Rhein-Neckar, 08. März 2013. (red/pm) Am 28. Februar wurde im Heidelberger Landratsamt der Landschaftserhaltungsverband Rhein-Neckar gegründet. Wichtig ist dieser Verband, um die Kulturlandschaft in ihrer standorttypischen Ausprägung sowie besonders geschützte Biotope und ökologisch wertvolle Flächen zu erhalten und zu pflegen, die landschaftliche Vielfalt zu sichern und die Kulturlandschaft offen zu halten.
Information des Landratsamtes Rhein-Neckar:
“Der 28. Februar war ein historischer Tag in Rom, aber auch ein ganz wichtiger im Rhein-Neckar-Kreis. Im Großen Sitzungssaal des Heidelberger Landratsamts trafen sich Oberbürgermeister und Bürgermeister sowie die Vertreter des Kreisbauernverbands, des Landesschafzuchtverbands, des BUND, des Odenwaldklubs und des Regierungspräsidiums, um gemeinsam mit Landrat Stefan Dallinger den Landschaftserhaltungsverband Rhein-Neckar zu gründen. Über dessen Bedeutung ließ der Landrat keinen Zweifel: „Wenn es ihn nicht gäbe, müsste man ihn erfinden!“
Zudem ist Stefan Dallinger fest überzeugt, dass der Landschaftserhaltungsverband „ein gutes Instrument“ sein wird, um durch Zusammenwirken der Mitglieder die Kulturlandschaft in ihrer standorttypischen Ausprägung sowie besonders geschützte Biotope und ökologisch wertvolle Flächen zu erhalten und zu pflegen, die landschaftliche Vielfalt zu sichern und die Kulturlandschaft offen zu halten. Hierzu soll der Verband unter anderem pflegebedürftige Grundstücke ermitteln, Kontakte zu Landwirten, Verbänden und Vereinen, die in der Landschaftspflege aktiv sind, herstellen und Pflegeverträge abschließen.
Dass 29 Städte und Gemeinden zur Gründungsversammlung gehörten sowie direkt im Anschluss bei der konstituierenden Sitzung des Vorstands vier weitere aufgenommen wurden, wertete der Landrat als „schönen Start, mit dem er sehr zufrieden“ sei. Weitere hätten bereits ihren Beitritt geplant oder wollen noch abwarten. Lediglich 7 Gemeinden haben einen Beitritt zum Landschaftserhaltungsverband abgelehnt. Diese gelte es nun „durch gutes Handeln und Erfolge zu überzeugen“, so der Landrat.
Die Idee des Landschaftserhaltungsverbands sei, dass man gemeinsam Prozesse anstoße, zielführend daran arbeite und sie erfolgreich umsetzen wolle. Nach Verabschiedung der Satzung und Vorstandswahl sind die nächsten Schritte dazu die Eintragung des Vereins beim Registergericht sowie die Stelle des Geschäftsführers öffentlich auszuschreiben und die Stellvertretung anzugehen sowie Anträge auf finanzielle Förderung beim Land zu stellen.
Vorstand des Landschaftserhaltungsverbands
Der Vorstand des neuen Landschaftserhaltungsverbands ist unter dem Vorsitz des Landrats paritätisch aus Vertretern der Kreiskommunen, des Kreisbauernverbands und des Landesnaturschutzverbands und seiner Mitglieder besetzt. Landrat Stefan Dallinger ist Kraft Satzung Vorsitzender des Vorstandes ist, wurden einstimmig gewählt für die kommunale Seite. Bürgermeister Hartmut Beck (Altlußheim) und Bürgermeister Eric Grabenbauer (Wiesenbach),
für die Naturschutzverbände Bärbel Andres (Weinheim, BUND) und Erich Jehn (Heidelberg, Odenwaldklub), für den Kreisbauernverband Achim Mattern (Helmstadt-Bargen) und Alfons Gimber (Lobbach, Landesschafzuchtverband).
Als Vertreter des Regierungspräsidiums Karlsruhe gehören dem Vorstand Birgit Kuisl (Abt. 3 Landwirtschaft) und Dr. Luise Murmann-Kristen (Abt. 5 Umwelt).
Vor der Wahl erinnerte Landrat Dallinger noch einmal daran, dass der Kreistag des Rhein-Neckar-Kreises im vergangenen Dezember mit großer Mehrheit für die Gründung eines solchen Verbandes und für die Bereitstellung von 50.000 Euro jährlich für Personal- und Sachkosten gestimmt hatte. Das Land Baden-Württemberg stellt Mittel zur Finanzierung von 1,5 Personalstellen für die Geschäftsführung und eine weitere Stelle für einen „Natura 2000-Beauftragten“ bereit.
