Ladenburg/Rhein-Neckar, 08. April 2011. (red) Die „Tierschutzorganisation PETA“ setzt sich gegen Tierquälerei ein. Und wählt dafür radikale Methoden und Medienkampagnen. Die Organisation ist mächtig, denn sie appelliert ans Mitgefühl der Menschen. Aber sie ist auch stark in der Kritik. Denn im Gegensatz zu anderen Tierschutzorganisationen gibt es weder Pflege- noch Vermittlungseinrichtungen bei Peta. Im Gegenteil: In Amerika soll die Organisation rund 14.000 Hunde eingeschläfert haben – angeblich, um Kosten zu sparen.
Von Hardy Prothmann
Keine Frage: Jeder „normale“ Mensch ist gegen das Quälen von Tieren. Dafür setzt sich angeblich Peta ein, eine amerikanische Tierschutzorganisation. In Ladenburg hat die Organisation aktuell durch einen Bericht im Mannheimer Morgen auf sich aufmerksam gemacht: 500 Euro wurde als Belohnung „zur Ergreifung eines mutmaßlichen Kaninchenmörders“ ausgesetzt.
Tiere – Titten – Tote
Peta verfolgt eine Medienstrategie, die gut funktioniert und bei der Bild-Zeitung beispielsweise TTT heißt: Tiere, Titten, Tote. Themen mit einem „T“ „gehen immer“ und sorgen für Aufmerksamkeit.
Peta steht für „People for the Ethical Treatment of Animals“, also „Menschen für das ethische Behandeln von Tieren“. Das hört sich zunächst gut an. Aber ist Peta deshalb eine Organisation, die man unterstützen sollte?
Wer sich näher mit Peta beschäftigt, dem fällt die Radikalität der Organisation auf. Wer zum Beispiel das Essen von Fleisch als vollkommen normal hält, der wird mit Peta nicht glücklich werden, egal, ob er gegen Tierquälerei ist oder nicht. Peta lehnt das ab und wirbt offen für Vegetarismus oder ein „Veganer“-Leben (hier auf der englisch-sprachigen Seite „Jesusveg.com“). Auch jegliche Lederwaren sind tabu – denn sie stammen von Tieren.

Wer Wurst oder Fleisch isst, der ist nach Auffassung von Peta ein Mittäter und mitschuldig am „Massenmord“. Quelle: Peta
Peta bezeichnet beispielsweise das Essen von Tieren und die dafür notwendige Massentierhaltung als „Mechanisierten Massenmord“. Peta geht noch weiter und vergleicht das Schlachten von Tieren mit dem Holocaust (taz: „Der Jude, das Grillhähnchen). Der Zentralrat der Juden in Deutschlang zeigte sich entsetzt und ging gerichtlich gegen die im Jahr 2004 gestartete Kampagne „Der Holocaust auf deinem Teller“ vor. Die Klage ging bis vor das Bundesverfassungsgericht, das Peta die Kampagne untersagte.
„Nackte Wahrheiten“
Und Peta setzt für seine Kampagnen gerne „Prominente“ ein. Aktuell läuft in Deutschland eine Kampagne mit Daniela Katzenberger, die „sexy und leichtbekleidet“ angeblich sagt: „Manchmal kann zuviel Sex schlecht sein“. Peta organisiert Nudistenläufe oder zeigt leichtbegleidete Frauen als „Lettuce-Ladies„, als „Salat-Damen“.
Ob leichtbekleidete Damen noch „schocken“, darf bezweifelt werden. Für’s richtig schlechte Gewissen hat Peta andere Informationen und prangert – zu Recht – grausame Szenen an:
„In einer Undercover-Videoaufnahme, die PETA gemeinsam mit dem Journalisten Manfred Karremann in China machte, zeigt sich unermeßliches Grauen: Die Tiere fristen bei allen Witterungsextremen ihr Dasein in winzigen Drahtkäfigen. Bevor man sie häutet, schlagen Arbeiter mit Metallstangen auf sie ein und schmettern sie auf den Boden. Sie brechen ihnen so die Knochen, wobei sie häufig nicht getötet werden. Viele Tiere sind noch am Leben und bei vollem Bewußtsein, wenn man ihnen das Fell abzieht.“
Solche „Geschichten“ gehen ans Herz und öffnen das Portemonnaie für Spendenzahlungen. Und die laufen gut – die Medienpräsenz von Peta ist enorm. Ganz klar: „Sex sells“ und eine Daniela „Katzenberger“ als Imagefigur für „Katzenkastration“ – das hat was. Oder? Peta „informiert“:
„Hintergrund dieses Motivs: So gut wie alle deutschen Tierheime sind überfüllt, viele verhängen Aufnahmestopps, weil sie keine weiteren Tiere mehr aufnehmen können. Die Population verwilderter und heimatloser Katzen in und um die meisten deutschen Städte und Dörfer ist enorm und wird täglich größer. Die verwilderten Nachkommen stammen alle von Katzen ab, die ursprünglich mehr oder weniger behütet in Menschenfamilien lebten, jedoch nicht kastriert wurden. Heimatlos geworden, führen sie ein Leben voller Leid und Entbehrungen, da sie nicht für ein solches Leben gerüstet sind: Hunger, Krankheit und ein früher Tod sind keine Seltenheit.“
Peta tötet selbst Tiere
Worüber Peta an dieser Stelle nicht informiert: Peta selbst tut aktiv nichts für Tiere. Peta unterhält keine Tierheime. Dafür tötet Peta Tiere und zwar umfangreich, wie bei Wikipedia nachzulesen ist:
„PETA unterstützt aktive Sterbehilfe an Tieren, wenn keine Lebensbedingungen hergestellt werden können, die nach PETA-Richtlinien artgerecht sind. Die dabei geltenden Richtlinien vermenschlichen die Tiere und setzen voraus, dass es für die Tiere besser sei, tot zu sein, statt unter schlechten Bedingungen zu leben. In der Öffentlichkeit wird diese Praxis als Doppelmoral der Organisation gegeißelt, da die Organisation definiert, wann es den Tieren schlecht geht. So konnten zum Beispiel in den USA viele durch Aktionen von PETA befreite Tiere nicht vermittelt oder versorgt werden, weshalb man beschloss, sie einzuschläfern. Als Anthropomorphisierung wird dabei der Analogieschluss von Tier und Mensch verstanden, der beide gleichsetzt und impliziert, dass Wahrnehmung und individuelle Lebenswelten von Tier und Mensch identisch wären.
