Ludwigshafen/Rhein-Neckar, 08. Februar 2015. (red/ms) Im Gegensatz zu den gewalttätigen Ausschreitungen durch Linksradikale im Umfeld des Ludwigshafener Hauptbahnhofs sind die Kundgebung „LU bunt statt braun“ und das anschließende Kulturfest rund um den Theaterplatz ruhig und friedlich verlaufen. Die Reden waren dabei sehr vage und stark redundant. Inhaltlich ging es dabei selten über „Wir sind für Offenheit, Vielfalt und Toleranz“ hinaus. Etwa 3.000 Personen waren zur Kundgebung um 12:00 Uhr erschienen – diese Menschenmenge löste sich allerdings rasch auf.
Von Minh Schredle
Auf dem Theaterplatz in Ludwigshafen hat sich eine große Menschenmenge versammelt. Jürgen Knoll, ver.di-Geschäftsführer für den Bezirk Pfalz und ein Sprecher für das Netzwerk gegen Rechte Gewalt und Rassismus, beziffert die Anzahl der anwesenden Personen auf „mehr als 3.000 Menschen“, tatsächlich waren es nach unserer Schätzung gut über 2.000.
Als Redner kamen neben der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sowie Oberbürgermeisterin Dr. Eva Lohse (CDU) verschiedene Schülervertretungen und Vertreter verschiedener Kirchen und Glaubensrichtungen zu Wort – doch bereits nach den Reden von Frau Dreyer und Frau Lohse wurde es merklich leerer.
Enttäuschende Redebeiträge
Die verschiedenen Redebeiträge waren leider wenig spannend und dazu noch stark redundant. Es sei gut, dass so viele Menschen zusammengekommen sind, um ein eindeutiges Zeichen gegen Rechts und für Offenheit und Toleranz zu setzen, so der Konsens, der in verschiedenen Worten immer wieder wiederholt wurde – viel tiefgründiger und differenzierter wurde es in keiner der Reden. Zitierenswert ist eigentlich nur Frau Dr. Lohse (CDU) gewesen:
Toleranz heißt, ich nehme den Anderen hin, Respekt heißt, ich nehme den Anderen ernst.
Während mehrfach angesprochen wurde, dass am Hauptbahnhof weniger Hooligans als erwartet zusammengekommen sind und man seine Freude darüber zum Ausdruck brachte, wurden die gewalttätigen Übergriffe linksradikaler Gruppen mit keinem Wort erwähnt.
Weder wurde Bedauern zum Ausdruck gebracht, noch distanzierte man sich von der Gewalt durch linksradikale Autonome, die zuvor in großer Zahl mit „Mannheim gegen Rechts“ und „Mannheim sagt Ja“ von Mannheim nach Ludwigshafen marschiert waren und sich dort dann abgetrennt hatten.
Gerade vor dem Hintergrund, dass beinahe alle Redner in ihren Vorträgen Gewalt mit deutlichen Worten verurteilten, ist das schwach und macht eine Distanzierung von Gewalt unglaubwürdig.
Polizei schätzte Lage gut ein
Am Theaterplatz waren durchgehend mindestens 20 Polizisten und Ordnungsbedienstete anwesend. Sie hielten sich dezent zurück, warteten meistens außerhalb der Menschenmenge.
Doch die Lage war angespannt – das sah man an ihren Gesichtern. Oberbürgermeisterin Dr. Lohse war abseits der Bühne stets von einem Tross aus zwei bis vier Sicherheitsbeamten begleitet. Das wirkte arg hysterisch übertrieben.
Die Kundgebung und das Kulturfest sind vollkommen friedlich verlaufen. Insgesamt sollen im Rahmen der Hooligan-Kundgebung und der Gegendemonstrationen rund 1.300 Beamte im Einsatz gewesen sein. Daraus wird ersichtlich, dass die Polizei den Theaterplatz nicht als großen Gefahrenbrennpunkt betrachtet hat und ihre Schwerpunkte anders setzte – und damit lag sie richtig.
Die Polizei hatte die Lage in der Ludwigshafener Innenstadt, die komplett für Verkehr gesperrt war, jederzeit unter Kontrolle.
Wer sagt „Ja“ zu was?
Gegen 14:00 Uhr endete die Kundgebung am Theaterplatz – zeitgleich sollte die der Hooligans am Hauptbahnhof starten. In der gesamten Stadt läuteten ab 14:00 Uhr für eine Viertelstunde lang Kirchenglocken, um „ein deutliches Zeichen gegen die Nazis zu setzen“ – oder um ihre Kundgebung zu stören.
Jay Ryze, San Telli und Ali-Can präsentierten in Ludwigshafen ihren Song „Mannheim sagt Ja“. In der letzten Strophe wurde dann aus „Mannheim sagt Ja“ ein generelleres „Deutschland sagt Ja“. Wobei damit wohl nicht die Hooligans gemeint waren.
Beschönigend oder verblendet?
Doch die meisten Anwesenden störten sich an dieser Darstellung offenbar wenig – der Song wurde gefeiert. Beim anschließenden Kulturfest, das nicht nur auf dem Theaterplatz, sondern auch vor dem Wilhelm-Hack-Museum stattgefunden hat, war dann nicht mehr besonders viel los. Ein Teil der Menschen wechselte zum Friedensgebet an der Lutherkirche, der andere Teil löste sich zügig auf, nach einer guten halben Stunde waren insgesamt nur noch wenige hundert Menschen auf die verschiedenen Standorte verteilt.