Weinheim, 07. Januar 2016. (red/pm) Die allermeisten Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, kennen das Land kaum. Rechts vor links im Straßenverkehr, zur Begrüßung die Hand geben, Behördengänge – nicht nur die Sprache, sondern auch Alltäglichkeiten müssen vermittelt werden. Dabei helfen Patenschaften, wie die von Siggi und Timo Freund. Pate kann jeder werden, es werden noch Freiwillige gesucht.
Information der Stadt Weinheim:
„Die Flüchtlinge, die derzeit an fünf Standorten in Weinheim untergebracht sind, kennen Deutschland nicht. Das Land nicht, seine Gebräuche und Gepflogenheiten nicht, seine Umgangsformen ebenso wenig. Sie kennen sich nicht aus, sind mitunter hilflos. Sie brauchen auch Leitlinien und Regeln.
In Weinheim gibt es eine erfreulich hohe Zahl von Menschen, die sich persönlich und individuell einem Flüchtling widmen, um ihn durch die mitunter kniffligen Alltagssituationen zu lotsen: Es sind ehrenamtliche Paten. Sie unterstützen Familien im täglichen Leben und erläutern insbesondere Männern die europäischen Verhaltensweisen – auch gegenüber Frauen.
Ein Beispiel: Siggi und Timo Freund haben sich im Juli 2015 rasch entschieden mitzumachen, um im GUPS-Hotel Flüchtlinge zu betreuen. Sie sind auch besonders geeignet dafür, da er als geborener Iraner Farsi spricht und sie gut Französisch. Inzwischen haben sie zu verschiedenen Flüchtlingen Beziehungen aufgebaut.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede verstehen
Siggi Freund hat mit Afrikanern Kontakt aufgenommen, die Französisch sprechen. Es geht um Grundlagen des Lebens in Deutschland, Frauen die Hand zu geben, mit Messer und Gabel zu essen, sie hat zu Behörden und zur Bank zu begleitet, Sprachkurse zu vermitteln.
Timo Freund betreut ein junges iranischen Paar, Marian Montazeri und Mehdi Aiouby. Sie kamen mit dem Zug in die Türkei, dann landeten sie für viel Geld mit Schleppern auf der Insel Kos und begannen anschließend einen Monat lang zu laufen, bis sie in Weinheim ankamen.
Freund führt die beiden in alles ein, was hier zum Grundwissen gehört, Fahrradfahren, Verkehrsregeln beachten, Tischsitten – auch Grenzen aufzuzeigen ist seine Aufgabe. Beide unternehmen auch Ausflüge in die Region. Wichtig, sagen beide, sei der Austausch über Verhaltensweisen in Deutschland und dem Herkunftsland; Flüchtlinge erzählen gerne über ihr Heimatland. Erst wenn man die gewohnten Lebensumstände des Betreuten ein wenig kennt, könne man sich gegenseitig verstehen und die Unterschiede verständlich machen, sagen die Paten.
Paten gesucht
Weinheim kann noch mehr Paten gebrauchen, wirbt auch die kommunale Integrationsbeauftragte Ulrike Herrmann. Es geht nicht nur um Sprachkenntnisse, es gehe auch „mit Händen und Füßen“; ein wenig Englisch können die meisten Flüchtlinge. Es gibt an allen Standorten Teams von Ehrenamtlichen, die beraten, was zu tun ist und neue Ehrenamtliche aufnehmen und einführen. Dabei können Interessen und Fähigkeiten des Paten abgestimmt werden mit den Flüchtlingen.
Die Paten gestalten die Patenschaft nach eigenem Ermessen. Die Betreuung und die Beziehung soll eine Erweiterung des Horizontes für fremde Kulturen werden und den zwischenmenschlichen Kontakt fördern. Es geht darum möglichst schnell eine Integration der Flüchtlinge zu erreichen, vielleicht eine Arbeit zu
finden und damit die uns wichtigen Werte zu vermitteln.
Interessenten wenden sich bitte an eine der Mail-Adressen:
u.herrmann@weinheim.de
Patenschaft-fluechtlingshilfe@gmx.de
Oder über die Internetseiten:
www.weinheim-hilft.de
www.ak-asyl-weinheim.de„