Mannheim, 08. Januar 2017. (red/pm) Am traditionellen Neujahrsempfang der Stadt Mannheim im Rosengarten hat sich auch in diesem Jahr ein bunter Querschnitt der Stadtgesellschaft beteiligt. Die rund 250 Gruppen, Vereine, Unternehmen, Hochschulen, Verbände und sonstigen Einrichtungen mit über 1.000 Mitwirkenden bildeten im Rosengarten rund um das Thema „Mobilität in Mannheim“ den Rahmen für das offizielle Bühnenprogramm im Saal.
Rund 8.000 Gäste informierten sich zu „Mobilität in Mannheim“ – so lautete der Themenschwerpunkt des Neujahrsempfangs 2017 der Stadt Mannheim im Rosengarten.
Festakt mit Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz
Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz wünschte in seiner Neujahrsansprache allen Gästen neben Gesundheit, Erfolg und persönlichem Glück „uns allen die Bewahrung und – wo nötig – Wiederherstellung eines Miteinanders“. Mehr inneren und äußeren Frieden werde es nur mit mehr Miteinander und mehr Achtung geben können. Der Neujahrsempfang selbst sei ein Beispiel für das Miteinander in der Stadt, da er von verschiedensten Gruppen gestaltet werde und sich beim Neujahrsempfang Menschen begegneten, die sich sonst im Alltag kaum begegnen würden, so der OB. (Die komplette Rede lesen Sie als Gastbeitrag in unserer Reihe „Montagsgedanken“.)
„Alle, die heute hierherkommen, haben etwas gemeinsam: Sie sehen Mannheim als Ort ihres Lebens oder Wirkens, sehen Mannheim als Teil ihrer Heimat, interessieren sich für das, was um sie geschieht, bilden somit das, was uns Menschen ausmacht: Gemeinschaft“, so Kurz weiter, der allen Mitwirkenden für ihr Engagement dankte.
Kühlen Kopf beim Thema Sicherheit bewahren
Dr. Kurz blickte im Rahmen seiner Festrede zunächst auf die Herausforderungen des alten und neuen Jahres durch „Protektionismus, übersteigerten Nationalismus und die Befeuerung von Feindseligkeit und Aggression“. Diese globalen Entwicklungen prägten nicht nur die Wahrnehmung der Welt, sie prägten auch die Wahrnehmung unseres Alltags vor Ort. Aber:
Für ein Gemeinwesen gilt nichts anderes als für jede und jeden Einzelnen: Wer gesund bleiben will, sollte die Schwierigkeiten, die Probleme wahrnehmen und angehen, gleichzeitig aber auch realistisch einordnen. Eine Nichtwahrnehmung von Problemen schädigt uns. Eine verzerrte und hysterische Wahrnehmung treibt uns zu falschen Entscheidungen oder macht uns handlungsunfähig. Kühlen Kopf zu bewahren, das ist zuallererst die Pflicht von denen in Verantwortung. Kühlen Kopf bewahren – das sollten gleichzeitig wir alle,
mahnte der Oberbürgermeister.
In seinem Rückblick auf das Jahr 2016 ging Kurz deshalb auch ausführlich auf das Thema Sicherheit ein. Er erläuterte zahlreiche erfolgreiche Maßnahmen im letzten Jahr. In 2017 werde weiter an diesem Thema gearbeitet. Dabei appellierte er aber auch an die anwesenden Abgeordneten und an die Justiz, der Stadt mehr Möglichkeiten zu geben, öffentliche Ordnung sichtbar durchzusetzen. Das Vertrauen in die staatlichen Institutionen hänge auch von der Reaktion auf alltägliche Ordnungsstörungen ab.
Soziale Bedeutung von Mobilität
Die wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen in Mannheim seien enorm. Das Profil Mannheims als Innovations- und Gründerstandort müsse aber konsequent weiter gestärkt werden.
Weiterhin dauerhafter Anstrengungen bedürfe es auch, dafür zu sorgen, dass mehr Mannheimerinnen und Mannheimer an dieser positiven wirtschaftlichen Entwicklung teilhaben könnten. Demokratische, kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe für alle müsse ermöglicht werden. Im Bereich der Integration in den Arbeitsmarkt, wo Mannheim große Erfolge bei der Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit vorweisen könne, gebe es aber noch Handlungsbedarf. Ebenso bei der Schaffung von adäquatem Wohnraum – Potenziale, die die Konversion biete.
Mobilität im Sinne der Möglichkeit, Angebote wahrzunehmen und am Leben der Stadt teilzuhaben, sei nicht zuletzt eine soziale Frage und eine Frage der Lebensqualität.
