Ladenburg, 08. Juni 2016. (red/nh) Die Lobdengauhalle in Ladenburg ist vorläufig gesperrt. Schuld sind Risse in den Leimbindern der Dachkonstruktion. Doch was sind Leimbinder überhaupt? Und wie geht es weiter? Bürgermeister Rainer Ziegler beschreibt die aktuelle Situation als „Katastrophe“ für die Vereine.
Von Naemi Hencke
Die Lobdengauhalle in Ladenburg ist auf unbestimmte Zeit gesperrt, da das Dach stark einsturzgefährdet ist. Dies wurde bei einer Routineuntersuchung festgestellt. Grund hierfür seien große Risse in den sogenannten Leimbindern, oder auch Brettschichtholzbindern (BSH), die als Tragwerk des Daches dienen.
Heute hat der Ladenburger Gemeinderat eine „Ermächtigung“ über 50.000 Euro einstimmig beschlossen, damit Bürgermeister Rainer Ziegler (SPD) entsprechende Prüfgutachten und Ingenieursleistungen in Auftrag geben kann. Durch die Sperrung der Halle ist der Schulsport stark beeinträchtigt, aber vor allem die Ladenburger Vereine und hier insbesondere die LSV. Die Hiobsbotschaft: Niemand weiß, welcher Leim verwendet worden ist – die Prüfung dauert rund sechs Wochen. Erst danach wird klar, ob eine Sanierung überhaupt in Frage kommt. Zu weiteren Informationen des Bürgermeisters an den Gemeinderat berichten wir nach.
Brettschichtholzbinder
Brettschichtholzbinder sind schichtweise miteinander verleimte Holzbretter, die unter strengen Fertigungsrichtlinien hergestellt werden müssen. Meist werden die Holzlamellen aus Fichten,- Tannen-, Kiefer-, Lärchen- oder Douglasienholz hergestellt. Laubhölzer sind bis auf wenige Ausnahmen baurechtlich nicht zugelassen.
Leimholzbinder ist ein Baumaterial, welches auch heute noch gerne, vor allem im Ingenieurholzbau, Verwendung findet. Laut eines Herstellers von Brettschichtholz würde die Nachfrage nach diesem statisch hoch beanspruchbaren Material sogar steigen.
Vorteile
Holzgebäude haben im Schnitt eine Lebensdauer zwischen 55 und 130 Jahren – Fachwerkbauten sind das beste Beispiel hierfür. Bei fachgerechter Ausführung können demnach auch Konstruktionen aus Brettschichtholz sehr langlebig sein. Die Lobdengauhalle wurde 1971/72 errichtet – ist also gerade mal 45 Jahre alt und „unter Durchschnitt“.
Leimholzbinder haben sogar Vorteile gegenüber Vollholz: Aufgrund des Schichtenaufbaus kommt es weniger zu Rissbildungen im Material. Im Brandfall kann die die Tragfähigkeit länger erhalten bleiben, da die Festigkeit von Holz nicht temperaturabhängig ist – im Gegensatz zu beispielsweise Stahlkonstruktionen und beim Verkohlen entsteht eine Art Schutzschicht, die die Verbrennung des Holzes verzögert. Auch in Bezug auf chemische Einwirkungen sind Brettschichtholzbinder widerstandfähiger als Stahl.
Die verleimten Holzlamellen werden aus ausgewählten Hölzern hergestellt, bei denen „Fehlerstellen“, wie zum Beispiel Holzgallen oder Astlöcher, aussortiert werden. Dadurch können bis zu 80 Prozent höhere Tragfähigkeiten erreicht werden, die Vollholzkonstruktionen aufgrund ihrer Naturbelassenheit nicht erzielen. Da die einzelnen Lamellen schichtweise verleimt werden, sind größere Querschnitte als bei Vollholz möglich und können sogar während des Herstellungsprozesses gebogen werden.
Nachteile
Wesentlicher Nachteil ist die hohe Anfälligkeit durch Feuchtigkeit. Bei der Verwendung dieses Materials muss sichergestellt werden, dass die nötigen Vorkehrungsmaßnahmen getroffen sind, um das Eindringen von Feuchtigkeit zu verhindern. Da dies jedoch nicht zu hundert Prozent auszuschließen ist, besteht immer ein Restrisiko.
Auch Schimmelbildung, Pilz- oder Schädlingsbefall kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Durch chemischen und konstruktiven Holzschutz können diese Nachteile zum Teil erheblich verbessert werden. Doch ist dies immer mit Vorsicht zu genießen und vor allem bei der Verwendung im Außenbereich mit erheblichen Mehraufwand verbunden. Bei der Verwendung von chemischen Holzschutz muss nachgewiesen werden, dass sich dieser mit dem Leim „verträgt“.
Aufgrund der Verwendung von sehr starken Holzleimen bei der Herstellung der Leimbinder, besteht die Gefahr, dass gesundheitschädliche Dämpfe in die Umgebungsluft abgegeben werden. Der Preis für Brettschichtholz liegt bei etwa dem Doppelten des Vollholzpreises, bei identischem Querschnitt.