsfahrer einfacher zu gestalten,
sagt Moritz Feier, Sprecher der rnv.
Mit der neuen App müssen sich Kunden nicht mehr über Tarifsysteme informieren. Auch der Gang zum Fahrkarten-Automaten und die Suche nach passendem Kleingeld entfallen. Das soll die Nutzung von ÖPNV einfacher und flexibler machen. Besonders Gelegenheitsfahrer und Touristen könnten von der App profitieren. Ein tolles Angebot – wenn es denn funktionieren würde.
Angebot ist “unausgereift und fehlerhaft”
Viele Kunden sind unzufrieden. Die Bewertung im Play-Store ist mäßig bis schlecht. Sie liegt bei 2,3 von 5 Sternen.
Die User beschweren sich in den Kommentaren:
Ein Nutzer schreibt:
Unausgereift und fehlerhaft. Eingabe von Bezahldaten unmöglich. App crasht immer wieder. Wie kann sich ein großer Verkehrsverbund nur so einen Schrott leisten? Einfach nur peinlich. Die “Touch & Travel”-App der Deutschen Bahn war unvergleichlich besser!
Ein Tages-Preislimit von 12 Euro sollte Kunden als Kostenairbag dienen und Fahrtkosten reduzieren. Das wird manchen Nutzern jetzt zum Verhängnis:
Nach dem Weg zur Arbeit konnte ich mich nicht ausloggen. Resultat von vrn 4 Stunden später mit nem 12 Euro-“Ticket” belastet ohne Chance den Standort nachzuweisen und entsprechend nur 1,8 Euro zur Arbeit zu bezahlen.. abgesehen davon, dass Nutzer laut AGBs an allem Schuld sind (nicht Verfügbarkeit der App etc.) ist mir die Gefahr bei Fahrtende nochmal zu vergessen die Fahrt zu beenden und nochmal 12 Euro pro Fahrt bezahlen zu müssen zu groß. Zudem muss man JEDES mal seinen login eintippen. Lächerlich… generell scheiß App!!!
Das sind nur einige Beispiele. Im Play Store finden sich viele solcher und ähnlicher Kommentare.
Oberste Priorität ist die Problembehebung
Die Probleme der App sind der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH bekannt. Moritz Feier sagt:
Es gibt allein bei Android unzählige Betriebssysteme. Dazu kommen verschiedene Handys, die diese Systeme benutzen. Dadurch entsteht eine große Vielfalt an Kombinationen, für die die App funktionieren muss. Alle diese Kombinationen abzudecken ist schwer.
Theoretisch ist die App ein tolles Angebot für Kunden der rnv. Das Wissen auch die Nutzer: Nach knapp zwei Wochen wurde die App bereits über 5.000 Mal installiert. Praktisch machen die Mängel es vielen Nutzern offenbar unmöglich, die App zu nutzen. Die rnv ist bemüht, das Angebot für die Kunden zu verbessern.
Unser oberstes Ziel ist es, die Probleme so schnell wie möglich zu beheben,
sagt Moritz Feier. Wann genau das sein wird, ist jedoch unklar.
Bis dahin bleibt den Kunden wohl weiterhin nur der Gang zum Automaten oder die Nutzung anderer Angebote, wie zum Beispiel Wochen-, Monats-, oder Jahreskarten.