Bedeutung der Städte für globale Fragen
Die praktische Hilfe vor Ort und die Bekämpfung von Fluchtursachen seien eine wichtige Aufgabe. Die direkte Kooperation aus der Erfahrung von Städten sei dabei wirkungsvoller und nachhaltiger als sonstige Projekte.
Der islamistischen Terror sei eine große Herausforderung, auf die es aber polizeiliche, psychologische und gesellschaftspolitische Antworten gebe. Ausgrenzung und Hass gegenüber muslimischen Einwohnern und Migranten leisteten keinen Beitrag zur Bewältigung dieser Herausforderung, sondern weitere Rekrutierungsfelder für Radikalisierung. Die Wertschätzung anderer Kulturen sei wichtig, was nicht bedeute, Werte zu relativieren
„Wir sollten der Hysterie mit dem Wissen unserer positiven Erfahrungen entgegentreten“, forderte Kurz und dabei sollten die Maßstäbe im Blick behalten werden: „In diesem Sinne: entkrampfen wir uns etwas, handeln wir stattdessen, tun Gutes für unsere Stadt und unser Gemeinwesen. Und behalten wir bei allen Auseinandersetzungen im Blick, dass wir immer von Menschen reden.“
Inklusion bewegt
„Die mobile Gesellschaft: Das Tandem als Schlüssel für Inklusion“, so hatte die diesjährige Gastrednerin, die Beauftragte der Bundesregierung für Menschen mit Behinderungen, Verena Bentele, ihren Beitrag überschrieben. Die zwölffache Paralympics-Gewinnerin plädierte für die Akzeptanz und die Förderung von Vielfalt. Dies führe zu mehr Mobilität. Mobilität sei auch im Bereich der Inklusion ein wichtiger Faktor.
Inklusion müsse dabei als weiter Begriff gedacht werden. Für alle Menschen müssten Barrieren weggeräumt werden, alle müssten die Möglichkeit haben, sich einzubringen. „Inklusion bewegt“ sei das Motto ihrer Amtszeit, deshalb ihr Plädoyer: “Die Gesellschaft muss sich trauen, sich immer wieder neu zu erfinden“. Gemeinsames Lernen sei dabei von großer Bedeutung und die Grundlage für gemeinsames Leben.
Die Menschen müssten sich aufeinander zu bewegen und erkennen, dass das Verschiedensein die Normalität ist, so Bentele weiter. Mobilität brauche aber auch eine Spur. Die Politik könne ihr diese Spur geben über Gesetze. Dabei forderte sie die Politiker auf, ihre Programme nicht nur in leichter Sprache sondern überhaupt verständlicher und einfacher zu gestalten, so dass alle sie verstehen könnten. Bentele schloss ihre Ausführungen mit dem Appell, „aufrecht den Populisten entgegenzustehen und wünschte sich für 2017 „ein vielfältiges Deutschland das offen ist für alles“.
Ehrungen und Sonderausstellung
14 Einzelpersonen und Vereine wurden im Rahmen des Neujahrsempfangs für ihr ehrenamtliches Engagement geehrt. Unter den Geehrten war zum Beispiel der Verein Zeit teilen e.V. Der 2009 gegründete Verein motiviert Menschen, einen Teil ihrer Freizeit in die Betreuung von Menschen mit Behinderungen in Wohnheimen der Gemeindediakonie zu investieren. Auch Vesile Soylu wurde geehrt. Seit 2016 ist sie Teil des Notfallseelsorge-Teams der Evangelischen Kirche Mannheim und damit die erste muslimische Notfallseelsorgerin in Mannheim.
Der Verein mvd e.V. bietet seit 20 Jahren der queeren Community in Mannheim und der Region einen Rahmen, um frei von Angst vor Diskriminierung sportlich aktiv sein zu können und erhielt für dieses Engagement ebenfalls eine Ehrung. Und der Arbeitskreis islamische Gemeinden in Mannheim wurde für sein Engagement in der interreligiösen Kontakt- und Begegnungsarbeit ausgezeichnet, um nur einige Beispiele zu nennen.
Musikalisch umrahmt wurde der Festakt im Rosengarten zum einen vom Capitol-Ensemble mit Michael Herberger am Klavier, das einen Ausschnitt aus seinem Musical „Karl Drais – die treibende Kraft“ präsentierte. Das Stück feiert am 4. Februar 2017 Premiere. Das Popakademie-Duo Centrevies bot Mobilität in Form von elektronischer Musik und das neue Tanzensemble des Nationaltheaters stimmte mit einem tänzerischen Neujahrsgruß auf das neue Jahr ein.