Worms, 08. Juni 2017. (red/pro) Ein Handyvideo zeigt einen – freundlich formuliert – nicht sehr überzeugenden Einsatz von Polizeibeamten beim Pfingfest in Worms. Vor Ort kam es offenbar zu einer Familienstreitigkeit, infolge derer mehrere Personen aufeinander losgingen. Die Beamten hatten alle Hände voll zu tun und konnten den Hauptaggressor erst durch Einsatz von Pfefferspray “überzeugen”, mit auf die Wache zu kommen.
Von Hardy Prothmann
Das private Video (siehe Ende des Artikels), das nur einen Ausschnitt des Einsatzes zeigt, kursiert in rechten Kreisen, um “die Hilflosigkeit” der Polizei gegenüber streitenden Migranten zu dokumentieren.
Tatsächlich zeigen die Aufnahmen eine teils sehr chaotische Situation und ein mindestens unglückliches Agieren der Beamten vor Ort. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass sie in Unterzahl sind und die streitenden Personen wirklich keinerlei Respekt zeigen und von den Anweisungen der Beamten offenbar vollständig unbeeindruckt sind.
Das Video zeigt aber vor allem, dass die Beamten so gut wie keine Eigensicherung betreiben und sich damit in großer Gefahr befanden.
Auffällig ist, dass die Beamten nicht als Gruppe agieren, sondern einzeln. Sie lassen sich damit auseinander treiben und vereinzeln, was gerade bei solch unübersichtlichen Lagen äußerst problematisch ist. Weiter versuchen Beamten alleine Personen zu fixieren, was ein erhebliches Verletzungsrisiko für die Beamten als auch die Personen bedeutet.
Nach dem Video muss man zudem in Zweifel ziehen, wie der Ausbildungsstand der Beamten ist, denn offenbar gelingt es über geraume Zeit überhaupt nicht, die festgehaltenen Personen über entsprechende Griffe und Hebel zu kontrollieren. Warum in dieser Situation nicht bereits Pfefferspray oder auch Schlagstöcke eingesetzt worden sind, ist wenig verständlich bei einem derart aggressiven Verhalten.
Klar – Polizeieinsätze im öffentlichen Raum werden heutzutage fast immer gefilmt. Und auch klar: Beamte, die dabei gefilmt werden, sind sofort in der Kritik. Wenn aber dokumentiert würde, dass die Beamten das Gewaltmonopol vertreten und auch durchsetzen, würde ein anderer Anschein entstehen als aktuell, wo den nicht hart durchgreifenden Beamten vorgeworfen wird, sie agierten “hilflos”. Motto: Wie man’s macht, macht man es falsch.
Doch das Verhalten der aggressiven Personen ist besorgniserregend. Was, wenn jemand ein Messer gezogen hätte oder mit einer Flasche geschlagen hätte? Die Einsatzsituation ist vollständig ungeeignet, um die Schusswaffen zu ziehen. Viel zu viele (unbeteiligte) Menschen in der Menge und viel zu wenig Abstand, um Schusswaffen vernünftig einzusetzen.
Nach unseren Informationen kennt die Polizeidirektion Worms das Video und wird es auch mit Blick auf Einsatzverhalten und vor allem Eigensicherung der Beamten prüfen und kritische Punkte herausarbeiten, um diese zu verbessern.
Auf Anfrage teilt man uns mit, dass eine Person auf der Wache eine Blutprobe abgeben musste und danach wieder auf freien Fuß kam. Verletzt wurde nach Angaben der Polizei niemand – das allerdings ist eher ein Zufall und hätte auch ganz anders ausgehen können.