Mannheim, 08. Juni 2017. (red/as) Die Freilichtbühne Mannheim hat sich für die kommende Sommersaison mal wieder zwei spannende und ganz unterschiedliche Stücke heraus gesucht: Als Kinderstück wird „Der Froschkönig“ aufgeführt, für die Erwachsenen gibt es „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“. Hinter den Kulissen hatten Darsteller und Organisatoren viel Arbeit und einige Herausforderungen zu stemmen.
Von Annika Schaffner
Die Regisseurin Sabine Valentin hat den Froschkönig vor ungefähr zehn Jahren schon einmal inszeniert. Damals allerdings im Zimmertheater, die viel größere Bühne draußen verlangt auch „eine andere Dimension“, erklärt Sabine Valentin. Um die Bühne auszufüllen, sind 27 Schauspieler aktiv, es gibt drei Prinzessinnen, vier Hexen und nochmal sechs Junghexen.
Große Herausforderungen und viel Bewegung beim Kinderstück
Die Hexen bringen auch den größten Unterschied zur klassischen Fassung der Brüder Grimm, denn für die magischen Wesen ist es gerade Trend, Menschen in Haustiere zu verwandeln. Die Hexe Winniefred von der Nudelberg, gespielt von Thomas Nauwartat-Schultze, möchte besonders angeben und sucht sich den Prinzen Wunibald (Sebastian Kaufmann), um ihn in einen Frosch (Phillip Valentin) zu verwandeln. Doch der Fehler der Hexe: der Frosch kann entkommen und sich in einem Brunnen verstecken… Die Fassung von Raphael Protiwensky ist passend zur Freilichtbühne humorvoller und turbulenter.

Noch ist das “Publikum” während der Proben überschaubar – die beliebte Freilichtbühne kann sicherlich mit vollen Rängen rechnen.
Die Hexe Winniefred von der Nudelberg ist von Sabine Valentin bewusst männlich besetzt worden. Eine Idee, die sie vom Nationaltheater und deren Stück Hänsel und Gretel bekommen hat. Für die Regisseurin ist das Nationaltheater allgemein eine Art Vorbild, „von dem immer wieder Inspirationen ausgehen“. Thomas Nauwartat-Schultze musste zwar erst lernen, was es zu Frauenkleider und Stöckelschuhen zu beachten gibt, findet aber „das Böse immer gut“ und freut sich, dass er die Rolle wieder besetzen darf.

Viel Bewegung im Froschkönig.
Wichtig war Sabine Valentin und ihrer Co-Regisseurin Angelika Herzog-Eichner, dass im Stück „viel Bewegung“ herrscht. So baut ein Bewegungschor das Bühnenbild auf, das fast komplett mit Rollen versehen wurde. Der Chor überbrückt die Pausen mit stimmungsvollen Liedern, die mit Tänzen der Choreographin Claudia Griethe eingeübt worden. Dies war eine weitere Herausforderung und die Tänze nahmen gefühlt fast mehr Proben ein, als das Stück selbst, erzählt Sabine Valentin. Die Musik und die Lieder hat der Frankfurter Komponist Frank Moesner extra für die Freilichtbühne angepasst.
„Eine große Herausforderung war auch das Froschkostüm“, erklären die Kostümbildner Monika Kaufmann und Bärbel Steegmüller. Denn „Wir sind halt Menschen“ und haben nicht gerade die Proportionen eines Frosches. Das Kostüm sei erst vor einer Woche fertig geworden:
Ein Kostüm wird immer erst zum Schluss fertig,
erzählen die beiden aus ihren Erfahrungen. Bis auf wenigen Vorgaben, wie grün-weiß gestreifte Kleidung, können die Kostümbildner „frei arbeiten“, allerdings ist das Budget auf 100 Euro begrenzt. Bei so vielen verschiedene Kostümen keine leichte Aufgabe, trotzdem: „Wir liegen immer drunter!“, erzählen sie stolz. Einige Kostüme können aus alten Stücken wieder verwendet werden, andere werden von der Freilichtbühne selbst geschneidert.
Phillip Valentin, der das Frosch-Kostüm tragen darf, erklärt:
Das Kinderstück ist immer eine große Herausforderung für uns.
Denn auch auf der Bühne stehen sehr viele Kinder von sechs bis zwölf Jahren, die beim Stück direkt mitwirken können. Aber der Froschkönig sei „eine tolle Geschichte“ und wie immer ein „familiäres Gemeinschaftsprojekt“ sagt der 23-jährige Schauspieler.
Seine Prinzessin, Chiara Hildenbrand ist erst 19 Jahre alt und spielt im Froschkönig ihre erste Hauptrolle und ihre zweite Sprechrolle überhaupt. Sie findet, dass es „vor Kindern etwas anderes ist, als vor Erwachsenen“, denn
Man muss alles geben, um sie zu begeistern!
Etwas gruseliges für die Erwachsenen
Für die Erwachsenen gibt es nach „Dracula“ 2004 diesen Sommer mal wieder etwas aus der „Gruselecke“, so nennt es der Regisseur Thomas Nauwartat-Schultze. Das Bühnenbild soll das London von 1888 darstellen, für so eine genaue Zeitangabe mussten viele Details geklärt werden, zum Beispiel:
Wie sah eine Zeitung früher aus?
Bei Tagen mit Doppelvorstellungen zusammen mit dem Froschkönig sei der Umbau der Bühne eine besondere Herausforderung, „wir haben aber auch hier eine Lösung gefunden“.

Authentische Kostüme aus dem London von 1888.
Mit rund 50 Personen finden auf der Bühne quasi Massenszenen statt, die zwar zu London passen, aber nicht einfach zu koordinieren sind, verrät der Regisseur. Dazu kommt, dass die Schauspieler für das eine Stück drei bis vier Kostüme brauchen, womit insgesamt um die 230 Kostüme benötigt wurden. Und das ebenso bei einem Budget von 100 Euro.
Die eigentliche Fassung von Dr. Jekyll und Mr. Hyde von Bernd-Klaus Jerofke, die beim Deutschen Theaterverlag Weinheim erschienen ist, war für Thomas Nauwartat-Schultze ein wenig „zu trocken und zu philosophisch“,
eine Liebesgeschichte muss sein!
Deshalb nahm der Regisseur die Liebes-Szenen aus der Fassung von Gebhard Kienzler, die bei der befreundeten Freilichtbühne in Hornberg aufgeführt worden war.
Die Freilichtbühne Mannheim hat als große Familie mit viel Liebe, Schweiß und Fleißarbeit wieder zwei Stücke für diesen Sommer auf die Beine gestellt, die nun bereit sind, vor groß und klein aufgeführt zu werden. Premiere für “Der Froschkönig” ist am 11. Juni, “Dr. Jekyll und Mr.Hyde” wird am 17. Juni das erste Mal gezeigt.

Viel Gewusel auf der Bühne