Zudem soll der Landschaftserhaltungsverband in Form eines eingetragenen Vereins geführt werden. Dazu diskutierten die Teilnehmer der Gründungsversammlung den Satzungsentwurf und verabschiedeten ihn einstimmig. Der Landrat dankte den Vertretern des Bauerverbandes, der Naturschutzverbände und des Regierungspräsidiums sowie seinem Stellvertreter Joachim Bauer und dem Leiter des Amtes für Landwirtschaft und Naturschutz, Dr. Dieter Eitel, für die im Vorfeld der Gründungsversammlung geleistete Arbeit.
Vorstand und Mitgliederversammlung werden durch einen Fachbeirat beraten, der insbesondere bei der Festlegung des jährlich zu erstellenden Arbeitsprogramms unterstützend tätig wird. Dem Fachbeirat gehören jeweils wieder Vertreter der Kommunen, Landwirtschaft und Naturschutzverbände. Die ständigen Mitglieder des Fachbeirats wurden auf Vorschlag der jeweiligen Behörden, Verbände und sonstigen Stellen durch die Mitgliederversammlung berufen. Der neue Verband ist als eingetragener „Interessenverband“ kein Träger öffentlicher Belange, der etwa im Rahmenverwaltungsrechtlicher Verfahren zu beteiligen ist.
Er ist vielmehr Ansprechpartner im Bereich Naturschutz, Landschaftspflege und Landwirtschaft. Zudem kann er bei Anbahnung von Landschaftspflegeverträgen, die wie bisher von der Naturschutz- und der Landwirtschaftsverwaltung für Schutzgebiete und bei Biotopvernetzungen vor allem mit Landwirten abgeschlossen und kontrolliert werden, unterstützend mitwirken und dabei sowohl die Untere Landschaftsschutz- als auch die Untere Naturschutzbehörde entlasten. Weitere Aufgabenfelder bestehen in der Öffentlichkeitsarbeit, in der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen, Fortbildungsmaßnahmen und Aktionstagen.
Zusatzinfo
Von den 106.000 Hektar Gesamtfläche des Rhein-Neckar-Kreis sind gut 20.000 Hektar Siedlungs- und Verkehrsfläche. 86.000 Hektar sind Freifläche, auf der es:
- 47 Naturschutzgebiete (3.152 ha),
- 50 Flächenhafte Naturdenkmale (60 ha),
- 39 Landschaftsschutzgebiete (40.951 ha),
- 64 Naturdenkmale (Einzelgebilde),
- 18 Flora-Fauna-Habitat-( FFH-)Gebiete (15.486 ha) und
- 7 Vogelschutzgebiete (6.067 ha) gibt.
Da die Flächen sich teilweise gegenseitig überlappen, kann man sie nicht einfach addieren. Von den Natura 2000-Gebieten (FFH- und Vogelschutzgebiete) sind 49 Kreiskommunen betroffen.
- Vor 25 Jahren wurde in Mittelfranken der erste Landschaftspflegeverband gegründet. Der Dachverband aller Landschaftspflege- und –erhaltungsverbände hat deshalb seinen Sitz in Ansbach (Deutscher Verband für Landschaftspflege e. V.).
- Vor gut 20 Jahren wurde mit dem LEV Landkreis Emmendingen e.V. der erste LEV in Baden-Württemberg gegründet. Inzwischen gibt es 10 LEV’ s in Baden-Württemberg, die Gründung im Neckar-Odenwald-Kreis ist bis dato die jüngste.
Gründungsmitglieder Landschaftserhaltungsverband Rhein-Neckar
Rhein-Neckar-Kreis, Bauernverband und Landesnaturschutzverband sowie die Gemeinden und Städte
- Altlußheim,
- Bammental,
- Brühl,
- Dossenheim,
- Heddesbach,
- Heddesheim,
- Heiligkreuzsteinach,
- Hemsbach,
- Hirschberg,
- Ilvesheim,
- Ketsch,
- Ladenburg,
- Laudenbach,
- Leimen,
- Lobbach,
- Neckarbischofsheim,
- Neckargemünd,
- Neidenstein,
- Oftersheim,
- Reichartshausen,
- Reilingen,
- Schönau,
- Schönbrunn,
- Schriesheim,
- Waibstadt,
- Walldorf,
- Weinheim,
- Wiesenbach,
- Wilhelmsfeld.
Dielheim, Helmstadt-Bargen, Plankstadt und Schwetzingen wurden vom Vorstand gleich nach der konstituierenden Sitzung als Mitglieder aufgenommen.”