Im März 2010 wurde bekannt, dass PETA im Jahre 2009 97 % der Tiere in ihrem eigenen Tierheim in Virginia einschläfern ließ. Andere Tierheime im gleichen Bundesstaat schläferten hingegen nur etwas mehr als die Hälfte der Tiere ein.“
Peta hält also für sich die Deutungshoheit, was „artgerecht“ ist und was nicht. Was erlaubt ist und was nicht. Was „richtig“ ist und was nicht.

Tiere, Titten, Tote – Hauptsache Aufmerksamkeit. Quelle: Peta
Aktuell hat Peta eine Belohnung von 1.000 Euro für „Schlangenmörder“ ausgesetzt und argumentiert „merkwürdig“. Einerseits kann man Wildtiere „niemals artgerecht“ halten, andererseits empfiehlt die Organisation den Gang zum Tierheim:
„Wildtiere können in Gefangenschaft niemals artgerecht gehalten werden. Wer sich wirklich gut auskennt und sich über den enormen Zeit- und Geldaufwand der Haltung bewusst ist, sollte ein Tierheim besuchen. Hier warten immer mehr Exoten auf ein neues Zuhause.“
Obwohl sie dort „niemals artgerecht“ gehalten werden können?
Kampagnen wollen finanziert sein
Nach Aussage der hauptberuflichen Kampagnenleiterin Nadja Kutscher „bringt das Ausloben von Belohnungen viele Hinweise“: „Meist wollen die Hinweisgeber aber gar nicht das Geld.“
Peta bietet es trotzdem an – das sorgt für Aufmerksamkeit. Und zeigt, dass Peta bereit ist, viel Geld zu bezahlen, um „den Tätern auf die Spur zu kommen“ – dafür braucht Peta Geld – Spendengeld.
Ersatzreligion?
Kritiker beschreiben die von der Amerikanin Ingrid Newkirk 1980 gegründete Organisation als „kultartig“ und kritisieren den autoritären Führungsstil und eine immer radikalere Ausrichtung der Organisation. Die Hannoversche Allgemeine Zeitung schrieb 2009 auf einer Themenseite über „Terror im Namen der Tiere“.
(Anmerkung der Redaktion: Uns wurde unter Androhung von rechtlichen Mitteln und einem Streitwert von 10.000 Euro die Verwendung des ursprünglich gesetzten Links auf „Terror im Namen der Tiere“ untersagt. Wir sollen dazu eine Unterlassungserklärung unterzeichnen, was wir nicht tun, da wir nur einen Link auf eine allgemein im Internet zugängliche Seite gesetzt haben und keine Kenntnis hatten, dass hier ein gerichtliches Verfahren anhängig war oder ist. Wir haben den Link nach Kenntnis der Aufforderung entfernt, da wir uns den Inhalt nicht zu eigen machen, sondern journalistisch korrekt auf eine allgemein zugängliche Quelle verwiesen haben.)
Echte Mörder werden mit Tierquälerei in Verbindung gebracht. Der „logische“ Schluss: Wer Tiere „Schaden“ zufügt, wird zum Mörder.
Sicher ist es grundsätzlich richtig, über nicht-artgerechte Haltung von Tieren oder sogar brutale Methoden wie in China zu berichten und solche Zustände anzuprangern.
Im Zusammenhang mit „religiösen Anspielungen“, einem radikalen Wertekanon und „Idealbildern“ von Menschen ergibt sich aber ein krude Mischung, die schnell zu einer Art „Ersatzreligion“ wird. Die Gefühle „Barmherzigkeit und Mitleid“ werden mit Systemkritik verbunden und ein Gemeinschaftsgefühl angeboten.
Mit radikalen Mitteln. Psychologisch clever inszeniert, bedient Peta auf ähnliche Art und Weise das, was Boulevard-Medien wie die Bild bestens in bare Münze umwandeln. Die Aufmerksamkeit für Tiere, Titten, Tote. Denn die „T“-Themen „gehen immer“. Deswegen findet Peta bei vielen Journalisten Gehör – wie aktuell beim Mannheimer Morgen.
Kritiklos werden die Botschaften transportiert – die Zeitung hat eine „Story“ und Peta Aufmerksamkeit, die sich vermutlich in Spendengeld „auszahlt“.